Y2k: Streit um deutsche Krankenhäuser

Einem Bericht des ZDF-Magazins "Wiso" vom Montag hat der Verband der Klinikärzte inzwischen scharf widersprochen: Die Krankenhäuser seien Jahr-2000-sicher, nicht aber das Partyverhalten der Deutschen.

Wiso veröffentlichte in der Sendung vom Montag eine Studie der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Danach hätten die Kliniken bis Ende September keine ausreichenden Maßnahmen für das Jahr-2000-Problem getroffen, berichtete das Wirtschaftsmagazin des ZDF. Es sei zu erwarten, dass in diesen Kliniken je 20 Prozent Gerätefehler und Störungen der Haus- und Leittechnik auftauchten. Die DKG rechne der Studie zufolge selbst mit "sechs Prozent Störungen der Patientenversorgung". Fachleute rieten den Eltern potenzieller Millennium-Babys, diese Kliniken zu meiden, berichtete Wiso. Die DKG betonte dagegen, sie sehe wegen des Jahrtausend-Problems keine Gefahr für die Patienten.

Laut Wiso haben einige Krankenhäuser auch keine ausreichende Notfallplanungen für die Silvesternacht getroffen. So fehle es an Personalplanung, Rufdiensten und technischen Maßnahmen wie getesteten Notstromaggregaten. Bei Tausenden von medizintechnischen Geräten, bei der Haustechnik und der Stromversorgung müsse mit Ausfällen und möglicherweise erheblichen Störungen gerechnet werden. "Das ist fahrlässig. Wenn ich nicht dafür sorge, dass alle meine Notversorgungssysteme hundertprozentig funktionieren und auf Dauer laufen können, so ist das Organisationsverschulden", zitiert Wiso den Medizintechnik-Chef der Universitätsklinik Gießen, Jürgen Nippa.

Diesen Einschätzungen widersprach der Vorsitzende des Marburger Bundes der Klinikärzte, Frank-Ulrich Montgomery, sagte am Dienstag im Saarländischen Rundfunk. Er erwarte wesentlich mehr Unfälle, zum Beispiel durch Alkohol und Silvesterknaller, als in den vergangenen Jahren, doch dafür seien die Krankenhäuser "gut gerüstet". So gebe es Notfallpläne für den Datumswechsel, die Unfallaufnahmen seien zum Teil mit vier Schichten besetzt. Zudem gebe es in den meisten deutschen Krankenhäusern Ausgangssperren für das Personal in der Silvesternacht.

Montgomery widersprach Meldungen, wonach fünf Prozent der Krankenhäuser ihre technischen Vorbereitungen für den Datumswechsel noch nicht abgeschlossen hätten. Diese Meldungen bezögen sich auf Umfragen aus den Monaten September und Oktober. Mittlerweile seien alle Krankenhäuser genügend vorbereitet. "Niemand muss um die Jahrtausendwende in einem Krankenhaus um sein Leben fürchten".

Montgomery räumte allerdings ein, dass "das eine oder andere Gerät unentdeckt geblieben" sei. Doch dies sei angesichts der modernen Medizintechnik ein "kleines Problem". Zudem sei die Medizin nicht ausschließlich auf die Computer angewiesen. Das Wichtigste sei immer noch das Pflegepersonal. Die Auswirkungen des Datumswechsels würden deshalb "grotesk überschätzt". (dap/nie)