Über die Gigabit-Schwelle

Im Dezember vergangenen Jahres fand in San Jose (Kalifornien) die "Gignet 97" statt, eine Fachkonferenz zum Thema High-Speed-Networking. Wie nicht anders zu erwarten, war Gigabit-Ethernet das vorherrschende Thema. Dieser Technik räumte die Mehrzahl der 400 Kongreßteilnehmer im lokalen Netz bessere Chancen als ATM ein. Eine Nebenrolle im LAN werden High-Speed-Token-Ring und Fibre Channel spielen.

Von: Andreas Dreher, Bernd Reder

Der Bedarf an Bandbreite in lokalen Netzen nimmt drastisch zu. Eine Ursache dafür ist, daß immer mehr Unternehmen und Organisationen Intranets nutzen. Dadurch steigt die Belastung der Server, zusätzlich nimmt der Verkehr zwischen den Subnetzen zu. Nach einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Infonetics werden 1999 etwa 45 Prozent des Datenverkehrs die Grenzen von Subnetzen überschreiten. Die klassische 80:20-Regel (80 Prozent des Verkehrs innerhalb eines Subnetzes, 20 Prozent über dessen Grenzen hinweg) gilt damit im lokalen Netz nicht mehr. Weitere Faktoren, die zu einer höheren Auslastung der Netze führen, sind der Einsatz leistungsfähigerer Arbeitsstationen, der Transfer von Multimediadaten, etwa von Präsentationen mit aufwendigen Grafiken, die Rezentralisierung von Servern sowie die wachsende Zahl von Benutzern (siehe dazu auch den Beitrag auf Seite 26/27 in dieser Ausgabe).

Als Lösung bieten sich High-Speed-Netze an, die Bandbreiten von mehr als 1 GBit/s zur Verfügung stellen. Sie waren das vorherrschende Thema auf der Fachkonferenz "Gignet 97" in San Jose (USA). Viel Beachtung findet gegenwärtig Gigabit-Ethernet. Der Standard wird voraussichtlich im März abgeschlossen; die Spezifikationen stehen jedoch bereits seit mehreren Monaten fest. Auf der Konferenz waren denn auch bereits etliche Geräte zu sehen, teils Prototypen, teils fertige Systeme. Auffallend war, daß vor allem junge Firmen (Start-ups) Produkte zeigten, während sich die Großen der Netzwerkbranche meist auf Ankündigungen beschränkten. Nahezu alle Hersteller versprachen jedoch, Gigabit-Ethernet zu unterstützen.

Die Vertreter des ATM-Lagers verwiesen auf den Zeitvorsprung gegenüber Gigabit-Ethernet. Basisstandards wie UNI 3.1, UNI 4.0, viele physikalische Schnittstellen, ILMI, Traffic Management, LAN-Emulation und seit kurzem MPOA (Multiprotocol over ATM) sind vorhanden, die Technik selbst ist mittlerweile in zahlreichen Netzen im Einsatz. Allerdings setzte sich ATM bis jetzt nicht in dem Maße durch, wie vor zwei oder drei Jahren prognostiziert. Der unbestreitbare Vorteil von ATM ist die Diensteintegration: Jeder Anwendung läßt sich eine bestimmte Servicequalität zusichern. Dies macht den asynchronen Transfermodus andererseits komplex und damit kostspielig.