VDI-Technologie
VDI-Technologie - hohe Betriebskosten vs. geringer Managementaufwand
Anwendungsfall bestimmt Kostenrechnung
Es sei quasi unmöglich, eine "Passt schon"-Erfahrung für alle Anwendungsfälle zu schaffen, stellt Forrester-Analyst Johnson fest. Was für fortgeschrittenes CAD und Engineering als gut genug gelten dürfe, bedeute für die meisten anderen Unternehmensbereiche schlicht "Overkill". Ein System, das speziell für nicht persistente Desktops entwickelt wurde, sei für die "Knowledge Worker" mit einiger Sicherheit nicht flexibel genug. Und wer ein Video-Collaboration-Werkzeug einsetze, könne mit einem System, das sich durch die rechenzentrumsübliche Bandbreite knabbern müsse, wenig anfangen. Kurzum: Eine VDI erfolgreich zu nutzen heißt, die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter und die daraus entstehenden Bedürfnisse zu kennen und zu erfüllen, mahnt der Analyst. Die Produktivität der Mitarbeiter gegen inkrementelle Effizienzgewinne der IT einzutauschen sei schlicht unökonomisch.
- Der erste Schritt zum Virtualisierungsprojekt:
Stellt die CPU meines Desktop-Systems die richtigen Features bereit? Das Tool „coreinfo“ von Sysinternals kann helfen. - Ein Problem, das unter Windows 8 auftauchen kann:
Die Installation einer anderen Virtualisierungslösung ist nicht möglich, wenn Hyper-V installiert ist. - Ein weiteres Problem unter Windows 8:
Die Software VirtualBox lässt sich zwar parallel zu Hyper-V installieren, kann aber nicht mehr auf die benötigten Features der CPU zugreifen. - Der entscheidende Tipp:
Soll eine andere Virtualisierungssoftware unter Windows 8 zum Einsatz kommen, so muss das Hyper-V-Feature entfernt werden. - Es muss nicht immer ein komplettes Betriebssystem sein:
Mit Hilfe der Software Evalaze können einzelne Anwendungen in einer virtuelle Maschine „eingeschlossen“ werden. - Virtualisierungs-Tool Evalaze:
Obwohl beliebig viele Anwendungen virtualisiert werden können, sind die verfügbaren Features der freien Version von Evalaze doch arg eingeschränkt. - Ein guter Mechanismus:
Der Anwender kann bei der Konfiguration seiner virtualisierten Anwendung unter Evalaze entscheiden, wie dieses Programm mit dem Rest des Systems interagiert. - Leider noch nicht in der Gegenwart angekommen:
Die „Sandkasten“-Software „Bufferzone Pro“ unterstützt Windows 8 offiziell noch nicht – funktioniert im Test dennoch auf einer 64-Bit-Version von Windows 8 Enterprise. - Ohne Registrierung geht es nicht:
Danach steht die freie Version von „Bufferzone Pro“ aber ohne weitere Einschränkungen zum Einsatz bereit. - Hier landen die Anwendungen in der Sandbox:
Die Lösung Bufferzone isoliert Anwendungen aber auch Daten, die beispielsweise aus dem Internet heruntergeladen wurden, in einem speziellen, geschützten Bereich auf dem Rechner. - Wenn es doch Windows sein muss:
Parallels Desktop ermöglicht den Betrieb unterschiedlicher Betriebssysteme auf einem Host-System unter OS X von Apple. - Windows 8 in ungewohnter Umgebung:
Mit Hilfe von Parallels Desktop kann auch das aktuelle Windows-System auf der Apple-Plattform direkt auf dem Host-Betriebssystem genutzt werden. - Die Windows-Taste fehlt:
Erst, wenn man als Windows-Nutzer in einer derartigen virtualisierten Umgebung arbeiten muss, fällt auf, wie wichtig diese Taste unter Windows 8 sein kann. - VMware Player auf einem Windows-8-System:
Ist das Hyper-V-Feature nicht aktiviert, so bietet die Freeware eine gute Möglichkeit, virtuelle Maschinen einfach zu betreiben. - Auch das funktioniert tadellos:
Ein in der VMware Workstation unter Windows 7 virtualisierter Windows Server 2012 Essentials, der auf dem VMware Player sowie einer Windows-8-Plattform als Host-System arbeitet. - Ist als „Technical Preview“ erhältlich:
Die kommende Version der VMware Workstation wird unter anderem auch direkt mit der Unterstützung von Windows 8.1 aufwarten. - Von der „kleinen Virtualisierung“ bis hin zum Server-Release:
Die freie Software VirtualBox unterstützt frühzeitig auch neue und Beta-Versionen der verschiedenen Betriebssysteme und eignet sich dadurch für Testsysteme.
