Beruflicher Scheideweg

So finden Sie den richtigen Karriereberater

Sie stecken beruflich in der Sackgasse oder sind von einem Jobverlust bedroht? Dann sollten Sie eventuell einen Karriereberater kontaktieren, um eine neue berufliche Perspektive zu entwickeln. Einige Tipps für die Auswahl des Beraters:

Ihre Steuererklärung macht ein Steuerberater, wenn Sie krank sind, gehen Sie zum Arzt. Doch wen kontaktieren Sie, wenn Sie beruflich am Scheideweg stehen? Zum Beispiel, weil Ihre Karriere in einer Sackgasse steckt oder ein Jobverlust droht. Viele Menschen wissen nicht, an wen sie sich in so einem Fall wenden sollen.

Dabei ist in solchen Situationen eine professionelle Unterstützung oft wichtig. Denn Hand aufs Herz: Kennen Sie als Berufserfahrener, der sich zuletzt vor zehn oder gar 20 Jahren bewarb, noch den aktuellen Arbeitsmarkt? Vermutlich haben Sie auch keinen Zugang zum verdeckten Stellenmarkt, über den drei Viertel aller offenen Positionen besetzt werden. Hier zeigt sich die Notwendigkeit eines Karriereberaters. Problematisch ist, dass sich jeder Mensch Karriereberater nennen kann, auch Sie, da es kein geschützter Beruf ist.

Profis von "Möchte-Gern-Beratern" unterscheiden

Entsprechend wichtig ist es, Profis von "Möchte-Gern-Beratern" unterscheiden zu können. "Denn in den zurückliegenden Jahren machten sich leider viele Männer und Frauen als Karriereberater oder -coach selbständig, die zuvor jahrelang erfolglos an ihrer eigenen Karriere gebastelt haben", moniert Personalberater Alexander Walz aus Stuttgart. Deshalb empfiehlt er zunächst zu prüfen, wie erfolgreich die Karriere des Beraters selbst war, bevor Sie ihm den Fortgang Ihrer Karriere anvertrauen.

Womöglich ist der Berater eine "ehemalige Führungskraft". Denn manch Führungskraft, die in den letzten Jahren ihren Job verlor, kam nach einer Outplacement- oder Karriereberatung auf die Idee: Das kann ich auch. Diese Berater erkennt man laut Sabine Prohaska, oft daran, dass sie "primär mit ihren Erfolgen als Manager für sich werben". Das Problem dabei, so die Coachausbilderin aus Wien: "Eine erfolgreiche Führungskraft ist noch lange kein guter Karriereberater."

Einzelkämpfer, Giganten, Mittelstand

Drei Gruppen von Karriereberatern lassen sich unterscheiden. Da sind zunächst die "Einzelkämpfer", die auf eigene Rechnung und projektbezogen für größere Beratungsgesellschaften arbeiten. Von diesen Beratern sind viele kompetent. "Sie verfügen aber oft nicht über die personelle und informationstechnische Infrastruktur, um solche Leistungen wie 'Job-Search' und 'Aktive Vermittlung' qualifiziert anzubieten", betont Walz.

Die zweite Gruppe bilden die Giganten der Branche - häufig mit Büros weltweit. Sie bezeichnen ihre Beratungsleistungen zwar stets als "individuell". Faktisch arbeiteten sie aber meist mit standardisierten Beratungskonzepten, die von Freelancern abgearbeitet werden.

Die dritte Gruppe bilden meist inhabergeführte mittelständischen Beratungsgesellschaften, die in einer Region oder Branche stark verwurzelt sind. Entsprechend fein gesponnen ist ihr Beziehungsnetzwerk. Deshalb sind sie in der aktiven Stellenvermittlung oft stark.

Berater müssen reifen

Laut Personalberater Walz verhält es sich mit einem Berater oder Coach wie mit einem guten Wein: "Er wird mit den Jahren meist besser." Das liege zum einen an der zunehmenden Erfahrung, zum anderen am wachsenden Beziehungsnetzwerk. Dieses ist sehr wichtig: "Denn der Arbeitsmarkt gleicht einem Eisberg und die meisten Stellen sind unter der Wasseroberfläche verborgen."

Eine professionelle Karriereberatung ist nicht billig. Etablierte Anbieter berechnen pro Beratungsstunde 120 Euro aufwärts, fürs Coaching sogar 200 Euro und mehr. Selbstzahler können diese Kosten zwar als Werbungskosten von der Steuer absetzen, trotzdem ist diese Investition hoch. "Schauen Sie sich deshalb, bevor Sie sich für einen Berater entscheiden, mehrere an", empfiehlt Walz. "Checken Sie insbesondere deren Ausbildung, Netzwerk, Erfahrung und berufliche Biografie." Hören Sie auch auf Ihren Bauch. Ohne Sympathie und Vertrauen kann eine konstruktive Zusammenarbeit nicht funktionieren.