Web 2.0 stellt Bildung vor neue Aufgaben

Im Zeitalter von Web 2.0 und allumfassender Kommunikationsverbindungen durch das Internet sehen sich auch die Verantwortlichen für die Erziehung und Bildung der Jugend mit wandelnden Voraussetzungen konfrontiert.

"Die Rolle des Lehrer verändert sich, der lineare Wissenstransfer vom Lehrer zum Schüler funktioniert nicht mehr", meint Stephen Balkam, CEO des Family Online Safety Institutes (FOSI), bei der Abschlussdiskussion des Internet Summit Austria in Wien. Da das Internet mittlerweile für die jungen Menschen selbstverständlich ist, müssen sich die Verantwortlichen darauf einstellen, den Kindern und Jugendlichen beizubringen, wie man damit verantwortungsbewusst umgeht. Weiters sei es wichtig zu lehren, wie man im Web effektiv nach vertrauenswürdigem Wissen sucht, so Balkam gegenüber pressetext.

Die Schulen wurden in den vergangenen Jahren zwar infrastrukturell aufgerüstet. Dennoch wird den Schülern nach Ansicht des Wiener Gymnaisasten Frederic Tömböl zu wenig vermittelt, wie der Computer als effektives Mittel zum Zweck der Wissensbeschaffung genutzt werden kann. "Die ernsthafte Recherche wird nicht gefordert. Meist reicht es, wenn die erste Ergebnisseite von Google ausgedruckt wird", kritisiert Tömböl. Zudem berge das Internet Gefahren und falsche Informationen. "Wissen im Internet ist nicht verlässlich. Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir das Web so aufbereiten können, dass unsere Kinder damit umgehen können", fordert Thomas Rickert vom eco Verband der deutschen Internetwirtschaft. Daher sei es eine große Aufgabe, nach Möglichkeiten zu suchen, wie man künftig verlässliche Informationen im Internet finden kann.

Die Suche nach vertrauenswürdigen Inhalten ist auch ein Anliegen von Balkam. Er schlägt sogenannte "Trust Marks" vor. Damit sollen "gute" Inhalte gekennzeichnet werden. Dies betrifft vor allem Informationen aus dem Bereich der Medizin oder der Naturwissenschaften. "Wenn Schüler im Internet für eine Hausarbeit recherchieren, so sollten sie sich sicher sein können, dass das gefundene Web-Wissen auch vertrauenswürdig ist", so Balkam. Umgekehrt könnten Suchmaschinen auch bevorzugt gekennzeichnete Seiten aufspüren.

"Die neuen Medien beeinflussen die Art des Unterrichts deutlich. Den allwissenden Lehrer gibt es nicht mehr. Stattdessen wird er zum Begleiter der Schüler", sagt Heidrun Strohmeyer, Leiterin der Sektion für Allgemeine pädagogische Angelegenheiten, Statistik und IT-Angelegenheiten sowie Erwachsenenbildung im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur. "Wir müssen das positive Potenzial aus den neuen Medien heraussuchen und es den Kindern vermitteln."

Den Spagat zwischen traditionellem Unterricht und Interneterziehung versuchte das Web-2.0-Schulprojekt der Telekom Austria in Kooperation mit dem Ministerium. Unter dem Motto "Die Nationalparks Österreichs" bearbeiteten die Schüler individuelle Fragestellungen zu ihrem nächst gelegenen Nationalpark und stellen die Ergebnisse im zentralen Wiki ins Internet. Neben Projektberichten in Textform können die Schüler auch Bilder, Podcasts und Videos auf dem Wiki der Öffentlichkeit zugänglich machen. Es ging bei dem Projekt darum, herauszufinden, wie neue Technologien sinnvoll in den Unterricht integriert werden können. "Ich denke, das ist der richtige Weg, denn inhaltlich war es für die Jugendlichen interessant, zudem hat Kommunikation stattgefunden und Lehrer und Schüler haben zusammengearbeitet", so Strohmeyer. (pte/cvi)