Darstellung und Mausnavigation als geteilte Problembereiche

W3C: Barrierefreiheit nützt auch dem mobilen Web

Das W3C hat diese Woche eine Empfehlung für verbesserte Standards hinsichtlich barrierefreier Webgestaltung veröffentlicht. Diese können durchaus auch mobilen Anwendern helfen.

Die Web Content Accessibility Guidelines 2.0 (WCAG) sind normalerweise für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gedacht. Vorteile können diese Accessibility-Technologien aber sehr vielen Anwender bringen, beispielsweise Senioren auch Nutzer des mobilen Webs. Die Entwicklungsziele für Barrierefreiheit und mobiles Web seien sehr ähnlich, so das W3C. Die vorgestellten WCAG sollen jetzt getestet und im Laufe des Jahres finalisiert werden.

"Senioren profitieren auf jeden Fall", meint Shadi Abou-Zahra von der W3C Web Accessibility Iniative. Von Seiten des W3C werde in einem Projekt ganz explizit untersucht, welche Überlappungen und Unterschiede es zwischen den Bedürfnissen dieser Gruppe und behinderten Nutzern gibt. Eine einfache Möglichkeit zum Anpassen von Schriftarten ist ein typisches Beispiel einer Technik, die sowohl Sehbehinderten als auch Senioren nützt. Doch auch im mobilen Web ist genau das von Bedeutung. "Ob ich eine Schriftart anpassen muss, weil ich schlecht sehe oder einen kleinen Bildschirm habe, ist ein ähnliches Problem", erklärt Abou-Zhara. Auch Einstellungen für Farbkontraste seien ein Bereich, wo das wachsende mobile Web bei der Accessibility Ideen borgen könne. Die Textalternativen zu Bildern, die für Blinde unerlässlich sind, seien ebenfalls von Vorteil für mobile Webnutzer - einfach, um Bandbreite und damit Kosten sparen zu können. Ein weiteres Beispiel des W3C für eine Barriere, die Behinderte ebenso treffen kann wie mobile User, ist die Notwendigkeit einer Mausnavigation.

"Die Richtlinien beschreiben die Interaktion zwischen Nutzern und Webseite", beschreibt Abou-Zhara. Die Zielgruppe, der mit den WCAG primär geholfen werden soll, alle Arten von Menschen mit allen Arten von Behinderungen - ob Sinnesdefizite, physische Einschränkungen, die etwa den Umgang mit normalen Eingabegeräten erschweren oder Personen mit kognitiven Schwierigkeiten. "Es ist ein verbreiteter Irrglaube von Webseitenbetreibern, dass sie kaum behinderte Nutzer haben", warnt Abou-Zhara. Selbst wo es zuträfe, würde es es wie in der realen Welt meist eher an existierenden Barrieren denn mangelndem Interesse liegen. Geschätzte 20 Prozent der Bevölkerung hätten irgendeine Form von Behinderung. Der Experte verweist weiters auf eine von Microsoft beauftragte Forrester-Research-Studie, die im Jahr 2003 aufgezeigt hat, dass etwa zwei Drittel der Computernutzer in den USA von Accessibility-Technologien profitieren würden.

Die WCAG 2.0 sollen für eine noch barrierefreiere Gestaltung des Webs sorgen. Bis 30. Juni 2008 wird um Feedback zu Erfahrungen mit der Umsetzung des Entwurfs gebeten. "Es soll gezeigt werden, dass der Standard wirklich implementiert werden kann", erklärt Abou-Zhara. Was sich in der praktischen Umsetzung als besonders problematisch erweist, könne in die finalen Fassung der WCAG 2.0 als Empfehlung statt notwendiges Kriterium einfließen. Die endgültige Version soll noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. (pte/mha)