Im Stil der 90er

Zeven-OS - Das Retro-System mit moderner Technik

Ein Hauch von Be-OS: Zeven-OS wirft mit seiner akribisch nachempfundenen Oberfläche einen nostalgischen Blick zurück in die 90er-Jahre – mit Xubuntu als Fundament.

Wie anpassungsfähig ein Linux-Desktop sein kann, zeigt Zeven-OS mit der Kombination eines bewährten Ubuntu-Unterbaus und einer ungewöhnlichen Oberfläche, die eine Hommage an das einst vielversprechende Be-OS ist. Dessen Charme hat Zeven-OS mit optischen Anpassungen auf seinem XFCE-Desktop erstaunlich akkurat eingefangen, ohne dabei angestaubt zu wirken. Zeven-OS ist ein System für Anwender, die einen soliden, schlanken Desktop zu schätzen wissen oder einst das Bedienkonzept von Be-OS gelungen fanden. Das kommerziell entwickelte Be-OS sorgte vor fast 20 Jahren für Furore und schien nicht nur dank des damals umwerfenden Desktops seiner Zeit weit voraus. Denn es gab Multitasking, ein Journaling-Dateisystem und beeindruckende Multimedia-Fähigkeiten. Doch die kleinen Entwicklerfirma Be, die der ehemalige Apple-Manager Gassée gegründet hatte, scheiterte: Nachdem der Verkauf der Firma an Apple nicht geklappt hatte und Windows 95/98 unbezwingbar war, stellte Be die Entwicklung 2001 ein. Unter mehreren Ansätzen, das Aussehen von Be-OS unter Linux nachzubilden, ist Zeven-OS der erfolgreichste Vertreter.

Nicht der typische XFCE-Desktop

Mit zwei markanten Elementen knüpft Zeven-OS an den Be-OS-Desktop an: Zum einen gibt es das typische Dock in der rechten oberen Ecke, das als Programmstarter und vertikale Taskleiste dient. Dahinter steckt lediglich ein umgestaltetes XFCE-Panel. Etwas mehr Aufwand ging in die Darstellung der Programmfenster mit kleiner linksbündige Titelleiste. Mit XFCE alleine wäre dies nicht zu machen, und Zeven-OS verwendet deshalb im Hintergrund den Fenstermanager Sawfish, der sich durch seine Flexibilität auszeichnet und bis ins Detail konfigurierbar ist. Sawfish ist heute ein Exot, obwohl er noch entwickelt wird und eine prominente Vergangenheit hat, da er bis Gnome 2.1 Standard auf dem Gnome-Desktop war.

Das Menü in Zeven-OS: Es handelt sich um ein umgestaltetes XFCE-Panel. Wer möchte, kann die Leiste auch einfach in die Horizontale verschieben und mit weiteren XFCE-Applets versehen.
Das Menü in Zeven-OS: Es handelt sich um ein umgestaltetes XFCE-Panel. Wer möchte, kann die Leiste auch einfach in die Horizontale verschieben und mit weiteren XFCE-Applets versehen.

Einige Tastenkombinationen sind ebenfalls von Be-OS übernommen: Der Taskumschalter wird mit Strg-Tab aufgerufen, der „Ausführen“-Dialog über Strg-F2, während Alt-F1 (bis F6) die Arbeitsflächen wechselt. Viele originale Icons von Be-OS sorgen für das richtige Flair auf der Oberfläche und im Dateimanager, so dass man oft zweimal hinsehen muss, um XFCE und seine Programme zu erkennen. Als Systemzentrale gibt es als Eigenentwicklung unter Zeven-OS das recht gelungene Tool „Zubehör > Magi“, das Verknüpfungen zu Systemeinstellungen in einem übersichtlichen Menü zusammenfasst.

Gelungene Konfigurationshilfe: Das Menü „Magi“ ist eine Eigenentwicklung in Zeven-OS mit den wichtigsten Konfigurationswerkzeugen. Auch die Einstellungen zum Window-Manager Sawfish sind hier untergebracht.
Gelungene Konfigurationshilfe: Das Menü „Magi“ ist eine Eigenentwicklung in Zeven-OS mit den wichtigsten Konfigurationswerkzeugen. Auch die Einstellungen zum Window-Manager Sawfish sind hier untergebracht.

Mit der Auswahl vorinstallierter Software zielt Zeven-OS eher auf ältere Rechner. Denn statt großen Programmpaketen wie Libre Office gibt die Distribution kleinen Alternativen wie Abiword und Gnumeric den Vorzug. Statt Thunderbird ist Claws als Mailprogramm vorinstalliert, Gnome Mplayer ist als Videoplayer vorhanden und Deadbeef als schlichter Audioplayer. Als Paketmanager liefert Zeven-OS das bekannte Ubuntu Software Center mit, aber auch das schnellere Synaptic steht bereit. Anwender können hier aus den Paketquellen von Ubuntu 14.04 und den offiziellen Backports schöpfen.