Akku, Display, Sprachsteuerung...

Warten auf die nächsten Smartphone-Innovationen

Auch wenn aktuelle Topmodelle wie Samsung Galaxy S5, HTC One (M8) oder Sony Xperia Z2 den Eindruck erwecken, dass die Smartphone-Hersteller ihr Pulver weitgehend verschossen haben, sind die nächsten technischen Durchbrüche schon fast zum Greifen nah. Hier eine Übersicht.

Die Entwicklung im Smartphone-Bereich ist ins Stocken geraten. Die diesjährige Generation von Highend-Devices kann zwar fast alles schneller und besser, echte Innovationen sucht man jedoch vergeblich. Stattdessen scheinen die Anbieter darin zu wetteifern, wer am meisten Pixel in seinem 5-Zoll-Display unterbringt, den schnellsten Prozessor verbaut oder die höchste Kameraauflösung bietet.

Großes Touchdisplay, dünnes, meist dunkles Gehäuse: Smartphones sind austauschbar geworden
Großes Touchdisplay, dünnes, meist dunkles Gehäuse: Smartphones sind austauschbar geworden
Foto: Scanrail - Fotolia.com

Gab es in den Anfangszeiten des Smartphone-Booms noch verschiedene Formfaktoren, Geräte mit ausklappbarer Tastatur oder ähnliches herrscht nun weitgehend Touchscreen-Einheitsbrei vor. Die Handy-Boliden sind austauschbar geworden - abgesehen von Größe und Farbe kann man sie fast nicht mehr unterscheiden.

Doch Moment: Es gibt einige Anzeichen dafür, dass die Entwicklung nicht ins Stocken geraten ist, sondern nur eine kleine Verschnaufpause macht und die nächsten Smartphone-Innovationen praktisch schon vor der Tür stehen. Hier einige Beispiele.

Haltbare Smartphone-Akkus

Mit zunehmend mehr Rechenleistung, größeren Displays und mehr Funktionalität steigt die Belastung für den im Smartphone integrierten Akku rapide an - ein enormes Problem für Vielnutzer und Road Warrior, die auf besonders leistungssaugende Funktionen wie GPS oder WLAN angewiesen sind und nicht ständig auf eine Steckdose zum Aufladen zurückgreifen können. Nun glaubt ein Forschungsteam aus Irland eine Lösung für dieses und weitere Akku-Probleme gefunden zu haben. Mit Hilfe von Nanotechnologie soll es möglich sein, die Akkulaufzeit von Lithium-Ionen-Akkus zu verdoppeln, selbst wenn diese bereits mehr als 1000 Mal ge- und entladen wurden, berichtet Silicon Republic.

Die neue Technologie basiert auf einer Anode aus Germanium (statt Graphit) in Nanodraht-Struktur und wurde an der Universität von Limerick entwickelt. Die Forscher machten zwar keinen Angaben dazu, wann die ersten Produkte auf dieser Basis erhältlich seien. Nachdem jedoch bereits das Hauptproblem der Materialerweiterung gelöst wurde, kann man davon ausgehen, dass die Produktion in einigen Jahren starten kann.

Das israelische Startup StoreDot wiederum will 2016 mit der kommerziellen Vermarktung von Smartphone-Akkus beginnen, die sich dank der Verwendung von bioorganischem Material als Lithium-Ionen-Ersatz in lediglich 30 Sekunden voll aufladen lassen. In den nächsten drei Jahren will die Company noch ein paar "Probleme" aus der Welt schaffen, die den Einsatz aktuell noch erschweren. So passt der Akku derzeit allein von der Größe noch nicht in ein Smartphone-Gehäuse, gleichzeitig fehlt die nötige Energiedichte, um das Gerät einen ganzen Tag mit Strom zu versorgen.

Erweiterbare Displays

Gebogene Bildschirme wie sie Samsung mit dem Galaxy Round oder LG mit dem G Flex anbieten, sind ja als Showeffekt und für die Hosentasche ganz nett. Eine weitaus wichtigere Entwicklung wären jedoch Displays, die je nach Bedarf erweitert werden können - etwa von fünf auf sieben oder acht Zoll. Samsung und Microsoft haben beide Patentanträge für vergrößerbare mobile Geräte gestellt, die genau das können.

