Sicherheitsrisiko Facebook, Twitter, Google+ und Co.

Spionage über Soziale Netzwerke

Die von Mitarbeitern gerne genutzten Facebook, Twitter & Co. schaffen einen fruchtbaren Boden für Industriespionage. Durch Social Engineering ist der Aufwand, den Angreifer auf der Suche nach Geheimnissen treiben müssen, so gering wie noch nie. Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich schützen können.

Früher war die Arbeit von Jim McDowell (Name von Redaktion geändert) anstrengend. Er musste sich vor den Toren einer Firma auf die Lauer legen und Autos zählen oder stundenlang telefonieren, um Namen von Mitarbeitern herauszufinden. Der gebürtige Amerikaner forscht im Auftrag von Firmen die Konkurrenz aus. Dafür muss er in letzter Zeit aber kaum noch ausrücken, dem Web 2.0 sei Dank. Denn auf Facebook, Xing und LinkedIn verraten ihm die Mitarbeiter mittlerweile ganz von selbst, was er wissen will: Spezialgebiete, Funktion, private Hobbys. McDowell sichtet nur noch die Profile, und schon weiß er, wie stark welche Abteilung ist und wo die Wissensträger sitzen - Informationen, die für die Konkurrenz bares Geld wert sind.

Deutsche Angestellte seien in Bezug auf Know-how-Schutz viel zu blauäugig, folgert McDowell, "die denken, weil kein Chinese mit dem Fotoapparat auf dem Hof steht, seien sie in Sicherheit". Nur ein paar Klicks auf Facebook - und schon wird man zum ungewollten Maulwurf? Dieses Risiko ist real. Soziale Netzwerke avancieren zunehmend zum Sicherheitsrisiko für Firmen: Da plaudern unzufriedene Angestellte die Namen von Kunden aus oder bandeln, ohne es zu wissen, mit Industriespionen und Geheimagenten an. "All das passiert - nur wollen es die meisten Unternehmen nicht wahrhaben", meint Thorsten zur Jacobsmühlen, Experte für soziale Medien aus Lohmar bei Bonn. Öffentlich würden solche Facebook-Lecks nicht gemacht, nur Indizien deuteten auf reges Spionagetreiben hinter den Kulissen hin. Ein Beispiel: Im Oktober letzten Jahres sperrte Porsche für seine Mitarbeiter den Zugang zu Facebook - aus Sicherheitsgründen, wie aus Zuffenhausen verkündet wurde.

Was Schlapphüte nicht schafften

Fest steht: Die Freundschaftsplattformen haben den Traum aller Schlapphüte wahr gemacht: "Der virtuelle Agent muss das Operationsgebiet nicht betreten", erklärt Reinhard Vesper aus der Abteilung Verfassungsschutz beim Innenministerium Nordrhein-Westfalen. Was Spione früher in einem teils gefährlichen Einsatz vor Ort recherchieren mussten, könnten sie heute - dank Facebook, Xing und LinkedIn - mit wenigen Klicks herausfinde, warnt Vesper.

Die typische Facebook-Attacke läuft so ab: Der Angreifer gibt sich als Branchenkollege aus und nimmt Kontakt zu einem deutschen Beschäftigten auf, zum Beispiel über Xing oder Facebook. "Diese Person wird dann mit Hilfe von Social Engineering ausgeforscht", beobachtet Abwehrexperte Vesper. Social Engineering bedeutet "zwischenmenschliches Hacking": Zunächst verrät der neue "Freund" ein paar vermeintliche Geheimnisse von seinem eigenen Arbeitgeber und baut so Vertrauen auf. Schritt für Schritt wird Nähe erzeugt, man redet über Hobbys oder die privaten Finanzen. Wenn die Zielperson ihrem neuen Bekannten vollends vertraut, schlägt dieser zu. Er erschleicht oder erkauft sich Informationen oder startet einen Hacker-Angriff.

Quelle Teaserbild: Fotolia.de/Tomasz Trojanowski