Moderne Standortvernetzung

Mittelständler AL-KO spart IT-Kosten mit MPLS-Netzwerk

Am Netz hängt alles, mit dem Netz wächst alles bei AL-KO. Das mittelständische Industrieunternehmen aus Günzburg hat seine IT über ein MPLS-Netzwerk vernetzt. Über die damit mögliche Zentralisierung der IT spart es 1,2 Millionen Euro und kommuniziert zwischen den Standorten über moderne Videodienste.

Im Jahr 2006 beschloss die Geschäftsleitung des mittelständischen Anbieters von Fahrzeugtechnik AL-KO, von der herkömmlichen Netzwerktechnologie auf ein modernes MPLS-Netzwerk umzusteigen. MPLS steht für Multi Protocol Label Switching; eine Technologie, die es ermöglicht, den Netzverkehr dank Priorisierung zu steuern. Mittlerweile nutzen verstärkt auch Mittelständler dieses Verfahren, um die Kommunikation über das IP-Protokoll zu verbessern.

Das AL-KO-Kundencenter von außen
Das AL-KO-Kundencenter von außen
Foto: AL-KO

Einige der über 50 AL-KO-Standorte weltweit haben aufgrund ihrer Produktivität und Prozesse eine besondere Bedeutung. Vor allem die zuverlässige Netzanbindung der sieben Niederlassungen in den USA und der drei großen Produktionsstandorte in China war dem Unternehmen sehr wichtig. Sie sollten möglichst schnell in ein internes Netzwerk integriert werden. Dieses sollte über eine hohe Datensicherheit, Performance und hohe Bandbreiten verfügen, um aus der Unternehmenszentrale heraus eine Vielzahl an IT-Services liefern zu können..

Standorte werden sukzessive angebunden

Nach einer umfassenden Evaluierungsphase entschied sich AL-KO für den in Kleinmachnow bei Berlin ansässigen Netzbetreiber und IT-Service-Anbieter Interoute. In einem ersten Schritt integrierte der Dienstleister daher sechs Standorte. Nach und nach kamen weitere hinzu. Mittlerweile ist daraus ein globales Netzwerk mit 35 über MPLS verbundenen Niederlassungen geworden. Die Bandbreiten reichen von niedrigen Kapazitäten für die Anbindung kleinerer Standorte bis hin zu 40 Mbit/s-Leitungen für größere Niederlassungen. Die hohen Leitungskapazitäten kamen zuletzt hinzu: Sie ermöglichen es AL-KO derzeit, in einzelnen Niederlassungen noch bestehende dezentrale IT-Infrastrukturen aufzulösen und alle IT-Services zu zentralisieren.

Interoute hat für AL-KO Service-Level definiert, die vom Leitungstyp abhängig sind. Zum Teil sind Standorte aufgrund historischer Entwicklungen schlecht ins MPLS-Netz zu integrieren. Denn sie kommunizieren über asynchrone (ADSL) und synchrone (SDSL) DSL-Leitungen. Hier unterscheiden sich die Service-Level-Agreements (SLAs) von denen anderer Standorte, die mit Standleitungen oder über Ethernet Connect, einem Ethernet-Verbindungsdienst für Weitverkehrsnetze, angebunden sind. „Die definierte Verfügbarkeit gewährleistet, dass bei einem kompletten Ausfall die Leitungen allerspätestens nach vier Stunden wieder bereit stehen, berichtet Christian Oberlander, Vice President IT Infrastructure von AL-KO. „In der Vergangenheit hatten wir aber keine größeren Leitungsausfälle, da wir immer parallel zur Hauptleitung eine redundante und netzwerktechnisch unabhängige Backup-Leitung mit konfigurieren.“ Die Leitung geht in der Regel über klassische gebündelte ISDN-Kanäle. Selbst wenn eine SDSL-Leitung gekappt wird, funktioniert die ISDN-Leitung im Backup.

Nach der Vernetzung der Standorte kamen zentral gemanagte Security-Services hinzu wie Spam-Filter und zentrale Gateways für den externen Zugriff aufs Unternehmen über das Internet. Hierfür nutzt AL-KO entsprechend gehostete Lösungen des Dienstleisters. Seit kurzem führt das Unternehmen auch Videokonferenzen im Dienstmodell (Video-as-a-Service).

IP-basierte Videodienste minimieren Kosten

AL-KO hat in den letzten Jahren einige Unternehmen mit jeweils eigener IT-Organisation und Videokonferenz-Plattformen übernommen. Diese Vielfalt verkomplizierte die Kommunikation. Es war technisch und organisatorisch aufwendig, über unterschiedliche Videokonferenzanlagen, die sich zudem über ISDN einwählen mussten, Videotelefonate zu führen. Naheliegend war daher, die Videokommunikation über eine herstellerunabhängige gemanagte Lösung zu vereinheitlichen. Das Angebot des eigenen Netzbetreibers kam da zum richtigen Zeitpunkt und überzeugte hinsichtlich Preis und Leistungsumfang.

Heute funktioniert alles über Videodienste im IP-Netzwerk. Zum Aufbau des Videocalls genügt es, im Adressbuch den Videokonferenzpartner aus- und anzuwählen. Vorstandssitzungen über Videoservices haben schon einige Auslandsreisen ersetzt. Künftig werden auch Telefonate via IP direkt über das MPLS-Netzwerk geführt. Zunächst sollen die kleineren Standorte die Voice-Lösung von Interoute verwenden. Später in diesem Jahr sollen interne Telefonate komplett über das IP-Netz stattfinden. Hier sind beträchtliche Einsparungen zu erwarten, weil die Mitarbeiter bis zuletzt ihre Telefonate zwischen den Standorten über das Festnetz erledigten – mit entsprechend hohen Kosten für Ferngespräche.

Videokonferenzen sparen Reisekosten

Was die Kosteneffekte der Videoservices im Einzelnen betrifft, hat AL-KO eine Kosten/Nutzenrechnung aufgestellt, bei der Reisetätigkeit und diese ersetzende Videoservices ins Verhältnis gesetzt werden. Insgesamt sind diese Effekte zwar schwer messbar, aber in den Bereichen Vorstand, Vertrieb und Produktentwicklung haben sich Einsparungen von zirka 30 Prozent ergeben. Dass die gemanagten Video-Services angenommen wurden, belegt der Nutzungsgrad im Unternehmen, der sich innerhalb von einem Jahr nach der Einführung fast vervierfacht hat.

Bedeutsamer aber sind die Kosteneinsparungen durch das MPLS-Netz. Es ist AL-KOs Konzernstrategie, so viele Bereiche wie möglich zu zentralisieren. Das ist bei einigen Standorten aufgrund der Komplexität der IT-Anwendungen jedoch nicht immer möglich. Aktuell hat das Unternehmen eine Bandbreitenerhöhung für die wichtigsten Standorte in Europa durchkalkuliert: „Wir haben uns jetzt entschieden, auch die großen Standorte mit 50 bis 150 Anwendern komplett in die interne IT zu integrieren“, erläutert Oberlander. „So werden künftig im Personalbereich zahlreiche lokale IT-Experten an zentralen Konzernprojekten beteiligt. Sie werden dadurch entlastet oder können vielleicht auch wieder ihren ursprünglichen Aufgaben nachgehen.“ Der IT-Chef rechnet in den nächsten drei Jahren mit einer Kostenersparnis von 1,2 Millionen Euro.