Bring your own device

Generation Y will flexibel arbeiten

Jüngere Beschäftigte wollen sich nicht mehr vorschreiben lassen, mit welchen technischen Hilfsmitteln sie ihren Job zu erledigen haben. Die IT-Abteilung muss sich mit dem Thema Bring your own device auseinandersetzen.

Die Zeiten, in denen Beschäftigte jeden Morgen brav um 9 Uhr im Büro erscheinen und dort bis 17 oder 18 Uhr ihren Tätigkeiten nachgehen, neigen sich dem Ende zu. Das prognostizieren Beratungsfirmen, Vertreter der IT-Industrie - und nicht zuletzt Zukunftsforscher wie Matthias Horx: "Die Ära des Arbeitsplatzes neigt sich dem Ende zu. 'Platz!' sagt man im 21. Jahrhundert zu seinem Hund, aber nicht mehr zur Arbeit."

Nicht nur jüngere beschäftigte nutzen ihre privaten Smartphones für geschäftliche Zwecke. Laut Bitkom tun dies rund mehr als 70 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland, gleich, ob das von der IT-Abteilung abgesegnet wurde oder nicht.
Nicht nur jüngere beschäftigte nutzen ihre privaten Smartphones für geschäftliche Zwecke. Laut Bitkom tun dies rund mehr als 70 Prozent der Arbeitnehmer in Deutschland, gleich, ob das von der IT-Abteilung abgesegnet wurde oder nicht.
Foto: kurhan, Shutterstock.com

Selbstbestimmt arbeiten, wann und wo es einem gefällt. Ohne starre Bürozeiten und Anwesenheitspflicht, aber jederzeit Zugriff auf Daten und Kommunikationsmittel, die notwendig sind, um den "Job zu tun". Das fordert Microsoft in seinem "Manifest für ein neues Arbeiten", das der IT-Konzern Ende April 2014 in Berlin vorstellte. Darin ist von einer besseren Balance zwischen Beruf und Privatleben die Rede, der Abkehr vom "9-to-5-Job" und den Vorteilen der virtuellen Teamarbeit. "Was spricht dagegen, Arbeit und Freizeit miteinander zu mischen?", fragt Thorsten Hübschen, Business Group Lead der Microsoft Office Division. Der Wissensarbeiter von heute habe die Arbeitsmittel bei sich: Smartphones, Tablets und Notebooks, in Kombination mit dem Zugriff auf das Internet, auf Daten und Anwendungen in einer Cloud-Computing-Umgebung und auf Enterprise-Social-Media- und Collaboration-Plattformen wie Yammer und Lync.

Die Realität: Anwesenheit ist Pflicht

Doch in der Arbeitswirklichkeit dominieren in vielen Unternehmen noch traditionelle Muster, kritisiert Holger May, Geschäftsführer der Avaya Deutschland GmbH: "Trotz Fachkräftemangels gilt die Anwesenheitspflicht als Ideal in vielen Firmen. Wollen Unternehmen ihre Mitarbeiter halten und neue Talente gewinnen, müssen sich von ihrer preußischen Beamtenmentalität trennen. Mitarbeiter wünschen sich nichts mehr als flexiblere Arbeitszeiten."

Das Argument, ein Mitarbeiter müsse unter seiner geschäftlichen Telefonnummer und E-Mail-Adresse erreichbar sein, und das setze seine Anwesenheit im Büro voraus, ist für May nur vorgeschoben: "Moderne Kommunikationslösungen ermöglichen es, dass Mitarbeiter an jedem Ort unter derselben Telefonnummer erreichbar sind. So bekommt ein Anrufer gar nicht mit, ob der Ansprechpartner im Büro ist, im Auto sitzt oder von zuhause aus arbeitet." Gleichzeitig könnten Meetings als Videokonferenzen organisiert und wichtige Dokumente virtuell von überall bearbeitet werden. "Damit diese Arbeitsweise in deutschen Firmen Einzug halten kann, müssen sich die Verantwortlichen aber von ihren gestrigen Vorstellungen lösen", fordert der Avaya-Manager.

Jüngere Mitarbeiter meutern

Jüngere Beschäftigte, die mit Facebook, Twitter, Google+ und mobilen Endgeräten aufgewachsen sind, wollen sich nicht mehr mit Hinweisen auf vermeintlich bewährte Prozesse abspeisen lassen. Speziell Mitarbeiter, die nach 1980 geboren wurden ("Generation Y"), wollen auch am Arbeitsplatz jederzeit mobil auf Anwendungen und Daten zugreifen, die passenden Apps installieren und über Chats und Posts mit Kollegen kommunizieren. Sie fordern deutlich flexiblere Arbeitszeitmodelle, die mehr Raum für private Aktivitäten lassen.

Nicht nur die Mitglieder der Generation Y denken so. Laut Hightech-Verband Bitkom nutzt mehr als jeder zweite Internet-User über 50 Jahren auch soziale Netzwerke. Auch ältere Mitarbeiter sind mit Social Media vertraut und wollen diese im Berufsalltag einsetzen. Das bedeutet, dass künftig auch unternehmensinterne Wikis, Blogs und Social-Media-Tools zur Grundausstattung eines Arbeitsplatzes zählen.