Lizenz-Management in der Cloud
Wie Cloud-Anwender der Lizenzfalle entgehen
Klassisch serverbasierte On-Premise-Software, Software-Virtualisierung, Infrastruktur-, Plattform- und Software as a Service im lupenreinen, rein nutzungsbasierten Cloudbetriebsmodell oder doch besser in einer hybriden Infrastruktur mit dem Besten aus beiden Welten? Die komplexen Welten des zeitgenössischen industriellen Computings finden ihren Niederschlag auch in vielfältigen, meist herstellerspezifischen Lizenzierungsmodellen. Die Gefahr ist groß, sich im Tarifdschungel der Volumen-, Leistungs- oder Nutzungsabrechnungsmodelle zu verlieren. Lizenzverstöße können teuer werden. CIOs sind daher gut beraten, sich über ein ausgefeiltes Lizenzmanagement auf dem aktuellen Stand zu halten.
"Die erste große Herausforderung für das klassische Soft-ware-Lizenzmanagement kam mit dem Thema Virtualisierung auf", analysiert Christian Tueffers, Cloud Computing-Koordinator bei Accenture für Deutschland, Österreich und die Schweiz (DACH). Bereits auf der Ebene der On-Premise-Software hat man sich hierbei von der zugrundeliegenden IT-Infrastruktur gelöst. Die meisten Software-Lizenzen, die im Einsatz sind, richten sich nach der Nutzerzahl oder der Anzahl und Leistung der Prozessoren. Tueffers: "In einer virtuellen Infrastruktur dagegen ist es sehr schwierig, exakt zu bestimmen, wie viel Kapazität wirklich genutzt wird und ob das tatsächlich dem entspricht, was lizenziert worden ist oder nicht."
Virtuelle CPUs werden in der Praxis des Lizenzmanagements heute weitgehend der physischen Prozessorleistung gleichgesetzt: "Die Hersteller gegen davon aus, dass anstelle der Maximalnutzung der virtuellen Instanzen auch die maximale physikalische Infrastruktur genutzt werden könnte", so Tueffers. Der Cloud- und Lizenzexperte würde sich von den Herstellern allerdings mehr Flexibilität wünschen: Völlig ohne die Cloud bestünde für viele Unternehmen somit bereits Gefahr, sich in einem komplexen Lizenzierungsdschungel zu verlieren und im schlimmsten Falle saftige Vertragsstrafen berappen zu müssen.
Einer der möglichen Auswege sei es, sich über den Aufbau eines Lizenzmanagements – mit oder ohne Tool – über die im Unternehmen installierte oder genutzte Software auf dem Laufenden zu halten. Tueffers: "Erschwerend kommt noch hinzu, dass einige Anbieter in ihren Lizenzverträgen die Nutzung einer virtuellen Infrastruktur ausgeschlossen haben, obwohl diese technisch möglich wäre."
