Einstieg in die NAS-Welt

Viel NAS für wenig Geld - so kommen Sie günstig an Ihre eigene Netzwerkfestplatte

Moderne Netzwerkfestplatten können mehr als Daten im LAN speichern. Wir zeigen einen sehr preiswerten Einstieg.

Man spricht zwar nach wie vor von einer Netzwerkfestplatte oder einem Network Attached Storage (NAS), doch auf das Datenspeichern im Netzwerk beschränken sich die Geräte schon lange nicht mehr. Automatische Downloads, das Streamen von Filmen, Musik und Bildern, Videoüberwachung, Live-TV und Videorekorder, Cloud-Speicher, Printserver für USB-Drucker sind nur einige Beispiele für das, was viele Netzwerkfestplatten heute können.

Diese Vielfalt spiegelt sich auch im gewaltigen Hardware-Angebot wider, allein die beiden Hersteller Synology und Qnap haben jeweils mehr als 100 verschiedene NAS-Modelle im Programm. Darauf laufen mit dem DiskStation Manager (DSM) bzw. QTS umfangreiche Betriebssysteme, auf denen sich wie auf Geräten mit Android, iOS, Windows, Linux oder OS X (fast) beliebige weitere Software installieren lässt. Das Konzept bietet also vielfältige Einsatzmöglichkeiten, doch Einrichtung und Nutzung für Einsteiger sind nicht ganz trivial.

Dieser Artikel zeigt konkret anhand zweier günstiger Geräte, was beim Einrichten eines NAS zu beachten ist und wie die Geräte funktionieren. Ausgesucht haben wir die aktuellen Modelle DS215j von Synology und TS-231 von Qnap für jeweils zwei Datenträger, die als Leergehäuse zwischen 150 und 180 Euro kosten. Für die zwei einzubauenden Festplatten muss man je Kapazität und Qualität (Dauerbetrieb!) nochmals mindestens 100 Euro rechnen. Daneben haben auch andere Hersteller wie Buffalo, Netgear oder Western Digital Netzwerkspeicher im Programm, die jedoch teilweise nicht so ganz viel bieten wie die der Marktführer.

Neben der Fritzbox braucht man nur noch einen USB-Stick oder eine USB-Festplatte: Der Datenträger ist als Netzwerkfestplatte (NAS) schnell eingerichtet.
Neben der Fritzbox braucht man nur noch einen USB-Stick oder eine USB-Festplatte: Der Datenträger ist als Netzwerkfestplatte (NAS) schnell eingerichtet.
Foto: AVM

Wer eine Fritzbox oder ein als „1&1 Home Server“ bezeichnetes Gerät des Herstellers AVM sowie einen USB-Stick oder eine USB-Festplatte besitzt, kann in die NAS-Welt sogar ganz ohne Zusatzkosten einsteigen. Denn die Fritzbox bringt alles mit, um sie als Speicher im Heimnetzwerk inklusive Online-Fernzugriff einzurichten.

NAS anschließen und absichern: die ersten Schritte

Netzwerkfestplatten gibt es fertig bestückt mit Festplatten oder als Leergehäuse, in die dann noch der bzw. die Datenträger einzubauen sind. Dazu öffnet man je nach NAS-Modell das Gehäuse oder die Festplatteneinschübe, befestigt die 3,5-Zoll-HDDs inklusive der SATA-Anschlüsse wie vorgesehen und schließt die Einheit – das ist in wenigen Minuten erledigt. Ausgangspunkt an dieser Stelle ist, dass das NAS am Stromnetz angeschlossen, per Netzwerkkabel über den Router oder einen Switch mit dem Netzwerk daheim sowie mit dem Internet verbunden ist. Dabei werden die IP-Adressen in aller Regel automatisch vergeben, die Netzwerkfestplatte ist sofort startklar.

Die IP-Adresse des NAS können Sie im Windows Explorer auslesen und direkt in die Adresszeile des Browsers eingeben, um zum Web-Interface zu gelangen. Dort richten Sie Netzwerkfestplatte ein. Mehr Komfort und ein paar zusätzliche Funktionen bieten die Einrichtungsprogramme Qfinder und Synology Assistant.

Egal wie Sie das NAS ansteuern, muss es zunächst konfiguriert werden. Bei Qnap nutzen Sie die Funktion „Intelligente Installationsanleitung starten“, vergeben ein sicheres Passwort für das Administratorkonto, wählen die richtige Zeitzone und bestätigen die weiteren Schritte. Am Schluss klicken Sie auf „Übernehmen -> Bestätigen“, um die Einrichtung abzuschließen. Bei Synology heißen die Schritte „Einrichten -> Jetzt installieren -> Weiter“, bevor Sie Ihrem Gerät einen Namen, ein Konto sowie ein sicheres Passwort zuordnen. Der Assistent empfiehlt daraufhin die Installation einiger Pakete. Das aber überspringen Sie zunächst ebenso wie die Einrichtung des „Quick Connect“-Kontos für Zugriff aus dem Internet.

