ttt: Microsoft will Windows-CDs verbieten

Vor 1000 Tagen: Ab Januar sollen britische PC-Händler keine Windows-Betriebssysteme auf CD mehr ausliefern können. Das berichtet das Computermagazin "PC Advisor". Einem offiziellen Schreiben von Microsoft an die Händler nach, ist das eine Maßnahme gegen Software-Piraterie.

Diese Meldung erschien bei tecCHANNEL vor 1000 Tagen am 28.10.1999. Mit unserem neuen Service "Tausend Tage tecCHANNEL" (ttt) weisen wir noch einmal auf wichtige Entwicklungen der Vergangenheit hin und prüfen, was aus hochgelobten Trends und Technologien geworden ist.

Bisher lieferten Direktvertreiber wie Dell und Gateway ihre Rechner mit CDs der Windows-Betriebssysteme aus. Wer einen PC kaufte, konnte das Betriebssystem beliebig oft aufspielen und auch kopieren. Illegaler Weise kamen so unter Umständen auch Freunde des Käufers in den Genuss eines OS-Updates. Diese OEM-Versionen von Windows tauchten trotz deutlicher Hinweise auf der Verpackung außerdem immer wieder im freien Handel auf, und wurden ohne PCs verkauft.

Damit will Microsoft Schluss machen. Ab Januar 2000 gibt es vorerst in Großbritannien keine Bundles mit CD mehr, weder für Windows 98, Windows NT oder Windows 2000. Dem Kunden würde damit nur noch die Sicherheitskopie seines bereits installierten Betriebssystems zur Verfügung stehen, die ungeliebten Recovery-CDs. Nach Microsofts Plänen sollen diese Windows-Fassungen auch an das Bios des PCs gebunden werden. Das heißt, ein Aufspielen des Betriebssystems auf einen anderen Rechner ist nicht mehr ohne weiteres möglich. Auch bei einem Totalabsturz des Computers oder einem Bios-Update dürften nur versierte Benutzer den Rechner wieder in Gang bringen. Microsoft bietet den Händlern lediglich die Option, eine Festplattenpartition mit den lebensnotwendigen Windows-Dateien zu bespielen.

Das restriktive Vorgehen von Microsoft gegen Software-Piraterie ist bekannt. Der von Microsoft ins Leben gerufenen Business Software Alliance gegen Raubkopierer zufolge wird in jeder dritten Firma mit illegal kopierter Software gearbeitet.

Mit der Entscheidung trifft der Software-Gigant aber wieder einmal die unversierten Anwender, die sich einen PC mit Windows-Betriebssystem kaufen. Und damit eben auch die Lizenz zur Nutzung. Wer seinem PC später beispielsweise ein neues Mainboard gönnt, steht ohne lauffähiges Windows da.

Für die Händler selbst birgt die Entscheidung ebenfalls Zündstoff. Zum einen heißt es in jedem Kaufratgeber, unbedingt eine Betriebssystem-CD zu verlangen. Zum anderen war es bislang für Support-Mitarbeiter ein probates Mittel, dem Kunden zu raten, er soll das Betriebssystem neu installieren. Die deutsche Pressestelle von Microsoft war für eine Stellungnahme heute nicht zu erreichen. Somit bleibt vorerst ungeklärt, ob im nächsten Jahr auch in Deutschland PCs ohne Windows-CDs ausgeliefert werden. Sobald die Situation geklärt ist, wird tecChannel darüber weiter berichten. (uba)

Zwei Wochen später konnte tecCHANNEL melden , dass auch das deutsche Windows 2000 fest an den PC gebunden werden sollte. Das war allerdings nur der Vorbote der Produkt-Aktivierung, die dann mit Windows XP eingeführt wurde. Inzwischen kommt die Mehrzahl der Windows-PCs nur noch mit einer Recovery-CD auf den Markt. Die vollwertigen Windows-CDs sind aber weiterhin begehrt, so dass sie oft von Computer-Händlern "entbundlet" werden. Die Rechtslage ist dabei weiterhin unklar. Einen Prozess vor dem Bundesgerichtshof verlor Microsoft erst kürzlich, bekam aber in einem anderen Fall Recht. (nie)