Lizenz-Management in der Cloud

Wie Cloud-Anwender der Lizenzfalle entgehen

Neue Lizenzmodelle für die Cloud

Einige Komplexitätsgrade obendrauf birgt der Weg in die Cloud. Zwei Fälle sind zu unterscheiden: zum einen Software as a Service (SaaS), wobei ein Provider einen kompletten Service anbietet. Tueffers: „Die Applikation ist sozusagen fertig und steht den Nutzern komplett als Service zur Verfügung.“ Das Lizenzmodell zwischen Nutzer, Anwenderfirma und Provider ist mit cloudspezifischen Bedingungen wie beispielsweise einem Abrechnungsmodell nach tatsächlicher Nutzung, klar und eindeutig geregelt.

Bei den dem Cloudbetriebsmodell ebenfalls zugrundeliegenden Varianten Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) ist das schon deutlich komplexer. "Bei Infrastructure as a Service wird beispielsweise nur Rechenkapazität zur Verfügung gestellt: Server mit einem entsprechenden Leistungsspektrum", so Tueffers. Offene Fragen bleiben: Wie gehen Anwender mit den Betriebssystemlizenzen um? Kann beispielsweise der Windows-Server mit dem momentanen Lizenzmodell darauf installiert werden? Die Spitze des Eisbergs: Platform as a Service. Neben dem Betriebssystem verfügt man auf dieser unterlagerten Cloudebene eventuell noch über ein eigenes Datenbanksystem und mehrere Applikationsserver – selbstverständlich mit jeweils unterschiedlichen Lizenzierungsmodellen.

Jedes Produkt mit eigenem Bepreisungsmodell

Manche Cloud-Provider bieten an, bereits vorhandene On-Premise-Lizenzen weiterzunutzen. Bei anderen Anbietern wiederum herrschen entsprechend eigene Lizenzbestimmungen, die das Cloudbetriebsmodell entsprechend einpreisen. Oftmals sind die Lizenzbestimmungen sogar innerhalb eines Providers – wie beispielsweise bei Microsoft und SAP – von Produkt zu Produkt unterschiedlich geregelt. "Im Hause SAP hat jedes Produkt ein eigenes Bepreisungsmodell", bestätigt Bert Schulze, VP Co-Innovation für die Cloud Suite der SAP. Gängige Metriken sind die Anzahl der Nutzer, der Mitarbeiter oder der Kundendatensätze. Auch die ausgeführten Transaktionen oder die Prozessorleistung können für die Lizenzierung herangezogen werden. Schulze: "Beim Cloud Computing kommt der Mietkauf noch hinzu."

Bert Schulze weist auf die unterschiedlichen Lizenzierungsmodelle der Cloud-Provider hin.
Bert Schulze weist auf die unterschiedlichen Lizenzierungsmodelle der Cloud-Provider hin.
Foto: John Ord / SAP AG

Ähnlich sieht es bei Microsoft aus, das diverse Lizenzmodelle für die Cloud anbietet - wenn auch nicht in der gleichen Vielfalt wie bei seinen klassischen Produkten. "Es kommt immer darauf an, wie und für welche Zwecke der Service genutzt wird", sagt Claudia Fischer, als Volume Licensing Lead verantwortlich für die Lizenzmodelle bei Microsoft Deutschland. Bei der Cloudplattform Azure beispielsweise wird der tatsächlich genutzte Service abonniert. Klassische Lizenzmodelle mit Server- und Zugriffslizenzierung gehören dort faktisch der Historie an. Fischer: "Die Online-Services für E-Mail, Instant Messaging und weiterer Office-365-Lösungen dagegen orientieren sich mit einer Lizenzierung pro Nutzer noch eher an den klassischen Lizenz-Metriken."

Claudia Fischer erklärt, dass die klassischen Microsoft-Lizenzmodelle mit Server- und Zugriffslizenzierung Auslaufmodelle sind.
Claudia Fischer erklärt, dass die klassischen Microsoft-Lizenzmodelle mit Server- und Zugriffslizenzierung Auslaufmodelle sind.
Foto: Microsoft Deutschland GmbH

Auf ihrem Weg in die Cloud sind die Anwender auf jeden Fall gut beraten, sich für jede einzelne Komponente exakt anzuschauen, ob das derzeitige Lizenzmodell auch den Einsatz in der Cloud erlaubt oder nicht. Tueffers: "Allen gängigen Varianten ist gemeinsam: Mit den ganzen Problematiken muss sich der Nutzer selbst auseinandersetzen – in der Pflicht, alles richtig zu machen, steht stets das einsetzende Unternehmen." Cloud Computing ist im Unterschied zu SaaS, On-Demand etc. nach wie vor ein sehr weit gefasster Begriff. In rechtlicher Hinsicht sei es unabdingbar, seinen Vertrag entsprechend schnell terminieren zu können – und zwar in beide Richtungen. Tueffers: "Das gehört – genauso wie Transparenz in der Verbrauchsnutzung und auch in der Abrechnung – einfach dazu." Auch hiefür gibt es verschiedene Abrechnungsmodelle. In der Praxis ganz weit vorne liegen die Gigahertz-Kapazität der CPUs pro Stunde oder im SaaS-Umfeld die Anzahl der Nutzer respektive Log-ins pro Monat.