Breitbandinternet per Funk

Vodafone: 7,2 Mbit/s via Rundfunkfrequenzen

Vodafone will im Mai 2009 einen Feldversuch der Breitbandversorgung über Rundfunkfrequenzen starten. Damit wird erstmals versucht ländliche Gebiete ohne herkömmliche Breitbandzugänge wie DSL oder Kabel mit Funk-Internet zu versorgen.

Im Rahmen des Feldversuchs will Vodafone 100 Haushalte in Baden-Württemberg mit Breitbandinternet über Rundfunk-Frequenzen versorgen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde mit der Landesanstalt für Kommunikation BW getroffen. Verwendet werden dabei die sogenannten "White Spaces", jene Rundfunkfrequenzen, die mit der Abschaltung des analogen Rundfunks frei wurden. Die Nutzung dieser "digitalen Dividende" wurde bereits von Experten wie auch der Politik zur Versorgung von ländlichen Gegenden gefordert. Vor allem in den USA mit weiten unterversorgten Landstrichen könnte dies eine praktische Möglichkeit für den Vollausbau sein. Aber auch in der EU hat sich Medienkommissarin Viviane Reding für das Rundfunk-Internet ebenfalls zur Versorgung von ländlichen Gebieten stark gemacht. Vodafone setzt nun mit dem Modellversuch den ersten Schritt in Richtung der Umsetzung dieser Technologie.

"In einem Technologieland wie Deutschland darf es keine unterversorgten Gebiete geben. Der Zugang zum schnellen Internet ist entscheidend für die Lebens- und Standortqualität ganzer Regionen. Gemeinsam mit der LFK Baden-Württemberg wollen wir nun zeigen, dass ein Teil der nicht genutzten Rundfunkfrequenzen zur Breitbandversorgung der ländlichen Gebiete beitragen kann", sagte Hartmut Kremling, Geschäftsführer Vodafone Deutschland. Dass sich hier gerade ein Mobilfunker engagiert, ist wenig verwunderlich, zumal vor allem Telekom-Betrieber fürchten, dass das Funk-Internet ihrem Geschäft das Wasser abgraben könnte. So wurden als Argumente ins Feld geführt, die Technologie störe unter anderem Mobilfunkgespräche. Zudem wurde von TV-Anstalten angemerkt, dass es zu Interferenzen mit den digitalen TV-Signalen kommen könnte. Diese Bedenken und Argumente sollen im Rahmen des Tests näher untersucht werden. Der Feldversuch soll Erkenntnisse darüber liefern, welches Potenzial die Funktechnik in der hügeligen Topographie hat, wie sie von den Bürgern genutzt wird und ob es Auswirkungen beim DVB-T- und DVB-C-Fernsehempfang gibt, heißt es in einer Aussendung von Vodafone.

Der Test ist zunächst für ein Jahr angelegt. Im ersten Schritt werden 100 Haushalte in den zwei Gemeinden Bopfingen und Unterschneidheim kostenfrei mit Endgeräten ausgestattet. Damit können die Nutzer per Funk mit Datenraten von bis zu 7,2 Mbit pro Sekunde im Downlink und bis zu 1,4 Mbit/s im Uplink im Internet surfen. (pte/mje)