Tuning-Werkstatt

Ob Client/Server oder Web-Applikation - in einer "realen" Umwelt verhält sich Software anders als im Entwicklungslabor. Der "Optimal Application Expert" hilft bei der Analyse und Optimierung des Antwortverhaltens von Anwendungen im Netz.

Von: Michael Matzer

Netzwerkmanager und Anwendungsentwickler erhalten mit dem Optimal Application Expert (OAE) von Optimal Networks Einblick in das Verhalten unternehmenskritischer Anwendungen in globalen Netzwerken. Dies ist für eine schnelle Problembeseitigung und für die weiterführende Analyse von Bedeutung. Die Software trifft Vorhersagen über die Leistung von Anwendungen und über die Antwortzeiten am Arbeitsplatz, sowohl vor dem Einsatz als auch während des laufenden Betriebs. Damit stellt der OAE einen ausgesprochen umfangreichen Werkzeugkasten für Profis dar. Diese Funktionsfülle hat ihren Preis: Für die Grundausstattung sind inklusive Mehrwertsteuer 45 000 Mark fällig; Datenbankmodule kosten noch einmal knapp 9000 Mark.

Der OAE läuft unter Windows 95A, Windows 98 oder NT 4.0 Server. Als erstes ist nach der Installation der Task "Hierarchy" zu sehen, eine Art Explorer-Fenster mit Hierarchiebaum. Hier sind Anwendungen und ihre jeweiligen Tasks zu finden.

Eine Anwendung im Sinne des OAE ist eine logische Ordnungseinheit und nicht von einer konkreten Software abhängig. Das kann etwa "Internet Access" sein. Ihre Untereinheiten sind Tasks, zum Beispiel der Zugriff auf eine bestimmte Web-Site. Alle Anwendungen und Tasks sind in der Standard-Datenbank gespeichert.

Wer den OAE einsetzt, will das Verhalten von Anwendungen und Netzwerken quantitativ erfassen. Dazu sind die enthaltenen "Meßinstrumente" zu kalibrieren. Der Vorgang, der gleich nach der Installation durchzuführen ist, besteht in der Einrichtung des "Task Capture", mit dem eine Task erzeugt wird. Der Benutzer kann in einem Dialog veranlassen, daß der OAE selb-ständig nach erreichbaren IP-Adressen sucht. Die gefundenen Geräte werden in die Adreßliste verschoben und mit einer Reihe klassifizierender Angaben gespeichert. In einem großen Netzwerk möchte man vielleicht nur die Server oder nur bestimmte Clients betrachten, dann kann man einen der definierten Filter einsetzen, um unerwünschte Geräte aus der Task auszublenden. Betrachtet man einmal die Fülle der in den Ansichten darzustellenden Informationen, ist die Beschränkung durchaus sinnvoll.

Im "Task-Capture"-Dialog kann der Anwender als nächsten Schritt veranlassen, daß eine Antwortzeit gemessen wird - beispielsweise beim Internet-Zugang, bei der Ausführung einer Anwendung oder bei einem Dateitransfer. Diese Datengrundlage ist nunmehr mit der erstellten Task verknüpft, läßt sich analysieren und in einem Report verarbeiten.

Der OAE kümmert sich um die Optimierung der Antwortzeiten, sei es im LAN, im WAN oder im Internet. Die Fähigkeiten des Produkts erstrecken sich nicht nur auf die Analyse, sondern auch auf die Vorhersage. Das ist besonders für die Auswirkungsplanung bei einer Änderung in Netzwerk oder Software wichtig. Das Werkzeug untersucht das Applikationsverhalten auf Clients, Servern und dem Netzwerk, so daß sich Engpässe identifizieren lassen. Zusammenfassende Diagramme und detaillierte Netzwerk-Paket-Daten bilden für den Systemverwalter einen Ansatzpunkt für die Problembehebung.

Der "Response Time Predictor" (RTP) beantwortet die Frage, wie sich die Antwortzeiten sowohl für LAN- wie auch für WAN-Benutzer verhalten - hier können gravierende Unterschiede auftreten. Er simuliert eine Reihe von möglichen Einsatzumgebungen und -bedingungen für eine Anwendung. Dazu gehören veränderte Bandbreiten, Belastungen und Zeitrahmen beziehungsweise Latenz.

Die aktuelle Version 2.0 der Software unterstützt Netzwerkdienste und -Applikationen, die mit Telnet, FTP, SMTP, POP3, Remote Procedure Call (RPC), Netware File System (NFS), DNS und Netware Core Protocol (NCP) arbeiten. Zusammen mit Optimal Application Insight, Optimal Performance und Optimal Surveyor stellt der OAE erweiterte Manage-mentfunktionen zur Analyse, Modellierung und Simulation eines unternehmensweiten Netzwerks bereit.

Der Hersteller hat den Wirkungskreis des OAE in der Version 2.01 stark erweitert. Er umfaßt jetzt auch Anwendungen für den Einsatz im Web und in WANs. Bei Web-Anwendungen erlaubt die "Visual Thread Analysis" die visuelle Darstellung der Abhängigkeiten von Verbindungswegen (Threads) in Multi-Threaded-Applikationen. Der OAE liefert Informationen über Thread-Rahmengrößen, -Dauer und -Reihenfolge und bietet somit einen detaillierten Einblick in das Verhalten einer Anwendung. Kommunikationsvorgänge in Client/Server- und verteilten Anwendungen werden anschaulich in Kommunikationswege der einzelnen Anwendungen übersetzt. Anschließend erfolgt die Analyse jedes einzelnen Verbindungsweges (Threads) und die Präsentation in einer Form, die für Applikations- und Netzwerk-Manager sowie Entwickler gleichermaßen verständlich ist.

Die neue Funktion "Response Time Sweep" verdeutlicht, wie sich Veränderungen bei Bandbreite, Latenz und Last auf die Antwortzeit auswirken. Anwenderunternehmen können feststellen, ob die Performance einer Applikation durch Erhöhen der Bandbreite oder Verändern der Server-Plazierung steigt. RTP Sweep vermag mehrere Szenario-Ergebnisse des Response Time Predictor in einem einzigen Diagramm anzuzeigen. So lassen sich Problemzonen leicht ausmachen. Weitere Analyse- und Report-Funktionen erlauben die Weiterleitung der Befunde.