Forrester-Studie

Zehn Software-Mythen und was daran wahr ist

Individualentwicklungen sind out und künftig gibt es Software sowieso nur noch als Service aus der Cloud - diese und acht weitere weit verbreitete Annahmen haben die Analysten von Forrester auf den Prüfstand gestellt und einem Reality-Check unterzogen.

Der Softwaremarkt verändert sich massiv. Apps, mobile Devices, Cloud-Computing und Software as a Service (SaaS) stellen die alten Paradigmen, wie Unternehmen Software auswählen, einführen und nutzen, zunehmend in Frage. Gleichzeitig wächst damit allerdings auch die Unsicherheit auf Anwenderseite, welche Trends schon reif für den Praxiseinsatz sind und von welchen Hypes man momentan besser noch die Finger lassen sollte. Die IT-Verantwortlichen können sich bei ihren Entscheidungen zwar bis zu einem gewissen Grad auf harte Fakten stützen, zum Teil werden sie aber auch von Annahmen, Thesen, Meinungen und Mythen beeinflusst, die quer durch Markt und Branche geistern.

Doch stimmen diese Annahmen auch? Die Forrester-Analysten Stefan Ried, Pascal Matzke und Holger Kisker haben die zehn am weitesten verbreiteten Software-Mythen gesammelt und einem Reality-Check unterzogen. Den Benchmark, gegen den sich die Mythen messen lassen mussten, bildete eine Umfrage unter fast 2500 IT-Entscheidern aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kanada und den Vereinigten Staaten. Darin erklärten die CIOs Ende vergangenen Jahres, wie sie derzeit Software anschaffen und einsetzen sowie was sie von neuen Softwaretrends halten.

Mythos 1: Enterprise Resource Planning (ERP) ist in Sachen Business-Software weiterhin die Top-Priorität bei den meisten Unternehmen.

Reality-Check: Falsch.

Seit 2011 steht das Thema Business Intelligence (BI) ganz oben auf der Prioritätenliste der Enterprise-Software-Projekte, hat Forrester festgestellt. Das gelte für Erweiterungen bestehender Installationen wie auch für Neu-Implementierungen. Vier von zehn befragten IT-Entscheidern planen im laufenden Jahr ein BI-Projekt. Gefragt sind derzeit auch Vorhaben rund um Customer Relationship Management (37 Prozent) sowie Collaboration Software (35 Prozent). ERP-Themen folgen erst auf den weiteren Plätzen: jeder dritte befragte IT-Entscheider hat ein Projekt in Sachen Finance und Accounting Software in Planung, 28 Prozent arbeiten an einem ERP-Vorhaben. Nimmt man die beiden zuletzt genannten Segmente jedoch zusammen, stünde der Bereich Finance/Accounting/ERP an der Spitze der Prioritäten-Liste.

Die IT-Entscheider dürften grundsätzlich bei ihren Entscheidungen über Applikations-Anschaffungen und -Projekte den Blickwinkel der Fachbereiche nicht außer Acht lassen, rät Forrester. Für die Fachanwender versprechen zusätzliche Analytics-Funktionen eher einen konkreten Mehrwert in ihrem Geschäftsalltag als ein Aus- oder Umbau des Kern-ERP-Systems.

Mythos 2: Öffentliche soziale Netzwerke haben sich bereits fest im Geschäftsalltag der Unternehmen sowie im Umfeld der Enterprise-Applikationen eingenistet.

Reality-Check: Nicht ganz richtig.

In Reihen der IT-Verantwortlichen gibt es offenbar noch viele Vorbehalte gegenüber Facebook, Twitter und Co. Fast die Hälfte der Befragten haben noch Bedenken, öffentliche soziale Netze in die interne Collaboration-Infrastruktur zu integrieren. Sie achteten vielmehr darauf, Facebook- und Twitter-Streams strikt von den Unternehmensanwendungen zu trennen, ergab die Forrester-Studie. Lediglich 14 Prozent der IT-Entscheider erklärten, soziale Netze enger mit den eigenen Business-Anwendungen verknüpfen zu wollen. Immerhin jeder vierte befragte IT-Verantwortliche äußerte den Wunsch, dass die Anbieter von Business-Software ihre Applikationen stärker mit Social-Media-Elementen ausstatten sollten.

Die Forrester-Analysten empfehlen Anwendern, sich mit aktuellen Versionen von Business-Applikationen an die Social-Media-Welt heranzutasten. Etliche Softwareanbieter würden ihre Produkte mittlerweile bereits von Haus aus mit Social-Collaboration-Funktionen anreichern, beispielsweise im CRM-Bereich. Diese Produkte könnten Unternehmen einen guten Startpunkt für den Einsatz sozialer Netzwerke bieten.