Teilen statt besitzen

Shareconomy - Hype oder Realität?

Schon vor zwei Jahren widmete sich die CeBIT intensiv dem Thema Shareconomy. Zeit für eine Bestandsaufnahme: Wo steht das Prinzip "Teilen statt besitzen" heute und wie schlagen sich Startups und Innovationen?

Das Interesse am "Shareconomy"-Prinzip zeigt sich derzeit besonders gut im Bereich Carsharing - ein Geschäft, das im vergangenen Jahr einen Gesamtzuwachs um 67 Prozent im Vergleich zu 2013 verzeichnen konnte. Der moderne Städter möchte gar nicht unbedingt mehr ein Auto als Statussymbol besitzen. Oder es auch einmal stehen lassen. "Der täglich mehrfache Wechsel zwischen Zufußgehen, Radfahren, ÖPNV-Nutzung, Carsharing und eigenem Pkw wird für viele Menschen künftig zur Normalität gehören", prognostiziert Martin zur Nedden, der Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik in einer Studie des Bundesverbands Carsharing. Carsharing hat ein allgemein gutes Image: Es gilt als modern, ökologisch und günstig.

Als Paradebeispiel für das riesige Potenzial der Shareconomy gilt gemeinhin der Online-Fahrdienst-Vermittler Uber. Die Finanzwelt staunte nicht schlecht, als Uber im Dezember angab, mehr als 40 Milliarden Dollar wert zu sein. Dabei kam das, nur fünf Jahre alte Startup praktisch aus dem Nichts, konnte aber seinen eigenen Wert in sechs Monaten mehr als verdoppeln. Statt einer eigenen Fahrzeugflotte oder anderen handfesten Gütern besitzen die Kalifornier nur eine mobile App und einen Vermittlungsservice. Mit Uber können Stadtbewohner ein Auto von professionellen oder beim Dienst registrierten Hobby-Fahrern mit ein paar Klicks rufen. Der Fahrgast zahlt per Kreditkarte. Uber verdient an jeder Fahrt 20 Prozent der Gebühr, der Rest geht an die Fahrer, die als unabhängige Vertragspartner arbeiten.

Uber - ein weltweites Logistiknetz

Uber wird in den Medien, unter Politikern und alt eingesessenen Taxifahrern kontrovers diskutiert - doch die eigentlich spannende Frage ist, wie ein Dienst und eine App so einen hohen Wert erreichen konnte. Ist Uber eine Luftnummer wie andere Firmen zu Zeiten des Dotcom-Booms? Nein, denn Uber hat ganz nebenbei etwas enorm Wertvolles geschaffen. Etwas, das es vorher noch nicht gab: ein globales Netzwerk für Mobilität. Ein Netzwerk, das weiß, wann wer wo unterwegs ist, wer wann wo verfügbar wäre, um Passagiere von A nach B zu bringen. Für die Menschen, die ihre Daten preisgeben, gibt es eine Gegenleistung: Sie können als Fahrer ihr Gehalt aufbessern.

Uber arbeitet schon am nächsten, nahe liegenden Schritt: Wer sowieso auf der Straße unterwegs ist, kann nicht nur Personen, sondern auch Waren, Medikamente, Speisen und alles Mögliche von einem Ort zum anderen transportieren. Täglich sind tausende Fahrzeuge für Uber mit freien Kapazitäten unterwegs, die für Botendienste genutzt werden können. Uber stellt seine Daten außerdem über eine offene API Drittentwicklern - und damit nicht nur Logistikanbietern - bereit. Das Netzwerk kann so Brücken zwischen Hotels, Fluglinien, Schiffsunternehmen und Event-Anbietern schlagen.

"Unsere Mission ist es, Transport so zuverlässig wie fließendes Wasser für jeden immer und überall zu machen", heißt es auf dem Blogeintrag zur API. Personentransport ist also nur Schritt eins auf dem Weg zu einem neuen globalen, vernetzten Logistikstandard.