Großer Nachholbedarf

IT-Branche rekrutiert schlecht

Sich für Bewerber gut im Netz zu präsentieren, fällt ausgerechnet IT- und Telekommunikationsfirmen schwer, so die "Best Recruiters"-Studie. Auch im mobile Recruiting müssen die meisten ITK-Unternehmen noch dazu lernen.

Wie gut sind das Recruiting deutscher Firmen und deren Umgang mit den Bewerbern wirklich? Die jährliche Studie "Best Recruiters" klopft die 500 größten Unternehmen in Deutschland auf ihren Umgang mit Bewerbern hin ab. Die Firmen werden nach 81 Kriterien auf ihre Online-Recruiting-Präsenz, die Online-Stellenanzeigen, den Umgang mit den Bewerbern und das Feedback zum Bewerbungsprozess bewertet. Die Studie 2014 zeigt wie schon die Studie aus dem vergangenen Jahr: Noch immer haben etliche Firmen im Recruiting-Bereich Nachholbedarf - vor allem im IT- und Telekommunikationsbereich.

IT schneidet schlecht ab

Nach Branchen aufgeteilt offenbart sich das erstaunliche Ergebnis: Von insgesamt 24 untersuchten Branchen landete die IT nur auf Platz 16. Ausgerechnet die Unternehmen, die sich online gut präsentieren können, schaffen genau das nicht. Die IT-/ Software-/ Telekommunikationsbranche liegt gerade mal 0,1 Prozent über dem Durchschnitt. Es scheint, als würde die IT-Branche noch schlafen - oder das ganze Gerede vom Fachkräftemangel ist tatsächlich nur Gejammer.

Im Schnitt erreicht die Branche ein Ergebnis von 52,1 Prozent (von 100 möglichen Prozentpunkten) und liegt damit mehr als fünf Prozent hinter der erfolgreichsten Branche, dem Anlagen- und Maschinenbau (57,6 Prozent). Firmen dieser Branche stellen besonders viele Informationen für Bewerber auf ihren Karrierewebseiten bereit und kommunizieren vorbildlich mit ihren Bewerbern. Die besten Recruiter Deutschlands sind das Beratungsunternehmen Ernst & Young Deutschland (EY Deutschland), Bertelsmann, die Piepenbrock Unternehmensgruppe, Tchibo und Schott. Von ihnen könnten sich vermutlich einige Unternehmen etwas abschauen.

Die IT in der Einzelkritik

Es ist nicht alles schlecht im Lande IT/ Software/ Telekommunikation. Die Branche ist in einigen Aspekten auch vorbildlich: Fast alle untersuchten Arbeitgeber aus diesem Bereich haben auf ihrer Website einen eigenen Bereich für Stellenangebote und der Karrierebereich auf der Website lässt sich, so die Studie, gut auffinden.

Ebenfalls beeindruckend: 39 Prozent der IT-Unternehmen haben sogar einen Arbeitgeber-Blog mit Karriere-Bezug. Damit ist die Branche sehr vorbildlich: Im Schnitt bemühen sich nämlich nur 15 Prozent der deutschen Firmen insgesamt um einen Karriere-Blog.

Hervorragend in Transparenz

Dass Transparenz wichtig ist, hat die IT längst erkannt: 61 Prozent der untersuchten IT-Firmen geben Informationen zum Personalauswahlverfahren auf ihrer Website - insgesamt tun dies nur 39 Prozent. Weit vorn ist die IT auch mit dabei, wenn es darum geht, FAQs für Bewerber anzulegen. Schon zwei Drittel der untersuchten Unternehmen hat eine Frage-Antwort-Rubrik auf der Website. Deutschlandweit haben das nur 40 Prozent der Firmen - da kann man von der IT noch was lernen.

Auch die Generation Y wollen Recruiter aus IT/ Software/ Telekommunikation erreichen. Fast alle IT-Firmen, satte 94 Prozent, weisen auf ihre Facebook-, Xing- und YouTube-Auftritte hin. Allgemein tun das nur 56 Prozent der deutschen Unternehmen.

Generell trauen Unternehmen dem schwierigen Thema Social-Media-Recruiting immer mehr zu und nutzen sie verstärkt. Kaum eine Firma leistet es sich, auf keiner Plattform vertreten zu sein. Und immerhin 62 Prozent betrachten Facebook und Co. auch als Möglichkeit, potenzielle Bewerber anzulocken. "Über Social-Media-Plattformen können Talente von morgen zudem schneller erreicht werden", heißt es in der Studie. Das hat die IT-Branche wohl begriffen.