Beschädigtes Display

Smartphone-Daten trotz defekten Displays retten

Nach einem Sturz ist der Bildschirm eines Smartphones oder Tablet in den meisten Fällen kaputt - und das macht die Daten-Rettung besonders schwierig, aber nicht immer unmöglich. Dieses Tutorial zeigt Ihnen, wie Sie trotzdem an Bilder und Kontakte kommen.

Zwar gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Daten eines Smartphones oder Tablets zu retten, auch wenn der Bildschirm beschädigt und die Bedienung unmöglich ist. Trotzdem gelingt es nicht immer, Zugriff auf diese Daten zu erhalten. Befinden sich noch wichtige Informationen auf dem Smartphone, suchen Sie eine entsprechende Reparaturwerkstatt auf. Weisen Sie darauf hin, nicht die Daten zu löschen und keine Firmware-Updates einzuspielen. So haben Sie eine Chance, an Ihre persönlichen Daten zu kommen.

Szenario 1: Kein Sperrbildschirm

Ist auf Ihrem Mobilgerät keine Display-Sperre eingerichtet, haben Sie Glück im Unglück! In diesem Fall booten Sie Ihr Smartphone wie gewohnt, verbinden es mit Ihrem Computer und sichern die gewünschten Daten über den Windows Explorer. Sollten Sie nicht genau wissen, in welchem Verzeichnis sich diese befinden, nutzen Sie am besten die Software, die der Hersteller für Ihr Smartphone vorsieht und die Ihnen einen Backup-Modus für die Daten auf Ihrem Smartphone bietet.

Szenario 2a: Sperrbildschirm vorhanden, kein USB-Debugging aktiviert

Einer der schwierigsten Fälle ist ein vorhandener Sperrbildschirm, falls Sie kein USB Debugging aktiviert haben. Damit ist kein direkter Zugriff auf Ihr Smartphone möglich. Sie könnten noch die Sperre überwinden, falls Ihr Smartphone über eine USB-Schnittstelle On-the-Go (OTG) verfügt. Dies lässt sich per Suchmaschine und „<Handymodell> OTG“ ermitteln, etwa „Samsung Galaxy S6 OTG“.

Unterstützt Ihr Smartphone OTG, lässt sich unter Umständen die PIN oder das Muster mit einer USB-Tastatur oder USB-Maus eingeben.
Unterstützt Ihr Smartphone OTG, lässt sich unter Umständen die PIN oder das Muster mit einer USB-Tastatur oder USB-Maus eingeben.

In diesem Fall ist es möglich, mithilfe eines OTG-Adapters entweder eine Maus oder eine Tastatur anzuschließen und damit das Muster oder den PIN-Code einzugeben. Danach ist das Smartphone entsperrt, und Sie können wie in "Szenario 1" die Datensicherung durchführen.

Einen OTG-Adapter kann man für etwa einen Euro über den Fachhandel bestellen.

Szenario 2b: Sperrbildschirm vorhanden, kein USB-Debugging aktiviert

Eine besondere Lösung gibt es für Samsung-Geräte, falls sie den Dienst „Find My Mobile“ unterstützen und Sie sich dort angemeldet haben. Rufen Sie die Website des Dienstes auf, geben Ihre Mailadresse und das Passwort ein, mit dem Sie bei Samsung registriert sind. Wählen Sie das registrierte Gerät mit dem defekten Bildschirm, deaktivieren Sie den Sperrbildschirm. Dann sichern Sie mit Samsung Kies Ihre Daten.

Unterstützt Ihr Samsung Smartphone „Find My Mobile“ und ist der Dienst aktiviert, lässt sich darüber der Sperrbildschirm deaktivieren.
Unterstützt Ihr Samsung Smartphone „Find My Mobile“ und ist der Dienst aktiviert, lässt sich darüber der Sperrbildschirm deaktivieren.

Szenario 3: Sperrbildschirm vorhanden, USB-Debugging aktiviert

Der folgende Hinweis funktioniert nicht auf allen Geräten, ist jedoch zumindest einen Versuch wert. Ihr Smartphone muss in diesem Szenario nicht zwingend gerootet sein. Es erhöht jedoch die Erfolgschancen – so allein in unserem Test.

