FAQ Gigabit-WLAN

Was bringt WLAN-11ac tatsächlich?

In welchen Fällen ist 11ac langsamer als 11n?

Wer schon heute weiß, dass er viel Durchsatz im Privat- oder Firmen-WLAN braucht, weil viele User ihre Mobilgeräte mit "fetten" Applikationen bis hin zu Video-Streaming und Video-Conferencing ohne Ruckeln betreiben wollen, sollte bei einem neuen WLAN-Roll-out auf alle Fälle 11ac-APs in die enge Wahl nehmen.

Doch Vorsicht: 11ac-1x1 mit bis zu 433 Mbit/s ist sogar langsamer als das "alte" 11n-3x3 mit bis zu 450 Mbit/s. Erst ab zwei Antennen kann 11ac das ältere 11n übertrumpfen. Also fragen Sie ihren Händler nicht nur pauschal nach 11ac, sondern nach der Anzahl der tatsächlich verbauten 11ac-Antennen, wenn Sie viel Speed benötigen. Einige Hersteller werben mit "bis zu" 1300 Mbit/s, obwohl ihre Geräte noch gar keine drei Antennen haben.

Doch egal ob 11n oder 11ac: Die maximale Datenrate kommt ohnehin nur auf kurze Distanz zustande, wenn sich keine massiven Hindernisse zwischen Sender und Empfänger befinden, wie etwa dicker Stahlbeton.

Zudem war WLAN schon immer ein Shared Medium, egal ob 11a, 11b, 11g, 11n oder 11ac: Das heißt, die Nutzer müssen sich die Zellkapazität redlich teilen. Beispiel: Wenn zwei Verbraucher in der gleichen WLAN-Zelle voll aktiv sind, bekommt jeder nur den halben Durchsatz.

Wann kommt WLAN-AC-Wave-2 bis 3.500 Mbit/s?

Die künftigen 11AC-Wave-2-Produkte (zweite Welle) schaffen bis zu 3.470 Mbit/s brutto. Dazu müssen aber beide WLAN-Partner vier Antennen (4x4-MIMO) haben, vier Spatial Streams (4SS) durch die Luft funken und 160 MHz freien Platz im 5GHz-Band ungehindert nutzen können.

Wave-2 soll rückwärtskompatibel zu Wave-1 und älteren WiFi-Normen bleiben. Das heißt: Wave-2-Produkte beherrschen unter anderem auch die langsameren Funkmodi von Wave-1 (siehe Bilderstrecke).

In einer dritten AC-Innovations-Welle sind 11ac-Geräte auch mit einem 8x8-MIMO-8SS-Design vorstellbar. Die WLAN-Brutto-Geschwindigkeit dürfte sich dann nochmals auf circa 7 Gigabit/s verdoppeln. In großen, stationären WLAN-Geräten wie etwa Business-Routern kann man so viele Antennen tendenziell leichter unterbringen als in kleinen und mobilen Geräten wie etwa Smartphones.

Warum bringt WLAN-11ac-Beamforming mehr Reichweite?

Gigabit-WLAN-11ac, egal ob Wave 1 oder Wave 2, hat ein explizites Beamforming: Das heißt, der WLAN-Router trackt den WLAN-Client, um zu wissen, wo er sich befindet, um dann explizit zu diesem Client die Sendeleistung zu erhöhen. Das ist verpflichtender Standard beim neuen WLAN-11ac. Bei WLAN-11n war das Beamforming nur optional. Es hilft, die Reichweite zu erhöhen. Ansonsten gilt aber auch bei 11ac wie schon bei 11a/b/g/n: Je weiter sich der Client von der Basisstation entfernt, desto geringer wird die Datenrate.

Wie reif sind 11ac-WLAN-Router für Privat und Heimbüro?

Wer nur eine kleine Wohnung oder ein Heimbüro mit WLAN versorgen will, hängt einfach einen aktuellen WiFi-Router aus der Consumer-Schiene von Apple, Asus, AVM, Buffalo, D-Link, Linksys, Netgear, TP-Link, Trendnet oder weiteren an seine Internetdose und surft nach kurzer Konfigurationsarbeit los. Inzwischen können alle obengenannten WLAN-Anbieter auch schon 11ac-Geräte liefern.

Die ersten (nicht ganz ausgereiften) WLAN-11ac-Router für Consumer kamen im Sommer 2012 auf den Markt, etwa von Buffalo, Linksys und Netgear. Damals gab es fast noch keine passenden 11ac-Client-Geräte.

