Unerkannt eink@ufen

Das Fraunhofer-Institut für sichere Telekooperation hat Software für den anonymen Einkauf im Web entwickelt. Das Verfahren funktioniert selbst dann, wenn reale Waren zu versenden sind.

Von: Dr. Johannes Wiele

Wer im Kaufhaus am Eck ein paar rote Socken kauft, muss seine Identität nicht preisgeben. Im Webshop dagegen käme er nicht darum herum. Anonymisierte Bezahlsysteme wie "Cybercoins" oder Prepaid-Systeme entbinden nur beim Bezug digital übertragbarer Informationen den Käufer von der Preisgabe persönlicher Daten, weil alle anderen Waren auf klassischen Wegen zugestellt werden müssen. Dazu muss der Kunde seine reale Adresse preisgeben, die Rückschlüsse auf seine Lebensumstände zulässt und Bezüge zu anderswo gespeicherten Informationen erlaubt. "Das Unvermögen, klassischen Warenversand anonym ablaufen zu lassen, hat den Einsatzbereich früherer Softwarelösungen sehr eingeschränkt", berichtet Matthias Enzmann, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Fraunhofer-Instituts SIT. "Ecash" von der Deutschen Bank war eines dieser Systeme. "Inzwischen gehören altbekannte Versandhäuser zu den wichtigsten Interessenten für Neuentwicklungen, die diese Grenzen überwinden."

Als Lösung für die beschriebenen Probleme wurden bereits so ungewöhnliche Methoden erdacht wie anonymisierte Paketfächer vor den Filialen von Paketdiensten. Der Empfänger sollte "sein" Fach mit einer Zahlenschlossnummer öffnen, die ihm der Webshop beim Kauf zu übermitteln hätte. Der Nachteil solch exotischer Vorgehensweisen ist, dass sie den Einkauf per Internet noch mehr von der Alltagspraxis entfernen. Dem E-Commerce käme es aber sehr zugute, wenn sich die Einstiegswiderstände senken ließen, denn das Misstrauen gegenüber adressenhungrigen Webservern gilt als vielleicht größtes Hindernis für vermehrten Online-Einkauf.