Uni-System unterlaufen – gute Noten gegen Cash oder Sex

Studentische Mitarbeiter haben in den USA den Zugang zum Enterprise Resource Planning System (ERP) ihrer Universität missbraucht, um Noten zu manipulieren.

Der Notenbetrug reicht angeblich zurück bis ins Jahr 2000. In rund 64 Fällen sollen etwa 400 Noten am kalifornischen Diablo Valley College manipuliert worden sein. Das berichtet die lokale "Contra Costa Times". Rund 600 Dollar habe eine bessere Note gekostet, oder sexuelle Gefälligkeiten.

Die Betrugsserie habe nach Einführung eines neuen ERP-Systems "Colleague" der Firma Datatel begonnen, berichtete der ehemalige Universitätsmitarbeiter Gary Fincher. Ein studentischer Mitarbeiter habe den Zugang zum Notensystem gefunden und sein Wissen an andere Studenten weiter gegeben. Zuletzt hätten rund 100 Personen Noten manipulieren können. Die Konsequenzen seien nicht zu unterschätzen. Das einzige Produkt, das eine Universität produziere, seien Zeugnisse. Wenn die Glaubwürdigkeit einmal dahin sei, würden alle Noten angezweifelt.

Vertreter des Softwareherstellers Datatel wiesen jede Verantwortung für die Betrügereien zurück. Bislang habe sich noch kein Kunde wegen Sicherheitsproblemen der Software beschwert. Auch in diesem Fall sei nicht die Software Ursache des Problems. Niemand erhalte Zugang zu bestimmten Teilen im System, wenn dies nicht ausdrücklich erlaubt sei. Es gebe keine Schwachstellen im Code oder andere Sicherheitslöcher. Das ERP-System wird von rund 740 Bildungseinrichtungen in Nordamerika eingesetzt.

Als Folge der Lücken im Berechtigungskonzept des ERP-Systems haben die College-Verantwortlichen die Zahl der Mitarbeiter, die Zugang zum Notensystem haben, inzwischen auf elf begrenzt. Auch das sei noch zu hoch, kritisiert Chris Rhoda, Vice President für den Bereich Information Services am Thomas College in Maine. Dort habe nur ein Mitarbeiter die Berechtigung, Noten nachträglich im System zu ändern. Diese Änderungen müssten zusätzlich durch eine schriftliche Bestätigung des entsprechenden Lehrers bestätigt werden. "Die Mitarbeiter bilden das größte Sicherheitsrisiko", betont er.