Vorsicht Technik

Wird ERP-Software durch objektorientierte Datenbanken flexibler?

ERP-Software soll Prozesse beherrschbarer machen. Doch Anwender sehen sich immer komplexeren Systemen konfrontiert. Hier lesen Sie, ob Objektorientierung einen Ausweg bietet.

Die gute Nachricht kommt gleich am Anfang: Komplexität ist beherrschbar. Zum Hindernis wird sie für ein ERP-System erst dann, wenn sie sich nicht überwinden lässt. Schuld daran sind jedoch nicht die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge, denn Buchungswerte, Konten, Valutadatum und die daraus resultierenden Buchungssätze machen eine ERP-Umgebung nicht kompliziert.

ERP-Systeme und Relationen

Die gegenwärtigen Entwicklungen von ERP-Systemen streben nach immer komplexeren Entwicklungs-Tools sowie nach Redundanzfreiheit in der Relationalität tausender Tabellen und Relationen zwischen ihnen. Doch die Anwender wünschen sich vor allem Systeme, die es ihnen gestatten, Abläufe einfach und schnell zu verändern. Dies gelingt nur, wenn sich Prozesse flexibel gestalten lassen. Doch oft wird aber die Flexibilität mit noch mehr Komplexität erkauft. Einige Hersteller versuchen, über die Oberfläche für mehr Flexibilität zu sorgen. Nicht selten führt dies aber zu "funktionalen und gedanklichen Verrenkungen" des Anwenders.

Aus mangelndem Verständnis haben Technologen bisher meist auf Anforderungen reagiert, indem sie bereits komplexe, Strukturen auf der Grundlage relationaler Datenmodelle noch komplizierter gemacht haben.

Objektorientierte Datenbanken sind nicht automatisch proprietär

Eine provokante Hypothese lautet: Relationalität führt in die Sackgasse, einen Ausweg weisen objektorientierte Datenbanken. Die "Relationalisten" werden nun sofort argumentieren, dass das nicht stimmen kann, weil nur sehr wenige ERP-Systeme mit objektorientierter Datenbank auf dem Markt vertreten waren oder sind. Außerdem gelten objektorientierte Datenbanken für sie als proprietär.

Diese Sichtweise ist jedoch mehr als einseitig und beruht letztlich nur auf der Annahme, dass alles, was nicht relational und nicht mit SQL bearbeitbar ist, proprietär zu sein hat.