CEO Pat Gelsinger im Interview

“VMware entwickelt sich zum Cloud-Provider”

Software Defined Data Center: VMware spielt mit

Genau genommen versucht VMware ja, eine umfassende System-Management-Schicht für Unternehmen bereitzustellen. Damit konkurrieren Sie mit den ganz großen System Management-Anbietern vom Schlage der „Big Four“ IBM, HP, BMC und CA. Wie differenzieren Sie sich?

"Wenn ein Kunde heute einen Service-Katalog oder ein Self Service-Portal aufbauen will, kann er vCloud Automation Center – ehemals DynamicOps – einsetzen."
"Wenn ein Kunde heute einen Service-Katalog oder ein Self Service-Portal aufbauen will, kann er vCloud Automation Center – ehemals DynamicOps – einsetzen."
Foto: VMware

Gelsinger: Unsere Strategie unterscheidet sich von diesen Anbietern. Wir haben beispielsweise kein CMDB-Tool (Configuration Management Database). Für die klassischen System Management-Anbieter ist das ein Must-have. Wir konzentrieren uns auf Cloud Operations, Cloud Provisioning, auf Dinge wie Self Service Portale. Hier spielt unser Zukauf von DynamicOps eine wichtige Rolle. DynamicOps managt nicht nur Workloads in der Cloud sondern auch solche, die in älteren, nicht virtualisierten Infrastrukturen laufen. Wenn ein Kunde heute einen Service-Katalog oder ein Self Service-Portal aufbauen will, kann er vCloud Automation Center – ehemals DynamicOps – einsetzen. Wir verfolgen also einen heterogenen Ansatz, der auch Produkte außerhalb der VMware-Welt einbezieht. Mit der Version 5.2., die aktuell auf den Markt gekommen ist, wurden weitere neue Funktionen und Integrationen aufgenommen: So können verschiedene Endpoints als Grundlage für Provisionierung von neuen Services verwendet werden, egal ob es sich um verschiedene Hypervisoren, physische Plattformen (Server) oder verschiedene IaaS-Cloud-Angebote handelt.

Das nächste große Ding in der RZ- und Virtualisierungs-Szene scheint das sogenannte Software Defined Data Center zu werden. Viele Analysten sprechen davon, unter den Hersteller gehört VMware zu den größten Protagonisten. Können Sie unseren Lesern in zwei Sätzen erklären, was dahinter steckt und wie Unternehmen davon profitieren sollen?

Gelsinger: Im Grunde geht es um dieselbe Idee wie bei der Server-Virtualisierung. Ziel ist es, eine virtuelle Schicht für alle Rechenzentrumskomponenten, also Server, Storage, Networking, Security und Rechenleistung im Data Center einzuziehen. Warum brauchen Unternehmen so etwas? Aus den gleichen Gründen, die auch für die extrem erfolgreiche Server-Virtualisierung sprechen: Kostenvorteile, einfachere Bereitstellung von IT-Ressourcen und deutlich weniger Verwaltungsaufwand. Wir glauben fest daran, dass dies auch für die anderen Segmente im RZ gelten wird. Beispielsweise werden sich künftig Netzwerk-Services ebenso rasch auf Knopfdruck bereitstellen lassen wie heute eine virtuelle Maschine. Dazu integrieren wir unsere eigenen Produkte mit den Netzwerk-Virtualisierungstechniken der zugekauften Firma Nicira. Das Konzept des Software-Defined Data Center führt zur Realisierung von IT as a Service.

Die Argumente klingen überzeugend. Aber wie realistisch sind solche Visionen für Ihre Kunden heute?

Gelsinger: Wir befinden uns in einem frühen Stadium. Aber wir haben erste Kunden, die sowohl VMware als auch Nicira-Technik nutzen. Zu den großen Nicira-Anwendern gehören beispielsweise Rackspace, eBay oder auch Intel, aber auch Service-Provider wie AT&T.