Wie Gedanken entstehen

Wissenschaftler der Uni Freiburg haben mit Hilfe von Computersimulationen herausgefunden, dass ein neuronales Netzwerk prinzipiell auch ohne Anregung von außen anhaltende Aktivität zeigen kann.

Gehirnzellen erhalten Signale von vorgeschalteten Zellen, die entweder erregend oder hemmend sein können. Mathematische Modelle neuronaler Netzwerke gehen davon aus, dass Nervenzellen diese Eingangssignale miteinander verrechnen. Sobald ein bestimmter Schwellwert erreicht ist, senden sie selbst ein Signal aus. Experimente zeigen aber, dass Neurone sich komplexer verhalten, wenn viele Signale innerhalb kurzer Zeit eintreffen. Das liegt daran, dass sich unter diesen Umständen die physikalischen Eigenschaften der Zellen vorübergehend dramatisch verändern.

Im Rahmen ihrer Doktorarbeiten haben nun Arvind Kumar und Sven Schrader große neuronale Netzwerke am Computer simuliert, die diese Eigenschaft der Neuronen erstmals im Detail berücksichtigen. Vor allem in der Großhirnrinde sind Neurone sehr stark miteinander vernetzt. Das heißt, sie erhalten viele Eingangssignale, die dann die Verrechnung darauf folgender Signale modifizieren. Die Berücksichtigung der besonderen Eigenschaften von Neuronen in derartigen Netzwerken führt zu einer hervorragenden Übereinstimmung mit Messungen an biologischen Gehirnzellen. Das neue virtuelle Netzwerk spiegelt die Realität besser wider als bisherige Modelle.

Ein besonderes Merkmal dieses Netzwerks ist seine sich selbst aufrechterhaltende Aktivität. Wenn das Netzwerk groß genug ist, reicht es aus, es einmal anzuregen. Danach bleibt es auch ohne weitere Reizung von außen aktiv. „Netzwerke aus etwas einfacher gestrickten Modellneuronen hingegen würden nach kurzer Zeit sozusagen einschlafen“, sagt der Neurowissenschaftler Stefan Rotter von der Uni Freiburg. Diese Beobachtung an künstlichen Systemen lässt Rückschlüsse auf die Funktionsweise unseres Gehirns zu. Denn wenn das Gehirn denkt oder sich erinnert, braucht es dazu normalerweise keinen unmittelbaren Anstoß von außen.

Es genüge aber nicht, dass das Gehirn einfach nur aktiv ist. Rotter: „Mit dem Aktivitätsmuster muss auch Bedeutung verbunden sein.“ Wie aber im Ozean neuronaler Aktivität des Netzwerks sinnvolle Muster entstehen, ist Gegenstand weiterer Untersuchungen. Das neue Netzwerkmodell bietet gute Voraussetzungen dafür. (dsc)

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