Zwischen Gimmick und Größenwahn

Das Thema Internet-Telefonie weckt hohe Erwartungen - sowohl beim Kunden als auch bei den Providern. Doch haben Sie schon einmal versucht, mit einer Software einen Teilnehmer anzurufen, der ein anderes Programm nutzt? Fehlanzeige. Immerhin gibt es die ersten Bemühungen, daß sich in diesem Bereich Standards durchsetzen.

Von: Hans-Jörg Schilder

Unter der Schlagzeile "Call Hannover for free" finden sich derzeit viele Aufforderungen - so unter anderem auch in der Gateway 6/97, Seite 20, via Internet zu telefonieren. Neugierige - leider nur Win-95/NT-Nutzer mit Soundkarte - können sich unter http://call.hannover.vier.com/ einen Eindruck verschaffen, welchen Stand Internet-Telefonie momentan hat. Wir haben es ausprobiert: Die Software ließ sich schnell installieren, der Dialler auch. Die Nummer eines analogen Teilnehmers eingetippt, und los geht’s. Mein Kollege am anderen Ende der Leitung konnte meine Stimme, meinen Akzent klar und deutlich erkennen. Ich seine leider nicht: Fetzenartig und von Störgeräuschen begleitet verstand ich weder seinen Namen noch sonstige Antworten.

Ähnlich wie in diesem Test waren auch die anderen Erfahrungen, die wir mit Internet-Telefonie gemacht haben. Da ist zum einen die Sprachqualität, die oft nur ein "Hallo" verrauscht rüberbringt und so die Unterhaltung erschwert. Zum anderen mangelt es an der Kompatibilität der Software. Es ist schlicht nicht möglich, mit einer Vocaltec-Software Teilnehmer anzurufen, die mit anderen Programmen arbeiten. So funktioniert auch nur der Versuch mit dem Server in Hannover, weil vorkonfigurierte Software zur Verfügung steht und nur Software eines Produzenten zum Zuge kommt. Einige Hersteller wie zum Beispiel Netspeak (http://www.netspeak.com) verknüpfen ihre Software "Webphone" mit Soundblaster-Karten und erzielen damit gute Sprachqualitäten.