Der deutsche WLAN-Consumer-Router-Champion AVM aus Berlin brachte seine erste 3x3-MIMO-11ac-Fritzbox AVM 7490 dann zur IFA im September 2013. Der Autor konnte in einem Test mit zwei identischen 7490-Fritzboxen vereinzelte Höchstwerte von 791 Mbit/s netto bei freier Sicht auf kurze Distanz erzielen. Als reproduzierbare Dauerleistung schafften die zwei AVM-7490-Fritzboxen durch eine Stahlbetondecke hindurch einen Nettodurchschnitt von 560 Mbit/s.

Zwar ist die Netto-Datenrate auch bei 11ac, wie bei allen bisherigen WLAN-Generationen, nur etwa halb so hoch wie die marketinggetriebene Brutto-Datenrate auf der Verpackung. Trotzdem ist 11ac grob gesagt dreimal schneller als 11n, egal ob man die Brutto- oder die Nettoraten vergleicht.

Wie weit sind 11ac-WLAN-Wave-1-Router für Firmen?

Der Trend zum Bring-Your-Own-Device sorgt in den Unternehmen für einen ständig steigenden WLAN-Traffic. Die Anbieter von Enterprise-WLAN-Lösungen dürfen sich seit Jahren über gute Wachstumsraten im WLAN-Geschäft freuen, so etwa Aruba, Cisco, Dell, Extreme Networks, Hewlett-Packard, Huawei, Lancom Systems, Meraki, Meru Networks, Motorola Solutions, Ruckus Wireless, Teldat alias Bintec Elmeg, Trapeze alias Juniper Networks oder Xirrus.

Cisco hat seinen ersten Wireless-Gigabit-AC-Access-Point schon im Sommer 2012 angekündigt: In Deutschland ist er laut Cisco seit Dezember 2013 lieferbar.
Cisco hat seinen ersten Wireless-Gigabit-AC-Access-Point schon im Sommer 2012 angekündigt: In Deutschland ist er laut Cisco seit Dezember 2013 lieferbar.
Foto: Cisco

Der Marktführer für WLAN-Equipment im Enterprise-Umfeld Cisco hat seinen ersten 11ac-AP schon im Sommer 2012 angekündigt. Aruba Networks gilt weltweit als Nummer zwei im WLAN-Enterprise-Markt und kann ebenfalls schon eine starke 11ac-Produktpalette vorweisen. Dell vermarktet das Aruba-WLAN-Portfolio samt 11ac still und heimlich unter der eigenen Marke. Speziell in Deutschland hat auch Lancom Systems eine beachtliche Marktstellung und große WLAN-Enterprise-Projekte mit Tausenden von AccessPoints, allerdings noch nicht mit 11ac-Technik. Lancom ist im Juli 2014 mit zwei Gigabit-AccessPoints in den 11ac-Markt eingetreten. Einige B2B-WLAN-Anbieter wettern zurzeit noch kräftig kontra 11ac, solange sie noch keine eigenen 11ac-Geräte im Portfolio haben. Das ist pures Marketing und kann die Bedeutung von 11ac nicht mindern.

11ac-Consumer-Router kosten etwa 150 bis 250 Euro. 11ac-Enterprise-AccessPoints liegen eher bei 1.000 bis 4.000 Euro. Viel teurer als die Elektronik sind aber oft die Handwerker für die Verlegung der LAN-Kabel und die Montage der AccessPoints an teils schwer zugänglichen Decken, Wänden oder Masten mitsamt Blitzschutz in gewerblichen Umgebungen.

Oft preschen die Anbieter von Consumer-Routern mit neuen WLAN-Standards etwas früher auf den Markt als Enterprise-WLAN-Ausrüster. Der Grund: Im Consumer-Umfeld sind Marketing- und Presseeffekte wichtiger - nach dem Motto: Wir sind die Ersten. Im Enterprise-Markt zählen dagegen Qualität und ausgereifte Lösungen. Da kommt es nicht so sehr auf ein paar Tage mehr oder weniger an.

Gibt es schon 11ac-WiFi-Roll-outs auf Enterprise-Niveau?

Große Firmenkunden verlangen fast immer nach Referenzen, bevor sie einschneidende Upgrades an ihrer Netzwerkinfrastruktur vornehmen. Große 11ac-Roll-outs kennt der Autor bislang nur von Aruba Networks: Das Kempinski Emirates Palace Abu Dhabi gehörte zu den ersten großen Hotels der Welt, die schon einen nennenswerten Gigabit-WLAN-Hotspot in Betrieb haben. Dafür kamen mehr als 1.000 Access Points der Speed-Gattung 802.11ac Aruba AP-225 zum Einsatz, berichtete Mehmet Akdeniz, Director of IT and AV im Emirates Palace.

