Arbeiten bei Audi, BMW und Co.

Neue Jobs für IT-Profis in der Automobilbranche

IT im Kopf und Benzin im Blut - so wünschen sich Autofirmen ihre Internet- und Computerfachleute, die die Personenkraftwägen der Zukunft bauen sollen. Klassische Berufsbilder hingegen können in eine Sackgasse führen.

Automatisches Parken, Cylinder on Demand, Lane-Departure-, Aufmerksamkeits- und Bremsassistenten, Facebook und Benzinpreis-Apps, Kameras, Stereo-Kameras, Radar, Laser-Radar, Top-View, adaptives Fernlicht, automatische Tunnelfahrt, automatisiertes Fahren, autonomes Fahren und kommunizierende Fahrzeuge - die zunehmende Digitalisierung der Automobilindustrie hat nicht nur gravierende Folgen für das Selbstverständnis des Fahrers, sondern auch für die Entwicklung der Produkte. Rund 70 verschiedene Steuergeräte arbeiten heute in einer voll ausgestatteten Oberklasse-Limousine, und es ist eine enorme Herausforderung für die Projektleitung, den Überblick zu behalten. "Wir wollen die entsprechenden Mitarbeiter für uns gewinnen, die diesen Wandel mitgestalten können", beschreibt Anjo Berz seine Aufgabe. Der Personalleiter ist bei Audi für den Geschäftsbereich Finanzen und Organisation und somit auch für IT zuständig.

Einen Fachkräftemangel kann Berz zwar nicht beobachten, da Audi als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird. "Aber wir freuen uns immer über gute Bewerber, die unser Unternehmen auf seinem Wachstumspfad voranbringen wollen." Auf neue Mitarbeiter warte eine immer umfassendere Vernetzung sämtlicher Unternehmensbereiche und ihrer Prozesse - "es ist die Aufgabe der Audi-IT, all das mitzugestalten." Berz lädt vornehmlich Ingenieure, Naturwissenschaftler und Wirtschaftler zum Gespräch ein, die eine Affinität zu IT haben. Schließlich hätten sich Rolle und Aufgabe der ITler verändert: "Als Integrator und als Berater der Fachbereiche sind eine enge Zusammenarbeit und ein gegenseitiges fachliches Verständnis füreinander erforderlich." Gefragt sind kommunikationsstarke Menschen mit hohen sozialen und fachlichen Kompetenzen.

Während die Steuerung der Fahrdynamik schon seit Jahren über eingebettete Programme umgesetzt wird, kommen schrittweise weitere Komplexitätstreiber hinzu: die Vernetzung des Fahrzeugs nach außen zum Fahrer und Passagier, zur Verkehrsinfrastruktur und zu anderen Autos. "In den vergangenen Jahren haben sich die Geschwindigkeit und das Datenvolumen in den Bus-Protokollen um ein Vielfaches erhöht", berichtet Eric Sax, Leiter der Abteilung Elektrik/Elektronik (E/E) bei Daimler Buses (EvoBus). Steckten Anfang des Jahrtausends noch zehn Steuergeräte sowie Zündspulen, Relais und Kondensatoren etwa für den Blinkgeber in einem Fahrzeug der Marken Mercedes-Benz und Setra, sind es inzwischen rund 40 elektronische Steuerungseinheiten. Das E/E-Team hat sich somit neben dem Maschinenbau und den Baureihen zu einem gleichwertigen Center im Unternehmen entwickelt.

Eric Sax, EvoBus verortet reines IT-Wissen eher bei Lieferanten, während "unsere Mitarbeiter starkes Know-how brauchen, um Anforderungen zu definieren und Systeme zu integrieren."
Eric Sax, EvoBus verortet reines IT-Wissen eher bei Lieferanten, während "unsere Mitarbeiter starkes Know-how brauchen, um Anforderungen zu definieren und Systeme zu integrieren."
Foto: Privat

"Aktuell müssen wir den Fahrgästen eine IT-Infrastruktur für ihre privaten Geräte anbieten", berichtet Sax. Die Vermischung der eingebetteten Systeme mit der Enterprise-IT-Landschaft bezeichnet er als spannende Herausforderung: "Dadurch werden die klassischen Automotive-Protokolle durch breitbandige Protokolle wie Ethernet ergänzt." Das Fachwissen für die Realisierung von IT und Elektronik verortet Sax primär bei den Lieferanten wie Continental, Bosch oder ZF. "Unsere Mitarbeiter hingegen brauchen ein starkes Know-how, um Anforderungen zu definieren und die Systeme zu integrieren." So müssten die 40 Steuergeräte im Bus, die von mindestens 15 verschiedenen Zulieferern stammen, harmonisiert werden. "Die Beschreibung und Integration des gesamten Systems ist unsere Kernkompetenz", so der EvoBus-Manager.