Aktualisieren Sie nun die Firmware, bei Qnap über „Systemsteuerung -> Firmware-Aktualisierung“, bei Synology über „Systemsteuerung -> Aktualisieren & Wiederherstellen“. Der Prozess dauert einige Minuten, am Schluss startet die Netzwerkfestplatte neu. Melden Sie sich auf der Konfigurationsoberfläche neu an, um mit der Einrichtung fortzufahren.

Bevor es in die Details geht, soll kurz die Konfigurationsoberfläche und damit das Funktionsprinzip sowie die Möglichkeiten des NAS erklärt werden. Der Aufbau beider Systeme ist ähnlich: Neben der Konfiguration des Zugangskontos (rechts oben) und dem Status über den Systemzustand (rechts unten) erscheint unter anderem die „Systemsteuerung“, wo Sie Benutzer (-Konten), Benutzergruppen, gemeinsame Ordner, den schon erwähnten Fernzugriff einrichten, das System aktualisieren oder Medieninhalte indizieren.

Der Desktop des Konfigurationsmenüs ist bei Qnap anfangs „voller“ (rechts unten), weil der Hersteller im Gegensatz zu Synology werksseitig mehr Programme vorinstalliert.
Der Desktop des Konfigurationsmenüs ist bei Qnap anfangs „voller“ (rechts unten), weil der Hersteller im Gegensatz zu Synology werksseitig mehr Programme vorinstalliert.

Daneben existieren neben einer ausführlichen Hilfe die Einträge „File Station“ als Dateimanager und „App Center“ (Qnap) respektive „Paket-Zentrum (Synology)“. Über diese können Sie wie bei Smartphones, Tablets, Notebooks und PCs Apps bzw. Software installieren und so die Funktionen des NAS erweitern. Bei Qnap sind im Auslieferungszustand bereits einige wichtige Programme wie das Backup aufgespielt. Synology weist in der Hilfe unter „Einstieg in DSM“ sowie in der „Empfohlen“-Rubrik im Paket-Zentrum auf solche Programme hin, sie sind von dort schnell installiert.

Kernstück einer Netzwerkfestplatte bleibt aber nach wie vor das Speichern und Bereitstellen von Daten im Netzwerk, die Verwaltung übernimmt die bereits genannte Applikation File Station. Diese ist erst einmal nichts anderes als ein Dateimanager wie der Windows Explorer, wo man Verzeichnisse erstellt, Dateien ablegt und ähnliche Aktionen ausführt. Resultierend aus den vorinstallierten Apps bei Qnap sehen Sie hier bereits einige Ordner wie „Web“, „Multimedia“, „Recordings“ usw., die beim Konkurrenten erst eingerichtet werden müssen. Letztlich können Sie wie bei einer lokalen PC-Festplatte den Netzwerkspeicher nach Belieben strukturieren.

Ähnlich in der Handhabung ist eine weitere wichtige Funktion, die Freigabe für verschiedene Benutzer oder Benutzergruppen. Schließlich sollen ja – anders als bei vielen Rechnern zuhause – nicht alle Daten des NAS allen Nutzern zur Verfügung stehen, schon gar nicht bei Freigabe und Zugriff über das Internet. Bei Synology vergibt der Administrator über die „Eigenschaften -> Genehmigung“ im Kontextmenü (rechte Maustaste) eines Ordners oder einer Datei die Lese-, Schreib- und sonstigen Berechtigungen, bei Qnap analog über „Eigenschaften -> Erlaubnis“.

Alternativ zur Windows-Funktion bietet Synology Assistant die Möglichkeit, das NAS über einen Laufwerksbuchstaben ebenso wie lokale Festplatten anzusprechen.
Alternativ zur Windows-Funktion bietet Synology Assistant die Möglichkeit, das NAS über einen Laufwerksbuchstaben ebenso wie lokale Festplatten anzusprechen.

Praktisch für die einfache Handhabung im Heimnetz ist schließlich, das gesamte NAS bzw. ausgewählte Verzeichnisse als Laufwerk in den Windows Explorer einzubinden. Das erledigen Sie über die Option „Netzlaufwerk verbinden“ im Kontextmenü, wenn Sie zuvor im Windows Explorer mit der rechten Maustaste auf den entsprechenden Geräteeintrag in der Rubrik „Netzwerk“ klicken. Eine andere Möglichkeit für den schnellen Zugriff bietet eine Desktopverknüpfung, die Sie von einem beliebigen Verzeichnis des NAS mit dem Eintrag „Senden an -> Desktop (Verknüpfung erstellen)“ ebenfalls über das Kontextmenü einrichten.