Umstrittener Qwest-Chef tritt zurück

Joseph Nacchio, CEO des angeschlagenen US-Carriers Qwest, ist am Sonntag zurückgetreten. Neben dem Chefsessel räumte Nacchio auch seinen Platz im Aufsichtsrat. Er wird dem Unternehmen aber zwischenzeitlich als Berater zur Verfügung stehen.

Zu seinem Nachfolger wurde Richard Notebaert, früherer CEO von Tellabs, bestimmt. Presseberichten zufolge wurden dem Firmenchef bereits in den vergangenen Monaten immer mehr Entscheidungen von Qwest-Gründer und Chairman Phil Anschutz sowie Board-Mitglied Craig Slater abgenommen. Freitagnacht legte das Board Nacchio schließlich den Rücktritt nahe, berichtet die Computerwoche.

Naccio war Anfang des Monats von den Aktionären wegen seiner im Vergleich zum Vorjahr mehr als sechsfach gestiegenen Bezüge heftig attackiert worden: Während der Kurs der Qwest-Aktie seit Juli 2000 um 92 Prozent von fast 60 auf etwa fünf US-Dollar gefallen ist, stieg Nacchios Salär 2001 im Vergleich zum Vorjahr von 4,22 Millionen auf über 27 Millionen US-Dollar - Aktienoptionen nicht mitgerechnet. Gleichzeitig war der CEO auch für den dramatischen Wertverlust der Qwest-Papiere mitverantwortlich, da Nacchio trotz des Sturzflugs der Aktie eigene Anteile im Wert von 300 Millionen US-Dollar veräußert hatte.

Der mit 26,6 Milliarden US-Dollar Schulden beladene TK-Konzern war in den vergangenen Monaten stark unter Druck geraten, nachdem die Kreditwürdigkeit auf "Junk"-Status zurückgestuft wurde. Gleichzeitig überprüft die US-Börsenaufsicht SEC, ob Qwest in den Jahren 2000 und 2001 seine Umsätze durch den Tausch von Kapazitäten mit anderen Carriern künstlich aufgebläht hat. Seit dem Stopp der umstrittenen Tauschgeschäfte stagniert das Wachstum von Qwest.

Hier zu Lande beschäftigt der Konkurs des Jointventures zwischen der niederländischen KPN und dem US-Carrier die Provider und ihre Kunden. (siehe tecHistory). (Computerwoche/uba)