Mehr Schein als Sein?
Offene Standards im Netzwerk
Kaum eine Diskussion ist in der Netzwerkbranche momentan so lebendig wie die um die Einführung von Software-Defined Networking. Die Fronten schwanken zwischen den Fragen: Ist SDN ein überschätzter Hype, der auf einigen Testinstallationen in Großforschungsprojekten oder bei Service-Providern basiert? Oder führt der Siegeszug von Cloud-Services dazu, dass sich diese Technologie auch flächendeckend durchsetzen wird? Was allerdings bei der Diskussion oft übersehen wird, ist, dass unabhängig von jeglichen Überzeugungen die Rahmenbedingungen für die Durchsetzung einer Technologie stimmen müssen. Und die lauten aus meiner Sicht: Offene Standards.
Die Vorteile von offenen Standards und Schnittstellen sind schnell erklärt: Unternehmen haben wesentlich größere Gestaltungsfreiheiten bei ihrer IT-Infrastruktur. Bislang war es so, dass man bei der Entscheidung für eine Lösung an den Hersteller gebunden blieb - nicht nur in technologischer Hinsicht aufgrund proprietärer Formate, sondern meist auch in Bezug auf Service und Support.
Und auch wenn Lösungen aus einer Hand durchaus auch Vorteile haben können, versperrt dies oft den Weg, wenn neue Komponenten integriert werden sollen. Statt die bestmögliche Lösung zu integrieren, kann lediglich unter denjenigen Komponenten gewählt werden, die kompatibel sind zu der bestehenden Architektur. Es ist leicht nachvollziehbar, dass dies nicht gerade ideale Voraussetzungen sind, um hochverfügbare und agile Netzwerke aufzubauen oder zu betreiben. Und genau das erhoffen sich Unternehmen von SDN: mehr Flexibilität, einfacheres Management und schnellere Konfiguration der Netzwerke. Dies zeigt nicht zuletzt eine Umfrage der US-Zeitschrift Network World im Juni 2014. Geschlossene, proprietäre Lösungen sind hingegen genau das Gegenteil, nämlich das Grab jeglicher Innovation.
"Offenheit" hat viele Elemente: Sei es Protokoll, Schnittstelle oder Controller
- Hans Schramm, Field Product Manager Enterprise, Dell
"Es ist sicherlich unumstritten, dass Software heute eine tragende Rolle bei allen Storage-Themen spielt, das wird sich zukünftig weiter verstärken." - Dr. Stefan Radtke, CTO Isilon Storage Division, EMC Deutschland
"Die Storage-Hardware besteht bei EMC schon heute fast ausschließlich aus Commodity Komponenten. Selbst die High-End Speichersysteme wie EMC VMAX oder Scale-Out-NAS Islilon Systeme bestehen mit wenigen Ausnahmen vollständig aus Commodity Komponenten." - Robert Guzek, Senior Alliance Manager CE FTS CE ISS Market Operations, Fujitsu Technology Solutions
"Nur wenn die Hardware selbst über eine gewisse Intelligenz verfügt, ist sie in der Lage, unmittelbar zu reagieren und die erwünschten kurzen Antwortzeiten zu liefern. Die Hardware muss in Zukunft deshalb eher an Intelligenz gewinnen, sie muss sich selbst besser verwalten und sich flexibler an die Geschäftsprozesse und betrieblichen Anforderungen anpassen können." - Thomas Meier, Chief Technologist Storage, Hewlett-Packard
"Das Software Defined Data Center ist bei HP bereits Realität: Die Cloud-Management-Lösung Cloud Service Automation, das offene Cloud-Betriebssystem Cloud OS sowie Lösungen für Software Defined Networking und Software Defined Storage sind bereits Bestandteil von HPs Portfolio für das Rechenzentrum der Zukunft.“ - Dr. Georgios Rimikis, Senior Manager Solutions Strategy, Hitachi Data Systems
"Hardware wird im professionellen Umfeld auf absehbare Zeit mehr sein als bloße Commodity. Das gilt für 2014 und auch noch darüber hinaus." - Michael Achtelik, Storage Business Leader DACH, IBM Deutschland
"Bei der Umsetzung der Konzepte rund um den Begriff Software Defined Data Center engagiert sich IBM sehr stark. IBM verfolgt hier einen eher noch umfassenderen Ansatz als SDDC und hat hierzu den Begriff Software Defined Environments (SDE) geprägt.“ - Johannes Wagmüller, Director Systems Engineering, NetApp
"Commodity-Hardware mag für Betreiber wie Amazon AWS und Google eine Option darstellen, da sie mit eigenen Entwicklungsabteilungen für Integration und Qualitätssicherung sorgen. Im Enterprise- und KMU-Markt, wo diese mächtigen Entwicklungs-Ressourcen nicht zur Verfügung stehen, wird weiterhin auf die Betriebssicherheit von Enterprise Speichersystemen Wert gelegt werden." - Vincenzo Matteo, Disk Product Management Director, Oracle
"Wir halten Software Defined Storage aufgrund der verdeckten Kosten für kein wirklich vorteilhaftes Konzept. Weil alle Integrations-, Prüfungs- und Wartungsaufgaben für das System vollständig auf den Anwender übergehen, erhöht sich der Aufwand in diesen Bereichen signifikant, die Ausgaben steigen deshalb gleichermaßen."
Bei aller Begeisterung über "Offenheit" im Netzwerk. Ganz so einfach wie beispielsweise bei OpenSource-Software ist es leider nicht. Zumal das Thema der offenen Standards mehrere Elemente hat. Es bedarf offener Protokolle und Schnittstellen, bei SDN kommt zusätzlich noch das Element eines offenen Controllers hinzu.