Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Wie All-IP das Unternehmen erobert

Auf dem Internet Protocol (IP) basierende Netzwerktechniken lösen nicht nur die klassische Telefonanlage ab, sondern sorgen generell dafür, dass Telefon- und Datendienste immer mehr zusammenwachsen.

Wer kennt noch die klassischen, alten Nebenstellenanlagen in Unternehmen? Riesige Kühlschränke stehen in den Kellern, aus ihnen ragen Kabel, die nur in diese Telefonanlage passen, am anderen Ende dieser Kabel hängen, in Büroräumen verteilt, Systemtelefone, die nur mit dieser Anlage funktionieren. Faxgeräte lassen sich anschließen, genauso wie Schnurlostelefone. In der Vergangenheit waren diese sehr zuverlässigen Insellösungen zumeist über ISDN ans Telefonnetz angeschlossen. Diese Anlagen haben unglaublich viele Leistungsmerkmale, sie können praktisch alles. Wartung, Verkabelung, Installation und die proprietären Endgeräte sind allerdings sehr teuer. Dafür funktionieren sie.

Es ist zudem möglich, die Telefone über den Computer zu steuern, in der Regel über eine TAPI/CSTA-Schnittstelle. So wurde es möglich, über Outlook eine Telefonnummer zu wählen und anzurufen. Gleichzeitig kann die Telefonanlage mit einem eigenen Server versehen sein, der ein Telefonbuch beherbergt. Ein ACD (Automatic Call Distribution) ist ebenfalls möglich. All dies ist extrem kostspielig. Allein die Telefone kosten 800 bis 1000 Euro pro Gerät. Hinzu kommt die sehr aufwendige und komplexe Verkabelung. Mobiltelefone lassen sich an eine solche Anlage nicht anschließen, und wenn, dann nur mit einem Aufwand, der die Kosten abermals zum Explodieren bringt. Am Markt hat sich diese Option nie durchgesetzt.

Trotzdem müssen Telefonanlagen den Anforderungen an die moderne Arbeitswelt, der damit verbundenen Erreichbarkeit sowie steigendem Kostendruck gerecht werden. Wie kann man also die Leistungsmerkmale und Zuverlässigkeit solcher Anlagen erhalten, aber gleichzeitig die Komplexität entzerren und die Kosten senken? Die Antwort liegt in der schönen, neuen IP-Welt.

Die IP-Anlage im Keller

Moderne Telefonanlagen sind immer noch im Keller, aber die aufwendige und teure Verkabelung entfällt. Es wird einfach ein IP-Telefon angeschlossen, über denselben Anschluss werden alle Computer angedockt. Das vereinfacht die Integration, da nicht mehr viele verschiedene Protokolle und Schnittstellen benötigt werden.

Dank des T.38-Protokolls funktionieren Dinge wie das Fax wie gewohnt. In der IP-Umgebung klappt das mit Modems und Telemetrieanwendungen nur bedingt. Ebenfalls, und das ist viel gravierender, lassen sich Mobiltelefone nicht ohne Weiteres an solche Nebenstellenanlagen anbinden. Unternehmen brauchen also zusätzliche Mobilfunkverträge für ihre Mitarbeiter, die zusätzliche Kosten verursachen.

Auf in die Cloud

Der nächste Schritt ist, die Telefonanlage komplett in die Cloud zu verlegen. Hier gibt es Lösungen am Markt, die einen preislichen Vorteil versprechen. Oft haben aber auch diese IP-Telefonanlagen in der Cloud den Nachteil, dass sie keine Mobiltelefonie beinhalten. Die Frage nach dem tatsächlichen preislichen Vorteil bleibt unbeantwortet.

Zusätzlich stellt sich die Frage nach der Verlässlichkeit. Kann ein Lieferant von Cloud- beziehungsweise IP-Telefonanlagen dieselbe Konnektivität und Sprachqualität garantieren, wie es bisher der Fall war? Dem lässt sich einfach ausweichen, wenn man zu seinem Netzbetreiber geht. Natürlich stellen auch Telkos ihre Netze und Dienste auf All-IP um, aber sie gewährleisten nach wie vor ein hohes Qualitätsniveau. Die Sprachqualität verbessert sich sogar, dank HD-Voice. Diese nutzt eine höhere Bandbreite und Wide-Band-Codecs.

Obwohl in der Regel IP-Telefonie genauso zuverlässig ist, liegt eine höhere Störanfälligkeit in der Natur der Sache. Es werden Datenpakete hin- und hergeschickt, da kann es zu Paketverlusten kommen. Letztlich ist es eine Frage der Architektur. Wenn die Telefonverbindung über das öffentliche Internet geht, ist es wahrscheinlicher, dass Datenpakete verloren gehen. In einem auf IP basierenden Telefonnetz ist die Wahrscheinlichkeit geringer. Den niedrigeren Preis rechtfertigt dies auf jeden Fall. Gleichzeitig gelingt die Integration von Telefon- und Datendiensten, ohne dass der Nutzer dafür selber etwas tun muss.

Zudem stellt ein Netzbetreiber weltweite Erreichbarkeit über verschiedene Geräte sicher. Für den Nutzer kann das bedeuten, dass nur noch ein Gerät für Festnetz- und Mobiltelefonie benötigt wird. Dies ist besonders bei virtuellen Telefonanlagen praktisch, die ein privates Netz auf dem Firmengelände haben und einen nahtlosen Übergang ins öffentliche Telefonnetz oder ein Teilnehmernetz mit demselben Gerät bieten. Die Technik in der Cloud, gepaart mit IP, sorgt dafür, dass dies funktioniert.