Wearables - Stoff für Infineons Träume

Infineon hat in München Einblick in seine Forschung im Bereich Wearable Electronics gegeben. Ein lauffähiger Prototyp eines MP3-Players diente als Anschauungsobjekt.

In der Chipforschung gehören die Optimierung von Energieverbrauch und die Minimierung der Baugröße zu den gängigen Forschungszielen. Infineon-Technologie-Vorstand Sönke Mehrgardt hat seinem Team mit dem Auftrag, für Waschmaschinentauglichkeit und angemessenem Tragekomfort der Chips zu sorgen, eher Ungewohntes aufgebürdet.

Infineon hat drei Errungenschaften präsentiert: Stoff, der durch integrierte Leiterbahnen die Komponenten verbindet, spezielle "Gehäuse" für Chips und Sensoren, die der Waschmaschine und dem Bügeleisen trotzen und einen Thermogenerator, der als Energiequelle dienen kann.

Die Einzelteile, bis auf den Thermogenerator, hat Infineon zum MP3-Player zusammengestellt, dessen Bestandteile wie Speicher, Chip, Kopfhörer und Fernbedienung durch das leitende Stoffgewebe verbunden sind. Zwei Methoden wendet Infineon an, eine dem Wirebond-Verfahren vergleichbare und eine durch flexible Folie mit aufgebrachten Verbindungspads.

Der Benutzer zieht sich den Player in Form eines Pullovers oder einer Jacke dann einfach über. Für die Entwurfs- und Näharbeiten hat Infineon mit der Deutschen Meisterschule für Mode in München zusammengearbeitet.

Beide Kooperationspartner betonten in München, dass es bei den Wearables vorerst um das Know-how gehe. Für Siglinde Zisler, Direktorin der Deutschen Meisterschule für Mode München, bestand eine Herausforderung darin, die ungewohnten Materialien zu verarbeiten und dafür geeignete Entwürfe zu schaffen. Trotz Miniaturisierung sei etwa der von Infineon gelieferte Akku mit integriertem Speicher nicht zum Einnähen im Achselbereich geeignet.

Mit fertigen Produkten ist laut Infineon-Vorstand Mehrgardt in etwa eineinhalb Jahren zu rechnen. Ein MP3-Player muss dass nicht zwingend sein. Die Vision von Infineon beinhaltet auch intelligente Etiketten, die der Waschmaschine melden, welche Temperatur sie vertragen, oder Sturzsensoren für ältere Menschen, die via GSM und GPS für eine Verbindung mit der Rettungsleitstelle sorgen.

Für Mehrgardt zählt die Waschmaschinen- und Bügeleisen-Tauglichkeit der integrierten Chips im Übrigen zu den kleineren Hemmnissen. Der Einsatz von Chips in der Industrie, etwa im Automotiv-Bereich stelle vergleichbare Anforderungen an die Haltbarkeit. Chips, die schon jetzt in der Autoelektronik zum Einsatz kommen, müssten ebenfalls extreme Temperaturen ertragen und gegen Umwelteinflüsse geschützt sein.

Der Thermogenerator, den Infineon als eigenen Prototypen vorstellte, nutzt die Körperwärme, genauer gesagt den Temperaturunterschied zwischen Kleidung und Körper. Die Untersuchungen von Infineon haben ergeben, dass dieser Temperaturunterschied bei moderaten Umgebungsbedingungen etwa fünf Grad beträgt. Unter diesen Bedingungen könne der Generator unter Last 1 Mikrowatt/cm² bereitstellen. (uba)