Faktor 10

Das Internet droht am eigenen Erfolg zu ersticken, denn allzu oft sind die Pipelines verstopft. "SiliconTCP", ein einfaches und dennoch wirkungsvolles Verfahren könnte viele Probleme lösen und die Performance verzehnfachen.

Von: Jürgen Fey

Die Bay Area südlich von San Francisco, das Silicon Valley, gilt zu Recht als das Herz der Computerindustrie. Kaum eine Entwicklung, die nicht hier ihren Ursprung hatte oder dessen Potential hier erst so richtig ausgeschöpft und zur Serienreife entwickelt wurde. Eine junge Firma will dort jetzt mit einer neuen Technik die nächste Runde der Internet-Kommunikation einläuten. Gegründet von den BSD-Unix-Veteranen Bill und Lynne Greer Jolitz sowie unterstützt von dem "Vater des Internet" und MCI Senior Vice President for Data Architecture Vinton Cerf, der als "Member of the Board" aktiv am Geschehen beteiligt ist, sagt das Unternehmen Interprophet mit einer Technik namens "SiliconTCP" den protokollspezifischen Verzögerungen im Internet den Kampf an.

SiliconTCP verspricht bei voller Einhaltung der Kompatibilität zu bestehenden Internet-Protokollen eine Steigerung des Durchsatzes im Netzwerk um den Faktor drei bis zehn. Dies könnte ob der plötzlich zur Verfügung stehenden Bandbreite bei zugleich deutlich sinkenden Latenzzeiten eine Innovationslawine bei IP-Netzen auslösen und in der Folge zu vollkommen neuen Applikationen und Geräteklassen führen. Dabei klinkt sich die neue Technik nahtlos in die bestehende weltweite Infrastruktur ein, ohne eine Hürde der Inkompatibilität aufzubauen. Mit SiliconTCP ausgestattete Endgeräte können untereinander sofort in den Genuß der höheren Performance kommen, während der Rest der Devices-Welt wie bisher kommuniziert. SiliconTCP nutzt hierbei keine Tricks, die dem TCP/IP-Protokoll widersprechen, um die Kompatibilität zu sichern und Insellösungen zu vermeiden.

Wo liegt die Magie der neuen Technik? Das TCP/IP-Protokoll nutzt zur Übertragung das sogenannte CSMA/CD-Verfahren (Carrier Sense Multiple Access with Collision Detection). Hierbei werden die zu sendenden Datenpakete auf das Netzwerk losgelassen, ohne daß die Netzwerk-Hardware vorher überprüft, ob nicht bereits im gleichen Moment ein Transfer stattfindet. Ist dies der Fall, so überlagern sich die Pakete. Es tritt zwangsläufig eine Datenkollision (Congestion Collision) auf, die alle aktiven Transfers ungültig macht. Alle beteiligten Endpunkte stellen diesen Fehler über die einzelnen Layer des Netzwerk-Stacks und die CSMA/CD-Fehlererkennung fest, warten eine lokal zufällig ausgewählte Zeit und beginnen den letzten Transfer von vorne.