Mythos Teamwork
Wie Sie ein Dream-Team bilden
Welche Mitarbeiter in Unternehmen müssen "teamfähig" sein? Wenn man den Stellenanzeigen glaubt, dann fast alle. Der inflationäre Gebrauch des Begriffs Team hat laut Aussagen des Management-Beraters Albrecht Müllerschön aus Starzeln unter anderem folgenden Grund: Die Arbeitsstrukturen haben sich gewandelt. "Heute wird in den meisten Betrieben bereichs- und funktionsübergreifender gearbeitet als vor zehn Jahren", konstatiert er. "Die Aufgaben werden nicht mehr in so viele Teilaufgaben zerlegt, die Einzelpersonen zugewiesen werden. Vielmehr sollen mehrere Mitarbeiter diese gemeinsam lösen."
Leerformel Teamarbeit
In manch Unternehmen ist das "Ja" zur Teamarbeit jedoch nur ein Lippenbekenntnis. Dieser Auffassung ist der Unternehmensberater Georg Kraus aus Bruchsal: "In vielen Branchen und Unternehmensbereichen besteht zwar ein objektiver Zwang zu mehr Gruppen- und Teamarbeit. Trotzdem wird in den meisten Organisationen Verantwortung immer noch fast ausschließlich Individuen übertragen." Gleichwohl propagieren die Personalverantwortlichen stolz: Wir praktizieren Teamarbeit. Fragt man dann aber nach, was Teamarbeit bedeutet, hört man oft nur Worthülsen.
"Der Begriff Teamarbeit hat sich zu einer Leerformel entwickelt", kritisiert Michael Schwartz, Inhaber des ilea-Instituts, Esslingen. "In manchen Unternehmen wird jede Form der Kooperation als Teamarbeit bezeichnet; andere verstehen darunter eine hochspezialisierte Form der Zusammenarbeit, bei der mehrere Experten gemeinsam komplexe Aufgaben lösen." Entsprechend schwer lassen sich Team-, Gruppen- und Projektarbeit voneinander abgrenzen.
- Berater Hans-Peter Machwürth,...
.... Geschäftsführer der Unternehmensberatung Machwürth Team International, zieht einige Schlüsse aus der Teamleistung der deutschen Nationalmannschaft während der WM 2014 in Brasilien. - Hunger und Gier nach Erfolg.
Wer Herausragendes leisten möchte, muss hungrig auf den Erfolg sein – denn der erfordert meist auch, zuweilen an die Schmerzgrenze zu gehen. Das war bei der deutschen Mannschaft der Fall. Anders war dies beim spanischen Team, das weitgehend aus Spielern bestand, die schon einmal die Welt- und die Euromeisterschaft gewonnen hatten. Es war satt. Entsprechend statisch und lethargisch war seine Spielweise. - Zufriedene Ergänzungsspieler
Es war bei der WM immer wieder begeisternd zu sehen, wie gutgelaunt auch solche Spieler wie Roman Weidenfeller und Lukas Podolski waren, obwohl sie bei den Spielen entweder die ganze oder meiste Zeit auf der Ersatzbank saßen. Von Missgunst oder Neid keine Spur. Vielmehr hatte man nach dem Filiale den Eindruck: Sie freuen sich ebenso über den WM-Titel wie die Spieler, die die Hauptprotagonisten des Erfolgs waren. Auch das war ein zentraler Erfolgsfaktor. Und das war vielleicht die größte Leistung der Führungskraft Jogi Löw, da Grabenkämpfe das Team schnell hätten auseinander brechen lassen.
Viele Einzelkämpfer sind kein Team
"Eine Gruppe ist eine Ansammlung von Individuen. Ein Team hingegen zeichnet sich durch eine gemeinsame Kultur aus", wagt Schwartz eine erste Begriffsklärung. Ähnlich äußert sich Kraus: "Ein Team entsteht erst im Verlauf eines längeren Teambildungsprozesses. In ihm ist das Gerangel um Kompetenzen und Positionen abgeschlossen." Eher pragmatisch kommentiert Werner Ollechowitz, Bereichsleiter Personal bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall: "Die Diskussion, ob man eine Arbeitsform nun Gruppen- oder Teamarbeit nennt, ist eine akademische. Für den betrieblichen Alltag ist wichtig, dass die Personalverantwortlichen die gewünschte Form der Zusammenarbeit genau definieren und hierfür die Rahmenbedingungen schaffen."
Was macht ein Team aus? Einig sind sich die Experten: Ein Team braucht ein Ziel. Sonst ist es nicht arbeitsfähig. Für Müllerschön sind weitere Faktoren wichtig. Die Rollen und Aufgaben der einzelnen Teammitglieder sollten genau definiert sein. Außerdem sollte ein Zeitrahmen für das Erfüllen der Aufgabe vorgegeben sein. Zudem braucht ein Team Regeln für die Zusammenarbeit.