- 9 Basisanforderungen an einen Cloud-Vertrag
Die Entscheidung Cloud-Services zu nutzen, bedingt aus Sicht von IDC daher grundsätzlich, dass die Nutzung des jeweiligen Cloud-Service dem Unternehmen einen höheren Level in Bezug auf IT Sicherheit und Ausfallsicherheit bietet als vorher. Die folgenden Punkte zählt IDC zu Basisanforderungen in Vertragsverhandlungen. - 1. Zugangsrechte
Cloud-Services-Anbieter müssen in der Lage sein zu demonstrieren, dass die Kontrolle über Einstellungen, Aufsicht, Zugang des internen Personals jederzeit ausgeübt wird, damit Zuverlässigkeit und Integrität der internen Mitarbeiter sichergestellt ist. Ein Cloud-Anbieter sollte deshalb immer Identifikation und Zugriff mit geeigneten organisatorischen, personellen und technischen Maßnahmen absichern. - 2. Gesetzliche Compliance
Es bestehen nach wie vor große Unsicherheiten, welche Daten extern in welche Cloud-Variante verschoben werden dürfen. Deshalb sind "Datenspeicherung in Deutschland" (50 Prozent) sowie "Verträge nach deutschem Recht" (48 Prozent) aktuell die beiden wichtigsten Sicherheitsanforderungen der befragten IT-Entscheider an Hosted und Public Cloud-Anbieter. Obwohl schlussendlich immer der Kunde für die Einhaltung der gesetzlichen Compliance verantwortlich ist, sollte aber die Verantwortung für die Einhaltung der konsistenten Qualität der Arbeitsvorgänge seitens der Anbieter eingehalten werden. Die Verteilung der Haftung zwischen Cloud-Provider und Kunde muss eindeutig geklärt sein und in rechtlich-bindenden Verträgen festgehalten werden. Unabhängige Audits müssen beschrieben werden und die Lösung von widersprüchlichen Anforderungen muss definiert werden. Nur so erreicht man Transparenz. - 3. Anwendungszertifikate
Rechtsgültige Zertifikate sind ebenso eine Grundvoraussetzung für Cloud-Services, da diese bestätigen, dass das Unternehmen, welches für die Domain oder den Server verantwortlich ist, auch tatsächlich existiert. Nach Beobachtung von IDC steigt der Stellenwert von Standards und Zertifizierungen weiter stark an, denn sie schaffen Vertrauen und die Einhaltung von gesetzlichen Regularien lässt sich nachweisen. - 4. Datenursprung
Insbesondere in Deutschland sind die Datenschutzrechte stark ausgeprägt. Zudem werden die Cyberattacken nicht nur hartnäckiger sondern sie sind auch wesentlich raffinierter. Die Verträge müssen somit auch die Einhaltung der vielfältigen lokalen Datenschutzanforderungen sicherstellen, welchen außerdem einem konstanten Wandel unterliegen. - 5. Datentrennung
Da Public-Cloud-Services mandantenfähig sind und auf demselben Server oder Software-System mehrere Kunden bedienen, ist es essenziell, dass der Cloud-Hosting-Anbieter die Sicherheit zu jeder Zeit garantiert. Der Anbieter muss daher akzeptable Maßnahmen für das kontinuierliche Monitoring der Datenverarbeitung aufzeigen. - 6. Datenwiederherstellung (Recovery)
Für den Fall einer Störung oder Katastrophe muss der Anbieter in der Lage sein, die Daten wiederherstellen zu können. Auch dies sollte immer Vertragsbestandteil sein und sogar die maximale Ausfallzeit für verschiedene Vorfälle regeln. - 7. Transfer der Applikationen
Um Cloud-Services in die bestehende IT Landschaft zu integrieren und durchgängige Prozesse zu ermöglichen, sind in der Regel einige lokale Modifikationen notwendig. Dadurch können in der Regel Kosteneinsparungen erreicht werden. Gleichzeitig kann dies aber auch ein Hindernis für einen eventuellen Rücktransfer der Applikation darstellen. Es ist wichtig, vor allem auf die Interoperabilität der Lösungen auch vertraglich wert zu legen. Dies ist technisch gesehen ein anspruchsvoller Aspekt bei der Migration von Public-Cloud-Lösungen. Für die Befragten ist eine einfache Rückholung der Daten (35 Prozent) sowie die gesetzeskonforme und nachgewiesene Löschung aller Daten nach Anbieterwechsel (32 Prozent) besonders wichtig. - 8. Business Continuity
Unternehmen reorganisieren sich, schließen sich mit anderen zusammen und Rechenzentren werden konsolidiert. Cloud-Services Verträge sollten daher den Transfer der Daten zwischen verschiedenen Rechenzentren klar regeln, um den Betrieb auch bei großen Veränderungen jederzeit sicherzustellen. - 9. Monitoring und Reporting
ieser Aspekt kann insbesondere bei der Nutzung von Public-Cloud-Services komplex werden. Vor allem dann, wenn verschiedene Ansprechpartner die legale Verantwortung und die Kosten im Unternehmen dafür tragen. Die IT Abteilung sollte das Monitoring und Reporting idealerweise zentral übernehmen, um Synergien zu heben und Kosten zu senken.