Weiterbildung, E-Learning und Zertifizierung

Unternehmen kämpfen gegen den Fachkräftemangel

Die digitale Transformation in den Firmen schafft am Arbeitsmarkt einen enormen Bedarf an IT-Jobs, allen voran Softwareentwickler und Informatiker. Große Nachfrage, geringes Angebot also: Stellt sich die Frage, wie qualifiziert die IT-Fachkräfte am Markt überhaupt sind. Jedenfalls setzen immer mehr Betriebe auf Training und Qualifizierung ihrer Mitarbeiter.

Eine Studie "IT-Trends 2016" des Dienstleisters für Management- und IT-Beratung Capgemini blickt zwar zuversichtlich ins laufende Jahr, nennt aber wie Trend-Erhebungen anderer Marktbeobachter auch zwei große, zusammenhängende Probleme in den Unternehmen:

• Erstens dauert den Fachabteilungen die Umsetzung von IT-Projekten oft zu lange, weil die eigenen IT-Abteilungen nicht zeitnah liefern können.

• Zweitens erfordert die digitale Transformation hoch qualifizierte IT-Mitarbeiter, die aber weiterhin sehr gesucht sind.

In diesem Zusammenhang lohnt es sich, Antworten auf folgende Fragen zu suchen: Wie gut sind IT-Fachkräfte in Deutschland? Gibt es überhaupt einen Fachkräftemangel hierzulande? Wie ist die Arbeitsmarktsituation? Und welche Qualifikationen und Weiterbildungen sind wichtig?

Wegen des Mangels an IT-Experten auf dem Arbeitsmarkt investieren Unternehmen zunehmend in die Weiterbildung ihrer IT-Mitarbeiter.
Wegen des Mangels an IT-Experten auf dem Arbeitsmarkt investieren Unternehmen zunehmend in die Weiterbildung ihrer IT-Mitarbeiter.
Foto: Kirill Wright - shutterstock.com

IT-Fachkräfte sind hoch qualifiziert

Die Frage nach der Güte der Qualifikation deutscher IT-Fachkräfte lässt sich mit einem entschiedenen "Ja, aber" beantworten. Eine Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass Mitarbeiter in der IT-Branche im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen relativ hoch qualifiziert sind. Demnach hatten im Jahr 2012 fast ein Viertel (24,2 Prozent) aller IT-Fachkräfte einen Hochschulabschluss, 59,1 Prozent weisen eine abgeschlossene Ausbildung auf. In den sogenannten IT-Kernberufen, zu denen Softwareentwickler und Informatiker gehören, liegt der Akademikeranteil sogar bei 56,5 Prozent, jene mit einer abgeschlossenen Ausbildung bilden mit 34,5 Prozent die Minderheit. Die Zahlen basieren auf einer repräsentativen Befragung von Erwerbstätigen.

Was die IT-Kernberufe und den angesichts der Umstellung der Produktionsprozesse auf Industrie 4.0 steigenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften betrifft, sehen die Experten des BIBB die Lage in der Bundesrepublik im Großen und Ganzen positiv. Ihrer Ansicht nach gibt es ausreichend Arbeitskräfte. Allerdings bringe gerade das Berufsfeld der Kernberufe nicht genügend Fachleute hervor, sondern der Arbeitsmarkt profitiere von einem starken Zustrom an Erwerbstätigen aus artverwandten Berufen.

Indes gilt gerade in den Wachstumsbereichen der IT-Branche, also Cloud Computing, Datensicherheit sowie bei Industrie 4.0: Gut ist nicht gut genug. Chance und Herausforderung sind hier die zwei Seiten der Medaille. Die Mitarbeiter müssen mit einem durchweg sehr hohen Innovationstempo Schritt halten. Neue Anforderungen verlangen aber auch nach erweiterten und ständig zu aktualisierenden Qualifikationen. Deswegen ist es auch kein Widerspruch, sondern eher eine Konsequenz daraus, dass die deutsche Wirtschaft den Weiterbildungsbedarf bei der digitalen Transformation hoch einschätzt.

Digitales Know-how ist überall erforderlich

Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC hat in einer groß angelegten Studie im Jahr 2014 Top-Manager weltweit befragt, welche Defizite sie bei der digitalen Transformation sehen und mit welchen Strategien sie diesen entgegenwirken wollen. Was damals galt, gilt auch noch heute: Die große Mehrheit sieht einen Nachholbedarf im Hinblick auf die digitale Kompetenz. Lediglich jeder fünfte der weltweit rund 1500 interviewten Entscheider bescheinigte seinem Unternehmen hier eine herausragende Ausgangslage. Bemerkenswert fanden die Autoren der Studie insbesondere, dass die Befragten die Herausforderungen und Risiken der technischen Entwicklungen zwar erkennen, sich dies in den Unternehmensstrategien jedoch nicht widerspiegelt. Als Beispiel nannten sie den Bereich Big Data: 72 Prozent hielten ihre Company für den Umgang damit für nicht gut vorbereitet, dennoch setzen sich nur 44 Prozent mit dem Thema strategisch auseinander.

Dass sich das ändern muss, ist allgemeiner Konsens. So halten es laut einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research fast 50 Prozent der Unternehmen für nötig, Mitarbeiter in der Datenanalyse zu schulen. Jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) sieht demnach großen Bedarf bei der Fortbildung zur Datensicherheit, 16 Prozent bei allgemeinen PC-Anwenderkenntnissen. Zu ähnlichen Resultaten kommt die "International Tech and Workforce Study" des global tätigen IT-Branchenverbandes CompTIA. Der stellte fest, dass 97 Prozent der befragten deutschen Manager mit der IT-Kompetenz ihrer Mitarbeiter zumindest teilweise unzufrieden sind. Und die steigende Gefahr aus dem Internet nennen 70 Prozent als wesentlichen Aspekt beim Thema IT-Sicherheit. 44 Prozent sehen außerdem "menschliches Fehlverhalten" als immer wichtigeren Faktor bei IT-Sicherheitsvorfällen.