Zukunft der Arbeit

Cloudworker - ein Modell mit Risiken und Nebenwirkungen

IBM gilt als Vorreiter: Die „Liquid Workforce“ als neue und vor allem flexible Form von Mitarbeitern, die aus der Cloud heraus auf Abruf Dienste für das Unternehmen erbringt. Immer mehr Unternehmen bedienen sich inzwischen dieser Cloud-Arbeiter. Was aber steckt genau dahinter und was sind die personalwirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Folgen?

Auf dem Werbefoto von SAP schaut alles so einfach aus, so glücklich, so unkompliziert, so verlockend: „The employee of the month: cloud“ die Aufschrift, ansonsten eine strahlende Frau, der offenbar gerade ihr geheimster Wunsch erfüllt wird. Doch jenseits dieser Oberflächenstruktur bahnt sich eine grundlegende Veränderung der Arbeitswelt an, die weder generell unkompliziert noch für alle verlockend ist.

Erst Anwendungen, dann Mitarbeiter in die Cloud verlagern

Das magische Wort „Cloud“ erlebte bisher drei evolutionäre Entwicklungen:

Es begann mit reiner Datenhaltung und mit der Idee, Daten nicht mehr in klar definierten Speichern auf zentralen oder dezentralen Servern abzulegen, sondern „irgendwo“. Das bedeutete, dass man im einfachsten Fall ein bestimmtes Volumen bei einem Vermittler bucht und dieser Daten „irgendwo“ bei einem seiner Unterlieferanten ablegt. Ohne, dass der Kunde das letztlich weiß, kann zum Beispiel die Gehaltsliste auf einem kleinen Server in Oberbayern liegen, aber auch auf einer Serverfarm in Kalifornien oder irgendwo bei Amazon. Sicherte man also bis vor kurzem die Daten seines iPhones auf seinem MacBook, erfolgt jetzt ein automatisches Backup irgendwo in der Wolke („iCloud“).

Die zweite Stufe war dann die technologisch nicht mehr ganz so triviale Verlagerung von Anwendungen in die Cloud. In dem Fall hat man keine eigenen Anwendungen mehr auf seiner eigenen IT, sondern greift auf Anwendungen zu, die wieder „irgendwo“ liegen und dann „irgendwie“ ablaufen. Diese Anwendungen sind definiert durch Schnittstellen und durch Prozesse, die allerdings selber nur an den Schnittstellen eindeutig vorgegeben sind. Alles andere passiert „irgendwie“, wobei der Nutzer sich dementsprechend weniger kümmern muss.

Nimmt man diese beiden Stufen zusammen, so führt dies zu einer dritten Stufe, der Verlagerung von menschlicher Arbeit in die Cloud. Aus Sicht des Unternehmens stellt dies die konsequente Fortführung der Cloud-Logik dar. Genauso wenig, wie man als Unternehmen wissen muss, wo Daten abgespeichert sind, muss man wissen, welche Personen letztlich eine Arbeit erledigen. Entscheidend ist nur, dass sie „irgendwer“ erledigt und das Unternehmen möglichst wenig mit diesen virtuellen Mitarbeitern zu tun hat – solange die vorgegebenen Qualitätsstandards eingehalten und die geforderten Aufgaben erfüllt werden.

Zwar locken – zumindest auf den ersten Blick – erhebliche Einsparungen und Vereinfachungen (zum Beispiel keine große, komplizierte und teure Server zur Datensicherung). Dennoch existieren aber auch Verlust an Kontrolle und ein Anstieg an Unsicherheit, die sich auf Qualität der Leistungen bis hin zu Datenschutz und Datensicherheit bezieht. Dies gilt auch und gerade für die Stufe 3, über die bisher eher weniger gesprochen wird

Die Verlagerung von menschlicher Arbeit in die Cloud stellt aus der Sicht von Unternehmen, die bereits Daten und Anwendungen ion die Woke verlagert haben, die konsequente Fortführung der Cloud-Logik dar.
Die Verlagerung von menschlicher Arbeit in die Cloud stellt aus der Sicht von Unternehmen, die bereits Daten und Anwendungen ion die Woke verlagert haben, die konsequente Fortführung der Cloud-Logik dar.
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