Agenda 2014

IT-Umbau in herausfordernden Zeiten

Die IT-Abteilungen deutscher Industrie-Unternehmen stehen vor unruhigen Zeiten. Die Fachbereiche fordern schnelle Lösungen, um Innovationen und Digitalisierung voranzutreiben. Gleichzeitig muss der IT-Betrieb straff und effizient gestaltet werden.

Der Spagat zwischen neuen, innovativen und digitalen Lösungen sowie einem zuverlässigen und effizienten IT-Betrieb ist indes nicht die einzige Herausforderung, der sich IT-Entscheider im kommenden Jahr stellen müssen. Das Ganze muss vor dem Hintergrund steigender Komplexität auf der Anwendungs- wie auch auf der Infrastrukturseite umgesetzt werden: mehr Applikationen, mehr Server, mehr PCs und Laptops sowie immer mehr unterschiedliche Smartphones und Devices jeder Art - und natürlich ihre Kombination miteinander. Dazu kommt die immer größer werdende Knappheit von IT-Mitarbeitern auf dem Arbeitsmarkt mit den "richtigen" Fähigkeiten, also insbesondere im Demand-Management und Solution Design für vertriebs- und kundenspezifische Lösungen. Dieses sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie "IT 2020 - Preparing for the future", im Rahmen derer global mehr als 150 CIOs durch die Unternehmensberatung A.T. Kearney befragt wurden.

Dr. Marcus Eul ist Partner und Vice President bei A.T. Kearney in Düsseldorf und leitet das dortige Büro. Als Mitglied der Strategic Information Technology Practice berät er Unternehmen aus Telekommunikation, Energiewirtschaft und Fertigungsindustrie in allen strategischen IT-Fragestellungen.
Dr. Marcus Eul ist Partner und Vice President bei A.T. Kearney in Düsseldorf und leitet das dortige Büro. Als Mitglied der Strategic Information Technology Practice berät er Unternehmen aus Telekommunikation, Energiewirtschaft und Fertigungsindustrie in allen strategischen IT-Fragestellungen.
Foto: A.T.Kearney

Was bedeuten diese langfristigen Entwicklungen für die CIO Agenda 2014? Die Devise muss lauten: "Packen wir es an!" Den CIOs bleibt im Grunde genommen keine Wahl als weiter an den Kernthemen in ihrem Unternehmen zu arbeiten beziehungsweise diese aufsetzen: Digitalisierung des Geschäfts, Vereinfachung der Geschäfts- und IT-Architektur und den Aufbau einer agilen und gleichermaßen kosteneffizienten IT.

Digitalisierung des Unternehmens: mit IT das Geschäftsmodell verändern

Die Trends, die sich abzeichnen und die bis zum Jahr 2020 wirken, bilden den Rahmen für die CIO-Agenda des kommenden Jahres.
Die Trends, die sich abzeichnen und die bis zum Jahr 2020 wirken, bilden den Rahmen für die CIO-Agenda des kommenden Jahres.
Foto: A.T.Kearney

Die digitale Revolution ist nicht nur in Sicht, sondern im realen Tagesgeschäft angekommen. Sie ist der neue makroökonomische Treiber und betrifft alle Aspekte des modernen Lebens: Gesellschaft, Ökonomie und - natürlich auch - das Geschäft. Die Indizien für den digitalen Wandel sind allgegenwärtig: Es gibt Verlage, deren Print-Umsätze durch digitale Produkte und Online-Plattformen um mehr als zehn Prozent pro Jahr fallen. Es gibt aber auch traditionelle Energieunternehmen, die Rechnungen weiter nach 90 Tagen stellen, die aber im Vergleich zu ihren bereits digitalisierten Wettbewerbern, die das in nur drei Tagen können, glatt durchfallen. Beispiele, wie die Digitalisierung bestehende Geschäftsmodelle radikal verändert, finden sich zuhauf.

Allerdings sind viele Organisationen nicht vorbereitet, die Potenziale der Digitalisierung zu nutzen: Geschwindigkeit und Vielfalt digitaler Technologien bereiten vielen Unternehmen Schwierigkeiten bei der Identifikation und der Erschließung neuer Potenziale, sowohl auf der Umsatz- wie auch auf der Kostenseite. Ganz abgesehen davon, dass die "typischen" IT-Mitarbeiter nur selten über die Fähigkeit verfügen, digitale Plattformen entwerfen und umsetzen zu können. Dafür sind dann oft "Digital Natives" erforderlich. Sie sind mit digitaler Technologie aufgewachsen und haben Erfahrungen aus erster Hand. Doch die Generation Internet arbeitet aber deutlich lieber für die Googles und Amazons dieser Welt als für das typische deutsche Unternehmen. Hier gilt es für IT-Entscheider, neue Wege zu finden um diese Talente für das eigene Unternehmen zu gewinnen oder aber bestehende Mitarbeiter weiterzuentwickeln.

Essentiell dafür, digitale Potenziale erfolgreich zu erschließen, ist in jedem Fall die Kombination aus Geschäfts- und Technologieverständnis: Basierend auf der Kenntnis digitaler Technologien gilt es zu evaluieren, wie diese für das Geschäft nutzbar gemacht werden können. IT-Entscheider sind dabei in der Rolle des Treibers und für die digitale Transformation verantwortlich. Im Einzelnen gilt es für sie,

digitale Trends und Technologien mit ihren Vorteilen für das Unternehmen zu identifizieren: Was ist die strategische Ausrichtung des Unternehmens? Was sind die Treiber der Digitalisierung? Was ist der Impact der Treiber auf die Wertschöpfungskette, Fähigkeiten und das Geschäftsmodell?

eine digitale Vision für das Unternehmen zu entwickeln: Wie soll die digitale Zukunft aussehen? Welches sind die wesentlichen Lücken zur Gegenwart? Was ist das Ambitionsniveau für Fähigkeiten, den Umsetzungszeitraum, Investitionen oder Kostenreduktionen?

die digitale Wertschöpfungskette und das digitale Geschäftsmodell zu detaillieren: Wie sieht die Service-Blaupause aus? Was sind die erforderlichen Fähigkeiten? Wie müssen Strukturen, Governance, Prozesse und Mitarbeiter gestaltet oder geändert werden?

digitale Initiativen zu priorisieren und in einer Roadmap umsetzungsreif zusammenzufassen: Wie soll priorisiert werden? Welches sind "die" wertreibenden Initiativen? Wie sieht der übergreifende, digitale Transformationsplan aus? Welche Umsetzungsrisiken existieren?

Digitalisierung bedeutet wertorientierte Transformationen durch Informationstechnologie. Das ist 2014 neben dem IT-Brot- und Buttergeschäft eine wichtige Herausforderung für CIOs aller Industrien, die es zu meistern gilt.