Neue Situationen meistern

Benimm am Arbeitsplatz

Im Beruf gelten teils andere Benimm-Regeln als privat. Diese kennen Berufseinsteiger meist noch nicht. Deshalb tappen sie in den ersten Wochen im neuen Unternehmen oft ungewollt in Fettnäpfchen, sagt Rita Koch.

Lars Hinz dachte, ihn trifft der Schlag. Beim Öffnen der Bürotür hörte der Inhaber einer Werbeagentur, wie sein neuer Azubi am Telefon sagte: "Herrn Hinz können Sie nicht sprechen. Der ist gerade auf dem Klo." An sich eine zutreffende Aussage. Doch tabu im Business-Bereich. Dort lautet die Standard-Info in solchen Situationen: Herr Hinz ist gerade nicht am Platz.

Welche Kleidung für den Arbeitsplatz angemessen ist, wird häufig betriebsintern festgelegt.
Welche Kleidung für den Arbeitsplatz angemessen ist, wird häufig betriebsintern festgelegt.
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Ähnliche Fauxpas begehen (Hoch-)Schulabgänger in der Startphase oft. Auch Peter Schreiber erinnert sich an einen solchen Lapsus, der ihn fast einen Großauftrag gekostet hätte. Noch heute bekommt der Inhaber einer Vertriebsberatung in Ilsfeld eine Gänsehaut, wenn er an eine Präsentation bei einem Neukunden denkt, zu der er einen "Junior-Berater" mitnahm. Diese verlief spitze - so gut sogar, dass der Firmeninhaber am Schluss sagte: "Wir haben einen Imbiss vorbereitet. Ich lade Sie dazu ein." Schreiber hätte am liebsten einen Freudensprung gemacht. Denn die Einladung zeigte ihm: Das Eis ist gebrochen. Den Auftrag haben wir vermutlich in der Tasche. Doch bevor Schreiber antworten konnte, erwiderte der Junior-Berater: "Ich würde lieber nach Hause fahren." Schreiber wäre am liebsten im Erdboden versunken.

Vor Überraschungen nicht gefeit

Ähnliche Erfahrungen sammeln gerade Dienstleistungsunternehmen oft. Ihre Personalverantwortlichen registrieren immer wieder: Selbst bei (Hoch-)Schulabsolventen mit einer guten Kinderstube ist man vor Überraschungen nicht gefeit - denn im Geschäftsleben gelten teils andere Kommunikations- und Verhaltensregeln als im Privatleben. Hinzu kommt: Manches, was früher selbstverständlich war, kann man heute nicht mehr voraussetzen.

Dirk Pfister, Dress-Code-Berater aus Mannheim, nennt ein Beispiel: "Führungskräfte erzählen mir oft, dass sie jungen Mitarbeitern vor Kundenbesuchen erst mal die Krawatte binden müssen. Oder, dass sie ihnen sagen müssen: Nehmt was zum Schreiben mit und macht euch im Gespräch Notizen - allein schon, um dem Kunden zu signalisieren: Ich nehme Sie ernst."

Weil solche Dinge nicht mehr selbstverständlich sind, haben manche Betriebe in ihre Ausbildung das Thema Benimm integriert. So sind zum Beispiel bei den Finanzdienstleistern Schwäbisch Hall und Union Investment Benimm-Seminare und entsprechende Infoveranstaltungen Teil des normalen Aus-bildungsprogramms - "um Fauxpas möglichst von Anfang an zu vermeiden", wie Marion Matter, Aus-bildungsleiterin bei Schwäbisch Hall, betont.