Die meisten 11ac-WLAN-Basisstationen für große Business-Umgebungen funken derzeit bis zu 1300 Mbit/s brutto. Cisco hat schon mal Geräte für 4x4-MIMO im Programm, die derzeit aber noch mit 1300 Mbit/s brutto funken.
Die meisten 11ac-WLAN-Basisstationen für große Business-Umgebungen funken derzeit bis zu 1300 Mbit/s brutto. Cisco hat schon mal Geräte für 4x4-MIMO im Programm, die derzeit aber noch mit 1300 Mbit/s brutto funken.
Foto: Harald Karcher

Das 2005 eröffnete Hotel stellt externen Gästen offiziell 302 Zimmer und 92 Suiten zur Verfügung. Dazu kommen die nicht-öffentlichen Suiten der Regenten der Vereinigten Arabischen Emirate. Im Schnitt sind also mehr als ein AccessPoint pro Zimmer oder Suite installiert. Eine derart hohe AP-Dichte ist bei 11ac auch naheliegend, weil der 11ac-Funk im 5-GHz-Band an dicken Wänden viel stärkere Verluste hat als das ältere 11b und 11g bei 2,4-GHz: Niedrige Frequenzen können dicke Wände grundsätzlich besser durchdringen als höhere.

Die Gründe für das massive WLAN-Upgrade im Emirates Palace stellen sich kaum anders dar als in vielen weiteren Firmen und Hotels der Welt: Gäste und Mitarbeiter erwarten nämlich ein stabiles, schnelles und kostenloses Internet per WLAN in allen Zimmern, Restaurants, Cafés, Lobbys, Büros und Konferenzbereichen.

Baut Apple wirklich die schnellsten 11ac-Notebooks?

Bei unserer ersten 11ac-Messung mit einem 2x2-MIMO Apple MacBook Air 13,3 gegen eine 3x3-MIMO Fritzbox AVM 7490, kam eine Dauerleistung von 160 Mbit/s zustande. Kurz danach hat Apple die WLAN-Software des Apple MacBook Air 13,3 allerdings drastisch verbessert.
Bei unserer ersten 11ac-Messung mit einem 2x2-MIMO Apple MacBook Air 13,3 gegen eine 3x3-MIMO Fritzbox AVM 7490, kam eine Dauerleistung von 160 Mbit/s zustande. Kurz danach hat Apple die WLAN-Software des Apple MacBook Air 13,3 allerdings drastisch verbessert.
Foto: Harald Karcher

Was nützt der schnellste 3x3-11ac-Router, solange es noch keine ebenso schnellen 3x3-11ac-Endgeräte gibt? Viele Notebook-Hersteller verschleiern derzeit noch, wie viele MIMO-Antennen ihre Modelle genau haben. So hat etwa das Apple MacBook Air mit 11 und 13 Zoll zwar schon seit Juni 2013 Gigabit-WLAN-11ac unter der Haube. Apple gibt aber an keiner Stelle Auskunft, ob es sich dabei um 1x1-MIMO bis 433 bBit/s oder 2x2-MIMO bis 867 oder gar 3x3-MIMO bis 1300 Mbit/s handelt. Gleiches gilt für das Apple MacBook Pro mit Retina Display mit 13 und 15 Zoll.

Die deutsche Apple-PR-Agentur darf ebenfalls nicht mehr zur verbauten Technik sagen, als Apple selber preisgibt. Von einem anderen Notebook-Hersteller erfahren wir die Gründe für so viel Schweigsamkeit: Die Notebook-Anbieter waren es allesamt schon bei 11n leid, dass sie ständig angeben mussten, mit wie vielen Antennen das verbaute WLAN-Modul wie schnell genau bei 2,4 und/oder bei 5 GHz senden kann. Jetzt wird alles einfacher, denn man kommuniziert nur noch: "das superschnelle 11ac ist drin", und hofft, dass die Kunden nicht weiter nachfragen. So kann man die 11ac-Entwicklung etwas stressfreier von 1x1- über 2x2- auf 3x3-MIMO hochfahren und die entsprechenden Treiber in Ruhe fertig schleifen, ohne den Kunden täglich neue Rechenschaft über den aktuellen Stand der 11ac-Speedwerte schuldig zu bleiben.

Dabei hätte just die Firma Apple den geringsten Grund, den Stand ihrer 11ac-Künste zu verschleiern. So liegen etwa die Entwickler von Profi-WLAN-Access Points ihren Chefs in den Ohren, sie bräuchten ausgerechnet ein teures Apple MacBook Pro. Der angeführte Grund: Dieser beherrsche schon 3x3-MIMO und eigne sich daher besser als jedes andere Notebook als Testpartner in der 3x3-MIMO-WLAN-Access-Point-Entwicklung.