ttt: Wrapster macht Napster multimedial illegal

Vor tausend Tagen: Napster ist ein Client, der Benutzern die Möglichkeit gibt, MP3-Dateien übers Internet auszutauschen. Wrapster ist eine nicht von Napster autorisierte Erweiterung des Clients ohne Beschränkung auf MP3-Files. Damit könnten beispielsweise auch Spiele über das bestehende Napster-Netz getauscht werden.

Diese Meldung erschien bei tecCHANNEL vor 1000 Tagen am 23.03.2000. Mit unserem Service "Tausend Tage tecCHANNEL" (ttt) weisen wir noch einmal auf wichtige Entwicklungen der Vergangenheit hin und prüfen, was aus hochgelobten Trends und Technologien geworden ist.

Der Benutzer von Napster installiert den Client, registriert und trägt sich in ein Verzeichnis ein, in dem seine MP3-Tauschware liegt und kann via Napster-Netzwerk auf die Verzeichnisse aller angeschlossenen Benutzer via Web zugreifen - eine gezielte Suche nach Musiktiteln eingeschlossen. Napster findet bei seiner Suche nur MP3-Files.

Die jetzt im Internet aufgetauchte Erweiterung Wrapster, die von einem Programmierer mit dem Pseudonym Octavian stammt, umgeht die Beschränkung auf MP3-Dateien. Laut Berichten aus den USA ist Napster noch nicht gegen Wrapster vorgegangen.

Der Musikindustrie ist Napster seit Bestehen ein Dorn im Auge: Napster sei ein Hafen für Musikpiraten, wetterte die Recording Industry Association of America (RIAA) und verklagte das Start-up-Unternehmen wegen Verstößen gegen das Urheberrecht.

Die Erweiterung der Tauschbörse um beliebige Dateiformate macht bei einem breitbandigen Internetzugang auch den Tausch von Spielen und Filmen interessant. Urheberrechtsklagen, dieses Mal von der Software- und Filmindustrie, sind damit vorprogrammiert. (uba)

Die weitere Geschichte von Napster ist bekannt: Die Musikindustrie überzog das Unternehmen mit Klagen, und auch der Einstieg von Bertelsmann konnte das Unternehmen nicht retten. Inzwischen ist der Tausch von Daten jeglicher Art über P2P-Dienste wie Kazaa, iMesh oder eDonkey für viele Nutzer längst Alltag. Alles, was sich digitalisieren lässt, ist in den Tauschbörsen zu finden - vom Urlaubsfoto über noch gar nicht angelaufene Kinofilme bis zur Beta-Version von Software. Laut einer Studie aus dem Frühling 2002 haben damals bereits 40 Millionen US-Amerikaner Filesharing-Dienste benutzt. Die Auswirkungen auf die Medienindustrie sind immer noch umstritten, insbesondere die Musikbranche macht Tauschbörsen und CD-Brenner für ihre Umsatzrückgänge verantwortlich. (nie)