Ratgeber Karriere

Bewerber dürfen Arbeitgeber herausfordern

Eine Leserin möchte wissen, nach welchen Kriterien sie ihren künftigen Arbeitgeber aussuchen soll. Sie schreibt: "Alle Firmen werben mit toller Arbeitsplatzqualität und sonstigen Annehmlichkeiten. Ich finde es unheimlich schwierig, zwischen Recrutierung-Marketing und der Wahrheit zu unterscheiden. Wie belegen Sie für Ihr Unternehmen, dass Sie mehr tun als nur werben?"

SAS-Personalleiterin Dorothea Schwalbach meint dazu: "Wir stehen auf dem Standpunkt, dass reine Fassadenmalerei bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter kontraproduktiv ist. Unternehmen, die sich mit falschen Federn schmücken, schaden der ganzen IT-Branche. Nur wenn es gelingt, die Arbeitsplatzrealität authentisch zu vermitteln, taugt ein Bewerbungsverfahren als gemeinsamer und fairer Entscheidungsprozess.

Dorothea Schwalbach, Personalleiterin bei SAS Deutschland beantwortete in unserem RATGEBER KARRIERE die Fragen der Leser.
Dorothea Schwalbach, Personalleiterin bei SAS Deutschland beantwortete in unserem RATGEBER KARRIERE die Fragen der Leser.
Foto: Schwalbach

Da wir an langfristigen Arbeitsverhältnissen interessiert sind, ist diese Authentizität für uns von zentraler Bedeutung. Auch vor diesem Hintergrund nehmen wir jährlich an öffentlichen Arbeitgeber-Rankings teil, die sich am anonymen Feedback unserer Mitarbeiter orientieren.

Zudem haben wir die Entwicklung unseres Employer Brandings - also unserer Arbeitgebermarke - ganz bewusst nicht von oben betrieben. Alle unsere Mitarbeiter hatten die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen. So profitieren wir und unsere Bewerber heute von einer Außendarstellung, die sich mit der Realität in unserem Unternehmen deckt.

Ich empfehle Ihnen, eine Bewerbung als gleichberechtigtes Frage- und Antwort-Szenario zu betrachten. Fordern Sie Ihre Ansprechpartner heraus, indem Sie die Unternehmenskultur hinterfragen. Wenn Sie dabei auf Ungereimtheiten oder Widerwillen stoßen, kann das hilfreich für Ihre Entscheidungsfindung sein. Wir verstehen unsere niedrige Fluktuationsrate sowie den hohen Anteil langjähriger Mitarbeiter als positive Bestätigung."

Ein weiterer Leser möchte als Banker will die Branche wechseln.
Er fragt: "Nach Banklehre und Betriebswirtschaftsstudium arbeite ich seit fünf Jahren im Risk-Management einer Bank und frage mich, wie es beruflich weitergehen soll. Da ich ziemlich viel mit Software zu tun habe, hat mir ein Freund geraten, mich bei einem Softwarehersteller zu bewerben. Ich habe allerdings nur Erfahrungen als Anwender, also keine fundierten Programmierkenntnisse. Wie bewerten Sie meine Chancen?"

Dorothea Schwalbach antwortet: "Ihr Freund hat Ihnen einen guten Rat gegeben. Man muss keinesfalls Informatiker sein, um Karriere bei einem Softwarehersteller zu machen. In unserem Geschäft zum Beispiel, in dem es um Business-Analytics-Lösungen geht, steht explizit die Kombination aus Technologie- und Fach- beziehungsweise Branchenwissen im Vordergrund.

Als erfahrener Banker mit vertieften Kenntnissen im Risk-Management wären Sie beispielsweise exzellent für den Vertrieb oder das Business Development geeignet, denn schließlich kennen Sie die Anforderungen einer Bank und wissen auch, wo der berühmte Schuh gelegentlich drückt.

Je besser wir unsere Kunden verstehen, umso eher können wir ihnen unsere Lösungen anbieten. Zudem bilden wir Quereinsteiger intensiv und langfristig weiter. Meine klare Empfehlung: Wagen Sie den Schritt!"