Leser fragen, Experten antworten

Tipps für neue Führungskräfte

Wie übersteht man die erste Zeit als neue Führungskraft? Und wie geht man als Führungskraft damit um, wenn man einen Freund im Unternehmen kündigen muss?

Regelmäßig lässt die TecChannel-Schwesterpublikation Computerwoche Leserfragen rund um die Arbeitswelt im IT-Bereich von Experten beantworten. Besonders Führungskräfte stehen dabei immer wieder vor neuen Herausforderungen.

Der erste Eindruck zählt

Ein Leser stand vor einem Positionswechsel. Er war Mitarbeiter bei einem Konzern und wechselte als Führungskraft in ein mittelständisches Unternehmen. Seine Frage bezog sich auf die erste Zeit als Führungskraft: "Der erste Eindruck zählt ja bekanntlich. Welche Tipps haben Sie für mich, um die größten "Klippen" zu umschiffen?"

Der Inhaber des IT-Dienstleisters Systrade, Shahram Rokni, gibt dem Leser einen Tipp, den ihm sein erster Chef gegeben hat: "Um gut miteinander arbeiten zu können, ist die zwischenmenschliche Chemie wichtig. Daher sollten Sie als neuer Kollege, Mitarbeiter und Vorgesetzter erst persönlich und dann fachlich ankommen. Ein Chef erwartet heute von seinen Führungskräften und Entscheidern rasche Ergebnisse.

Shahram Rokni ist davon überzeugt, dass die zwischenmenschliche Chemie zunächst im Vordergrund stehen sollte.
Shahram Rokni ist davon überzeugt, dass die zwischenmenschliche Chemie zunächst im Vordergrund stehen sollte.
Foto: Shahram Rokni, Systrade

Auf der anderen Seite sollten Sie sich in den ersten Tagen in interessierter Zurückhaltung und Beobachtung üben. Wer schon nach wenigen Tagen den Kollegen oder sogar dem Vorgesetzten gegenüber forsch auftritt, hat schnell verspielt. Mit Verbesserungsvorschlägen halten Sie sich während der ersten Wochen auch besser zurück. Hören Sie aufmerksam zu und beobachten Sie. Das hilft dabei, Hierarchie-Strukturen zu erkennen: Wer geht mit wem und wann in die Mittagspause? Wer ist Ansprechpartner für organisatorische Fragen? Wer ist das "Alpha-Tier" im Team?

Erwartungshaltung des Vorgesetzten

Das ist natürlich kein einfacher Spagat: Performance auf der einen Seite und Zurückhaltung auf der anderen. Was da hilft: zwischendurch beim Chef Feedback einholen. Spätestens nach drei Monaten sollten Sie nachfragen, was gut läuft, wo es noch hapert und wie Sie sich verbessern können. Damit klären Sie dann auch gleich die Erwartungshaltung des Vorgesetzten ab.

Mit ihren neuen Mitarbeitern sollten Sie ebenso zeitnah das Gespräch suchen: vereinbaren Sie in der ersten Woche kurze Gesprächstermine, um sich kennenzulernen. Es braucht Zeit, bis Sie sich eine Position innerhalb eines neuen Unternehmens erarbeitet haben. Die einfachste Regel für die ersten Tage im neuen Job lautet daher: Schalten Sie Ihren Menschenverstand ein und beweisen Sie Fingerspitzengefühl."

Als Führungskraft einen Freund kündigen

Als Führungskraft ist man manchmal auch dafür verantwortlich, Mitarbeiter zu entlassen. Genau in solch einer Situation befand sich ein anderer Leser. Das Problem: Der Mitarbeiter, dem er kündigen sollte, war ein Freund. Seine Frage im Ratgeber Karriere bezog sich demnach darauf, wie man als Führungskraft mit solch einer Situation umgeht.

Eine Kündigung ist für alle Beteiligten eine schwirige Situation.
Eine Kündigung ist für alle Beteiligten eine schwirige Situation.
Foto: Marco2811 - Fotolia.com

Auch dafür hat Herr Rokni einige Tipps und rät zur Vorsicht: "Ich vermute, Sie haben die Anweisung bereits kritisch durchleuchtet. Bieten sich Alternativen an? Ist es möglich, die anstehenden Einsparungen auf einem anderen Weg zu erreichen? Kann der Mitarbeiter vielleicht in einer anderen Abteilung eingesetzt werden? Ist keine andere Lösung sichtbar, sollten Sie das Gespräch zeitnah angehen.

Emotionale Achterbahnfahrt des Mitarbeiters

Kaum etwas ist für Führungskräfte so schwierig wie das Kündigungsgespräch. Kündigungen sind wie das Beenden einer Beziehung. Die Situation ist äußerst belastend - sowohl für die Führungskraft als auch für den Mitarbeiter, der plötzlich mit einer Extremsituation konfrontiert wird. In diesem Fall geht es ja um eine betriebsbedingte Kündigung, die nichts mit dem Menschen zu tun hat, sondern mit einer betriebswirtschaftlichen Entscheidung. Möglicherweise verkraftet der Mitarbeiter daher die Situation besser. Vielen Gekündigten steht jedoch eine emotionale Achterbahnfahrt bevor, schließlich ist er in seiner Existenz bedroht.

Hinzu kommt in Ihrem Fall, dass neben der beruflichen Beziehung auch eine private besteht. Daher sollten Sie das Gespräch gut vorbereiten: es sollte nicht länger als 15 Minuten dauern, die Botschaft sollten Sie klar und sachlich formulieren. Teilen Sie dem Mitarbeiter mit, wie das weitere Prozedere aussieht und wann über die Trennungsmodalitäten gesprochen wird. Schließlich sollten Sie dafür sorgen, dass der Entlassene gut nach Hause kommt. Der Mitarbeiter ist ja nicht mehr in der Lage, zu arbeiten. Eine äußerst schwierige Situation - Sie müssen damit rechnen, dass die Freundschaft darüber zerbricht."