ttt: Europäische Firmen bekämpfen Software-Patente

Drei Unternehmen, darunter der Linux-Distributor Suse, trafen sich in dieser Woche mit Vertretern der EU-Kommission, um zu verhindern, dass Software in Europa künftig patentiert werden kann.

Diese Meldung erschien bei tecCHANNEL vor 1000 Tagen am 23.10.1999. Mit unserem neuen Service "Tausend Tage tecCHANNEL" (ttt) weisen wir noch einmal auf wichtige Entwicklungen der Vergangenheit hin und prüfen, was aus hochgelobten Trends und Technologien geworden ist.

Vertreter von Infomatec, Suse und Prosa trafen sich letzte Woche mit Vertretern der europäischen Kommission in Brüssel. Im nächsten Jahr will die Kommission neue Richtlinien zur Patentierung von Erfindungen verabschieden, die nach den bisherigen Entwürfen auch Software patentwürdig machen sollen. In Deutschland fallen komplette Computerprogramme bisher nur unter das Urheberrecht, einzelne Algorithmen können aber bereits patentiert werden. Davon sehen sich vor allem die Vertreiber von Open-Source-Software bedroht.

Beim Treffen in Brüssel zeigte Suse-Vertreter Hartmut Pilch einen Linux-Rechner, der mit der aktuellen Suse-Distribution ausgestattet war. Sie umfasst rund 1.300 Programme, die laut Pilch insgesamt wohl aus einer Million Algorithmen bestehen. Suse-Chef Roland Dyroff dazu vorher in einem Schreiben an die Kommission: "Auch ein mittelständisches Unternehmen wie Suse kann die Kosten für Patentrecherchen oder Prozesse um Patentverletzungen nicht tragen."

In den USA sind Software-Patente üblich. Dort kommt es auch immer wieder zu Streitfällen. Die europäischen Software-Firmen fürchten sich nun vor allem vor Klagen der US-Giganten, sehen aber bei Open-Source-Konzepten auch eine Weiterentwicklung massiv behindert.(nie)

Der Streit um Software-Patente dauert an. Trotz der unverändert harten Regelung in den USA konnte Linux vor allem im Serverbereich Marktanteile gewinnen. (nie)