Münchner Ignition Lab für das Internet der Dinge umgestaltet

Intels Vision der IoT-Zukunft

Intel engagiert sich weiter stark im IoT-Markt. In dem gemeinsamen Programm Challenge Up! wollen Telekom, Intel und Cisco innovative IoT-Startups fördern.

Wie ernst Intel sein Engagement in Sachen Internet der Dinge nimmt, zeigt die Neueröffnung des IoT Ignition Lab in Feldkirchen bei München.

Im Münchner Ignition Lab zeigt Intel praxisnahe IoT-Anwendungen
Im Münchner Ignition Lab zeigt Intel praxisnahe IoT-Anwendungen
Foto: Intel

Dort will der Konzern mit praxisnahem Bezug einen Eindruck vermitteln, wie das IoT etwa Bereiche wie Industrie 4.0, Smart Home, Wearables, Smart City etc. verändert. Das Münchner Lab ist dabei eines von acht in Europa und dem Nahen Osten angesiedelten Ignition Labs.

Welche strategische Bedeutung das IoT für Intel hat, unterstreicht auch das gemeinsam mit Telekom und Cisco geführte Programm Challenge Up!. In dessen Rahmen sollen innovative IoT-Startups gefördert werden. Dabei zeichnen sich die Idee der Startups nicht unbedingt durch absolute Innovationen aus. Sehr häufig ist auch die Verknüpfung bereits bekannter Techniken die eigentliche Idee, da sie so im IoT neue Prozessketten ermöglichen.

Neue Business Ideen mit bekannter Technik

Die LED-Birne lernt mit.
Die LED-Birne lernt mit.
Foto: Comfy

Eine solche Idee hatte beispielsweise das Schweizer Startup Comfy mit der Comfylight. Dabei handelt es sich um eine LED-Birne, die über WLAN verfügt und so per Smartphone-App gesteuert werden kann - soweit eigentlich nichts Neues. Der Clou ist allerdings, dass die Lampe aus dem menschlichen Verhalten lernt und sich dann bei Abwesenheit authentisch selbst ein- und ausschaltet und so den Eindruck erweckt, dass jemand zu Hause sei. Zudem erkennt sie Bewegungen in einem Raum und informiert dann den abwesenden Bewohner via App auf dem Smartphone. Noch im Herbst will das Unternehmen wie Kickstarter Geld zur Produktion einsammeln.

Parkplatzsuche per Smartphone.
Parkplatzsuche per Smartphone.
Foto: Hi-Park

Ein anderes Beispiel für obige These ist die Parkplatz-App von Hi-Park. Entsprechende Apps und System gibt es bereits viele. Der Clou an der Idee der Israelis ist aber, dass sie ohne teure Infrastruktur und Sensorik auskommen. Stattdessen nutzen sie die Kamera des Smartphones, um freie Parklücken zu erkennen und weiter zu melden. Mit entsprechenden Partnern könnte das System auch gleich zur Kontrolle des Straßenzustandes genutzt werden, in dem es etwa neue Schlaglöcher etc meldet. Skeptikern, die glauben, dass ein solches Schwarm-basiertes Parkplatz-Navigationssystem nicht funktionieren könne, halten die Gründer entgegen, dass in der Stadt schon 3 Prozent der Fahrzeuge reiche, um zuverlässige Meldungen zu erhalten. Dazu könne man ja beispielsweise Taxis mit der entsprechenden App ausrüsten.

Proglove - der intelligente Handschuh

Dieser Handschuh könnte die Produktion revolutionieren.
Dieser Handschuh könnte die Produktion revolutionieren.
Foto: Proglove

Wie das IoT direkt die Industrie verändert, zeigt das Münchner Startup Proglove und unterstreicht damit eindrucksvoll, dass Wearables mehr sind wie nur Smartwatches oder Fitness-Armbänder. Die Münchner haben einen Sensorhandschuh entwickelt, der etwa per RFID erkennt, was sein Benutzer gerade in die Hand nimmt. Weitere Sensoren erkennen zudem, welche Bewegungen der Benutzer ausführt. Auf diese Weise könnte der Handschuh etwa in der Produktion die Arbeit eines Mitarbeiters protokollieren. Welches Werkzeug benutzt er? Welches Bauteil wird verwendet? Führt er die richtigen Bewegungen, sprich Arbeitsschritte aus? Bei Fehlern erhält der Mitarbeiter ein direktes Feedback vom Handschuh, das auf zweierlei Weise erfolgen kann: Entweder per Vibration oder Optisch über das integrierte Displayfeld. Verknüpft mit der entsprechenden Software im Hintergrund lassen sich so Prozessketten komplett neu steuern und kontrollieren.

Wearable mit Rechenpower

Kein Cyberwarrior, sondern ein hochkommunikativer Mitarbeiter.
Kein Cyberwarrior, sondern ein hochkommunikativer Mitarbeiter.
Foto: Knapp AG

Um sicher zu stellen, dass die benötigten Bauteile auch vorhanden sind und rechtzeitig bei der Montage ankommen, könnte eine andere IoT-Innovation in Spiel kommen: KiSoft WebEye. Diese Lösung hat die Grazer Knapp AG, ein Spezialist für Lagerautomation und Lagerlogistik, entwickelt. Getreu dem Motto, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, ist KiSoft WebEye ein audiovisuelles System zur Unterstützung bei der Störfallbehebung, Fehleranalyse sowie beim Austausch und beim Einstellen von Komponenten. Das System wird über WLAN in das Netzwerk eingebunden, die Daten werden dann per Internet übermittelt, um so etwa entfernte Standorte zu unterstützen. so entstehen keine zusätzlichen Übertragungskosten. Der Mitarbeiter selbst nutzt ein Headset mit integrierter Kamera, Mikrofon, Kopfhörern und See-through-Display. Ferner trägt er eine Weste, in die ein tragbarer PC, Akkus für 6 bis 8 Stunden Betriebszeit, eine kabellose Tastatur und eine Connection Box integriert sind.

Dank dieser Kombination sieht und hört etwa ein Hotline-Mitarbeiter alles, was der Kollege vor Ort erlebt. Und dieser sieht durch das See-through-Display, welches Bild der Hotline-Mitarbeiter gerade vor sich hat. Der Hotline-Mitarbeiter kann wiederum zusätzliche Informationen, wie zum Beispiel Skizzen, Videos oder Anleitungen, auf dem See-through-Display zur Verfügung stellen. Ein Konzept, von dem die Grazer etwa die Rosenberger Hochfrequenztechnik GmbH sowie die Deutsche Bahn am Standort München überzeugen konnten. Gleichzeitige beauftragte die Bahn die Knapp AG mit einer Machbarkeitsstudie zum Thema Wearable Services.

Obige Beispiele aus dem IoT Ignition Lab zeigen eindrucksvoll, dass beim Internet der Dinge nicht entscheidend ist, ob die Technik der neuste Schrei ist, sondern vielmehr die Vernetzung der Prozessketten, Gerade in letzterem liegt die eigentliche, so dass hier aus bereits bekannten Technologien völlig neue Produkte und Wertschöpfungsketten entstehen können. (mje)