Gastbeitrag zu IP-Migration und Unified Communications
Versteckte Fallen bei der VoIP-Migration vermeiden
Fast jedes mittelständische Unternehmen, dessen Wartungsvertrag für die bestehende Telefonanlage ausläuft, prüft, ob ein Wechsel auf IP-Telefonie Vorteile bei Kosten, Funktionalität und Qualität bringt. Wenn diese Evaluierung gründlich geschieht, fällt sie meist gemischt aus. Einige Vorteile liegen auf der Hand: Zum Beispiel fallen bei Gesprächen zwischen Niederlassungen keine Telefonkosten an.
- Versteckte Fallen bei der VoIP-Migration vermeiden
Die Tage der klassischen TK-Anlage sind gezählt. Läuft der Vertrag aus, dann soll meist auf VoIP migriert werden. Johann Deutinger, Vorstand Ferrari electronic, zeigt die potenziellen Problemfelder und gibt dazu Tipps. - 1. Pilotinstallation
Wie kann ein kleineres Unternehmen zu maßvollen Kosten evaluieren, ob die IP-Telefonie alle Ansprüche erfüllt? Die beste Möglichkeit ist hier eine Pilotinstallation. Eine vorkonfigurierte Lync-Appliance kann helfen, mit geringen Kosten und wenig Aufwand die Lösung im eigenen Unternehmen zu erproben. Solche Appliances ("Lync-in-a-box") gibt es von verschiedenen Herstellern und sie eignen sich über den Test hinaus auch, um eine begrenzte Zahl an Anwendern, etwa einen Standort oder eine Abteilung dauerhaft auf IP zu migrieren. - 2. Migration
Es gibt Beispiele für generalstabsmäßig geplante Migrationen auf Lync über Nacht, im Regelfall gehen Unternehmen jedoch nach einer Pilotinstallation inkrementell vor. Sie prüfen in der Praxis, ob alle Systeme eine immer weiter erhöhte Zahl an Benutzern bei gleichbleibender Qualität unterstützen. Traditionell schaltet man dabei die IP-Telefonanlage hinter die TK-Anlage - 4. Türöffner
Zu den analogen Endgeräten, die durch klassische TK-Anlagen gesteuert werden, gehören nicht selten Tür- oder Schrankenöffner. Es sieht einfach und alltäglich aus, auf einen Knopf zu drücken, um eine Tür zu entriegeln. Aber auch mit diesen Endgeräten kann Lync nicht kommunizieren, genauso wenig wie andere IP-Telefonanlagen. - 5. Fax
Laut einer Umfrage von Ferrari electronic halten selbst heute 82 Prozent der Unternehmen den Kommunikationsweg Fax für unverzichtbar. Dabei geht es selten um Papierfaxgeräte, sondern meist um Computerfax und Faxserver. Hier gibt es bei einer Migration grundsätzlich die Alternativen, eine eigene Amtsleitung für das Fax beizubehalten oder neben der Telefonie auch das Fax auf IP zu migrieren (Fax-over-IP). - 6. Alarmanlage
Technisch gesehen ist auch die Alarmanlage nur ein weiteres analoges Endgerät, und die Liste dieser Endgeräte ließe sich beispielsweise mit Frankiermaschinen auch noch erweitern. Doch die Alarmanlage ist in vielen Branchen ein besonders heikler Punkt. Es gibt nur wenige für IP zertifizierte Modelle. - 7. Unified Communications
Zusammengefasst: Nur weil die Telefonie in Zukunft auf IP basiert, heißt das noch nicht, dass man auf analoge Technologien bereits komplett verzichten kann. Bei vielen typischen Migrations-Herausforderungen geht es um die intelligente Übersetzung von SIP in analoge Signale und umgekehrt.
Das gleiche gilt für Telefonate zu "föderierten" Unternehmen, die ebenfalls auf IP-Telefonie setzen. Für Computerarbeitsplätze können Unternehmen auf klassische Endgeräte verzichten und die Mitarbeiter über ein relativ preiswertes Headset und ein Softphone am Computer telefonieren lassen. IP bietet bei ausreichender Bandbreite eine bessere Sprachqualität als ISDN. Durch die meist integrierten Lösungen für Unified Messaging, Presence und Videotelefonie entstehen ganz neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und bessere Unternehmensprozesse.
Andererseits steigen die Kosten für die Bandbreite und die Anforderungen an das interne Netz. Ein Rechner als Endgerät muss über eine höhere Leistung verfügen. Und die Stabilität der IP-Telefonie hängt von einer sauberen Planung und Konfiguration ab. Zum Teil kommt es zu Latenzen, die Übertragung der Sprache dauert also länger als bei herkömmlicher Telefonie.
Unternehmen, die ihre Abläufe optimieren und unterschiedlichste Kommunikationswege zu Unified Communications bündeln wollen, merken im Laufe der Evaluation, dass selbst die größten Anbieter nicht jedes Szenario abdecken können und die Beratung und Unterstützung durch einen spezialisierten Dienstleister notwendig ist. Erschwerend kommt oft die Frage nach bestimmten analogen Nebenstellen hinzu, die zwar im Rahmen des Gesamtprojekts klein erscheinen, aber für das jeweilige Unternehmen dennoch unverzichtbar sind.
Im Endeffekt kämpfen Mittelständler oft mit unerwarteten Schwierigkeiten, obwohl sie doch anfangs "nur" ihre bisherige Telefonanlage durch eine IP-basierte Anlage ersetzen wollten. Die folgenden sieben Abschnitte beschreiben anhand von Microsofts UC-Suite Lync Server 2013 typische Herausforderungen für mittelständische Unternehmen beim Umstieg auf IP-Telefonie und mögliche Lösungsansätze.