Jede Komponente trägt zur Bilanz bei
In den meisten Industriesystemen werden die Betriebskosten eines Gesamtsystems von der Summe aus den Betriebskosten jeder einzelnen Komponente abgeleitet, so untermauert Forrester seine Argumentation. Beispielsweise wählten die Hersteller von Traktoren die Einzelteile vor allem nach Robustheit aus, weniger nach hoher Leistung oder niedrigem Gewicht. Die verwendete Dieselmaschine habe vielleicht nur 50 PS. Aber dafür laufe sie 10.000 Stunden wartungsfrei.
Nun könnte der Hersteller stattdessen einen billigeren und noch dazu leistungsfähigeren Benzinmotor einbauen, aber dann müsste der Traktor vermutlich alle 1000 Stunden eine Werkstatt anlaufen, so die Marktbeobachter. Dieser Vergleich lasse sich auf die Desktop-Infrastruktur übertragen: Die Komponenten eines VDI-Systems müssten ja ebenfalls auf den jeweiligen Anwendungsrahmen abgestimmt werden. Um einen Überblick über die tatsächlichen Aufwände zu erhalten, sei es deshalb wichtig, die Lifecyle-Kosten aller Komponenten zu kennen und in die Gesamtrechnung einzubeziehen.
Allerdings sind die Komponenten einer VDI - anders als unabhängige PCs oder Laptops - keine Commodity-Teile, die man einmal installiert und dann vergisst. Sie haben alle unterschiedliche Lebenszyklen - beispielweise die Cluster-Server, Speicherinfrastrukturen, Netzkomponenten, WAN- und Speicher-Optimierer sowie die Workspace-Virtualisierung. Nicht jede dieser Komponenten wird in jedem Fall nötig sein, aber wenn sie eingesetzt werden, müssen sie in die Berechnung einfließen.
Was Forrester den Anwendern empfiehlt
Unter dem Strich stellt eine VDI für viele Arbeitsstile wohl keine Möglichkeit zum Kostensparen dar. Ob die Vorteile, die sich damit erzielen lassen, die erhöhten Betriebskosten aufwiegen, ist in jedem Einzelfall separat zu ermitteln.
Wer einen Business Case erstellen will, sollte sich die Lifecycle-Kosten der wichtigsten Infrastrukturkomponenten anschauen und dann die unterschiedlichen Szenarien und Architekturen, mit deren Hilfe das Unternehmen operationale Vorteile erzielen will. So werden vorintegrierte Software, Server, Speicher und Komponenten die Installation und den Betrieb vereinfachen. Aber dieser Vorteil wird durch Kompromisse erkauft. Und die können monatelang unentdeckt bleiben, bis sich die begrenzten Möglichkeiten plötzlich als Hindernis für eine Erweiterung des Systems erweisen. Erfahrungsgemäß steigen die Leistungsanforderungen eher, als dass sie fallen. Deshalb müssen die Hardware und die gesamte Infrastruktur zukunftssicher, sprich: anpass- und erweiterbar, sein.
Last, but not least sollte jeder verantwortungsbewusste IT-Manager vor der endgültigen Entscheidung einen Schritt zurücktreten und sich folgende Frage stellen: Lassen sich die angestrebten Verbesserungen des PC-Managements möglicherweise auch durch Automatisierung und neue Network-Security-Modelle erzielen, die eine VDI aus ökonomischer und technischer Perspektive obsolet erscheinen lassen? (hal)