Die Marktreife ist jedoch eine andere Sache: Der koreanische Smartphone-Riese hatte bereits 2011 bekannt gegeben, dass er an einem faltbarem Display arbeite. 2012 hieß es dann, man werde Ende des Jahres die Produktion von biegsamen Amoled-Displays aufnehmen und 2013 die ersten damit ausgestatteten Geräte auf den Markt bringen…

Samsung sieht in seinem Patentantrag zwei Szenarien vor. So kann das Display gefaltet und wie ein Buch aufgeklappt werden oder lässt sich ein- und ausrollen. Zu beiden Versionen führte der Hersteller Prototypen auf der CES 2013 vor, richtige Geräte gibt es jedoch noch nicht.

Microsoft wiederum reichte vor etwa einem Jahr einen Patentantrag für vergrößerbare Displays ein, auch hier gibt es noch keine Hinweise auf ein kommerzielles Produkt. Man kann jedoch davon ausgehen, dass erweiterbare Smartphone- und Tablet-Screens kommen werden.

Sprach- und persönliche Assistenten

Auch wenn sie bei weitem nicht perfekt sind, geben Apple "Siri", "Google Now" und der unlängst von Microsoft vorgestellte Dienst "Cortana" eine gute Vorstellung davon, welches Potenzial in Sprachassistenten auf mobilen Endgeräten steckt. Wenn die Spracherkennung weiter Fortschritte macht und die installierten Apps noch mehr über ihren Besitzer lernen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Smartphones endlich zu unverzichtbaren persönlichen Assistenten werden. So erwartet auch IDC-Analyst Ramon Llamas, dass das künftige Verhältnis zwischen Menschen und ihren Smartphones deutlich inniger wird. In nicht allzu ferner Zukunft, so phantasiert Llamas, könnte den Devices eine ähnliche Rolle zukommen wie der computergesteuerten Rüstung, die aus dem fiktiven Milliardär Tony Stark den Comic- und Kinohelden "Iron Man" mache. Mit dem gravierenden Unterschied, dass man sein metallenes Superheldenkostüm nicht so einfach im Badezimmer vergessen kann wie ein Smartphone.

3D und mehr

Wie berichtet wurde, arbeitet Google im Rahmen des "Project Tango" an einem Smartphone, das mit Hilfe von drei Kameras eine dreidimensionale Karte der Umgebung aufnehmen kann. Die dazu verbauten Sensoren sollen über 250.000 Messungen pro Sekunde durchführen und so in Echtzeit einen Raum erstellen und mit der eigenen Position in Bezug bringen.

Google Project Tango: Das Smartphone wird zum 3D-Scanner
Google Project Tango: Das Smartphone wird zum 3D-Scanner
Foto: Google

Damit soll es Anwendern etwa möglich sein, durch einfaches Herumlaufen ein 3D-Modell der Wohnung erstellen, die später beim Möbelkauf hilft. Denkbar sei auch, mit Hilfe der generierten Daten Indoor-Navigation als Service für Fremde oder Sehbehinderte zur Verfügung zu stellen. Beim Einkaufen im Supermarkt könnten Kunden ein Produkt suchen und sich dann bis zum entsprechenden Regal navigieren lassen. Daneben wird es sicher noch eine ganze Menge weiterer Einsatzmöglichkeiten geben - man darf gespannt sein, auf welche Ideen die Entwickler kommen, die einen der 200 ersten Tango-Prototypen erhalten.

Eine interessante Entwicklung über die 3D-Technik hinaus wären Hologramme, man denke nur an Szenarien wie Video-Conferencing oder 3D-Videos. Tatsächlich kann man schon heute eine Hologramm-Lösung für Smartphones und Tablets käuflich erwerben. Dabei handelt es sich jedoch in erster Linie um zusätzliche Hardware, nämlich einer Art von Pyramide, die auf das Display gestellt wird und nur mit speziellen Anwendungen funktioniert. Auch wenn die aktuelle Umsetzung für ein mobiles Gerät nicht ganz praktisch ist, hat die Idee an sich ihren Reiz. Der logische nächste Schritt dürfte demnach ein Smartphone sein, das ohne zusätzliche Hardware auskommt. Man denke nur an die - leider gefloppten - Geräte mit integriertem Pikoprojektor, nur dass der Nutzer in diesem Fall keine Projektionsfläche benötigt. (cvi)