Sie benötigen für diese Aktion die Android Debugging Bridge (ADB)-Dateien. Diese finden Sie über das Android SDK. Da das Paket mit rund 350 MB groß ist, gibt es ein alternatives Paket, in dem nur die ADB-Dateien enthalten sind. Dieses rund 9 MB große Paket finden Sie beispielsweise auf der Website von ClockworkMod zum Download.

Nach der Installation von ADB verbinden Sie Ihr Smartphone mit Ihrem Computer und rufen die Eingabeaufforderung über den Ausführen-Befehl (Win+R) sowie die Anwendung cmd auf. Navigieren Sie mittels cd-Kommando zum Installationsverzeichnis der ADB-Treiber, und prüfen Sie, ob Ihr Smartphone als Gerät erkannt wurde. Die Eingabe „adb devices“ sollte Ihnen eine Liste aller angeschlossenen Android-Geräte anzeigen.

Geben Sie anschließend den Befehl „adb shell rm /data/system/gesture.key“ ein, und warten Sie die Rückmeldung ab. Sollten Sie keine Fehlermeldung wegen unzureichender Berechtigungen erhalten haben, ist die Aktion geglückt. Sie können Ihr Smartphone neu booten und die Daten sichern.

Szenario 4: Sperrbildschirm vorhanden, Bootloader aktiv, USB-Debugging deaktiviert

Die nächste Beschreibung funktioniert bei Smartphones, die über einen aktiven Bootloader wie CWM (ClockWorkMod) verfügen. Dies ist der Fall, wenn Sie ein Custom-ROM installiert haben. Dann booten Sie als Erstes in den Recovery-Modus. Von diesem können Sie die benötigten Daten mittels ADB-Kommandos auf Ihren Computer ziehen.

Zum Booten in den Recovery-Modus nutzen Sie am besten die Tasten auf Ihrem Smartphone. Dazu schalten Sie dieses vollständig aus. Falls Sie einen Akku haben, entnehmen Sie ihn. Halten Sie, nachdem Sie den Akku wieder eingesetzt haben, die drei Tasten „Lauter“ + „Home“ + „Power“ gleichzeitig gedrückt, und warten Sie, bis das Recovery-Menü erscheint. Mehr müssen Sie auf Ihrem Smartphone nicht tun.

Stellen Sie mittels USB-Kabel eine Verbindung zu Ihrem Computer her. Auch wenn Sie kein USB-Debugging aktiviert haben, wird das Smartphone in diesem Zustand von Ihrem Computer erkannt. Rufen Sie auf Ihrem Computer wieder die Eingabeaufforderung mittels Win+R auf, geben Sie den Befehl „cmd“ ein, und rufen Sie das Verzeichnis mit „adb.exe“ auf. Navigieren Sie mit dem Kommando „cd...“ aus dem aktuellen Verzeichnis eine Ebene höher und mit cd <Name> in ein Verzeichnis hinein. Bevor Sie mit dem Kopieren beginnen, prüfen Sie die mit dem Befehl „adb devices“ die Verbindung zum Smartphone. Erscheint es in der Liste, haben Sie Zugriff darauf.

Überprüfen Sie als Erstes mit „adb devices“, ob Ihr Smartphone vom Computer erkannt wird.
Überprüfen Sie als Erstes mit „adb devices“, ob Ihr Smartphone vom Computer erkannt wird.

Ziehen Sie nun alle Daten von Ihrem Smartphone auf Ihren Computer. Dies kann zwar ein wenig dauern, dafür lassen sich diese anschließend in Ruhe untersuchen. Dafür steht Ihnen der Befehl „adb backup“ zur Verfügung.

adb backup –all –f :\<meinverzeichnis>\backup.ab

Mit dem ersten Parameter „-all” machen Sie ein nahezu komplettes Backup Ihres Smartphones. Mit dem zweiten ändern Sie noch den Pfad, in welchem Sie die Daten speichern. Ersetzen Sie entsprechend „<meinverzeichnis>“ durch den gewünschten Pfad.

Alternativ gibt es mit dem „Ultimate Backup Tool“ eine interessante graphische Oberfläche. Das Windows-Programm starten Sie, nachdem Sie in den Recovery-Modus gebootet haben. Auf der Oberfläche stehen Ihnen Sicherungsoptionen zur Verfügung. Wenn Sie auch SMS sichern möchten, ist dies nützlich.