Update: Napster geht in Berufung

Die populäre MP3-Tauschbörse Napster will die Niederlage vor Gericht nicht kampflos hinnehmen und Berufung einlegen. Das kündigte Napster-Anwalt David Boies am Montagabend (Ortszeit) an.

Die Tauschbörse mit vielen Millionen Fans fürchtet, dass sie nach der Entscheidung des Bundesberufungsgerichts in San Francisco bereits vor einer endgültigen Klärung des Streits zur Schließung gezwungen werden könnte. Wie berichtet, hatten die Bundesrichter in Grundzügen eine einstweilige Verfügung der Musikindustrie gegen Napster bestätigt. Das Internetunternehmen wird zwar nicht direkt geschlossen, muss aber künftig verhindern, dass Napster-User urheberrechtlich geschützte Songs kostenlos untereinander austauschen.

In dem 58-seitigen Urteil heißt es, Napster habe "seine Nutzer wissentlich ermutigt und ihnen dabei geholfen, die Schutzrechte der Plattenfirmen zu unterlaufen". Der US-Plattenverband RIAA hatte Napster deshalb mit einer Klage überzogen. Kürzlich war die 1999 gegründete Firma eine Allianz mit dem deutschen Medienriesen Bertelsmann eingegangen, der Napster zu einem kostenpflichtigen Service umbauen möchte.

Der Gütersloher Konzern begrüßte die Entscheidung des Gerichts: "Sie hilft, die berechtigten Ansprüche von Copyright-Inhabern und die wichtigen Interessen der Napster-Nutzer auf eine gemeinsame Basis zu bringen." Für Bertelsmann könnte der Urteilsspruch tatsächlich zu einem Startschuss für das neue Geschäftsmodell werden, da Napster durch das Gericht de facto dazu verurteilt wurde, sein Angebot auf einen bezahlten Service umzustellen. Vorstellbar ist beispielsweise eine Monatsgebühr, über die Napster-Nutzer Zugang zu geschützten Titeln bekommen.

Die Akte Napster ist aber noch nicht geschlossen, zumal die MP3-Tauschbörse in die Berufung geht. Die Berufungsrichter verwiesen den Fall zudem wieder an das Distriktgericht zurück, das die einstweilige Verfügung gegen Napster im vergangenen Jahr erlassen hatte. Vor dem mit Spannung erwarteten Urteil hatten Hunderttausende von Napster-Mitgliedern am Montag noch einmal pausenlos ihre Lieblingshits heruntergeladen. Sie hatten offenbar erwartet, dass die Webseite sofort nach dem Urteilsspruch geschlossen werden könnte. (jma)