Karriere mit Kind
Wie Chefs Frauen unterstützen können
Die Hälfte der Manager sind Frauen
Deshalb stellt Wohlfahrt selbst gern Frauen ein. In ihrem Startup RatePay, das sie vor vier Jahren gründete, ist jeder dritte Mitarbeiter weiblich und die Hälfte der Führungsebene weiblich. Viele der Frauen haben Kinder und einige arbeiten in Teilzeit. Man stelle sich vor, das Unternehmen ist erfolgreich und nicht nach einigen Tagen in Babybrei untergegangen.
Damit das Modell Managermama klappt, rät Wohlfahrt dazu, schon in der Schwangerschaft mit dem Chef über flexible Arbeitszeitmodelle zu sprechen. "Es wäre schön, wenn sich der Vorgesetzte mit einem über das Kind freuen kann und es nicht zu einem Tabu wird", sagt Wohlfarth. Auch das ist ein Hinweis für den Chef, der künftig mehr Frauen an das Unternehmen binden will: Firmen, die sich familienfreundlich präsentieren, sprechen das Thema offen an und unterstützen Familien. Den Ausschlag gibt dabei das Verhalten des Chefs.
Aber auch im Kollegenkreis ist Rücksichtnahme das Gebot der Stunde. Hat die Kita nur bis halb fünf offen, sollte die Telefonkonferenz eben nicht um vier angesetzt sein. Es sollte niemanden mehr überraschen, dass Mitarbeiter auch von zuhause aus arbeiten können. "Ich zum Beispiel arbeite im Home Office viel mehr - manche glauben ja, man sei zuhause faul", sagt Wohlfarth. Nur Jobs, die mit viel Reisen verbunden sind, sind für Eltern oft schwierig machbar.
- Noch bilden sie eine Minderheit: Frauen in der IT haben in den meisten Firmen Exotenstatus, erst recht im Management.
- Ralica Yancheva, Beraterin bei Conargus:
"Die Diskussionen und politischen Debatten zur Frauenquote haben viele Manager für das Thema sensibilisiert." - Inge Hanschke, Geschäftsführerin bei Iteratec:
"Frauen müssen wissen, was sie wollen und gelassen auf das Platzhirschgebaren reagieren." - Rebecca de Souza, Diversity Managerin bei General Electric (GE)
"Zu wenige Frauen in Führungspositionen sind überall in Europa ein Problem, doch besonders in Italien und Deutschland." - Patricia Rezic, verantwortlich für Controlling und Personal bei Projektron
"Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter liegt bei 32 Jahren; viele haben Kinder." - Eva Faenger, Diversity-Managerin bei Hewlett-Packard:
"Besonders im Service und im Outsourcing-Geschäft gibt es Handlungsbedarf." - Claudia Kedor: Leiterin Marketing bei Projektron:
"Wir sprechen schon vor der Geburt des Kindes mit den Kollegen, wie sie sich den Wiedereinstieg vorstellen." - Edeltraud Leibrock, Vorstand IT bei der KfW Bank:
"Frauen tendieren öfters als Männer dazu, ihre Fähigkeiten kritisch zu bewerten." - Katrin Jenkins, Abteilungsleiterin Systemdesign und Customizing bei DB-Systel:
"Junge Mütter sind besonders engagiert, weil sie sich nichts nachsagen lassen wollen." - Claudia Payer, Projektleiterin Commerz Finanz:
"In über 20 Jahren habe ich mir fundiertes IT-Know-how angeeignet, das heute eine solide Grundlage bildet, um Projekte zu leiten."
Deutsche Chefs reagieren häufig immer noch anders als Wohlfahrts holländischer Chef. "Viele Frauen Anfang 30 bekommen nicht den Job, den sie wollen, weil die Chefs Angst haben", sagt Wohlfarth. "Viele meiner Freundinnen werden abgestellt, sobald sie Kinder haben, auf langweiligere Projekte gesetzt und als Mensch zweiter Klasse angesehen", sagt Wohlfarth. In Deutschland gelten Kinder immer noch als Hindernis für die Karriere. Das gilt inzwischen auch für Männer, die sich mehr um ihre Kinder kümmern wollen. Auch darauf können sich Unternehmen einstellen: "Wir haben auch einige junge Väter in Elternzeit", sagt Wohlfarth.