Test auf VDSL2-Verträglichkeit

Die Fraunhofer-Einrichtung für Systeme der Kommunikationstechnik ESK bietet ab sofort Tests der neuen schnellen Internetzugangstechnologie VDSL2 an.

VDSL2 weist ein höheres Störpotenzial als beispielsweise die aktuell vorherrschende ADSL2+-Technologie. Um VDSL2 problemlos neben den bestehenden DSL-Technologien einzusetzen, sind gezielte Untersuchungen notwendig. Da DSL-Signale verschiedener Technologien gemeinsam über ein Telefonkabel übertragen werden, kann es zu einer gegenseitigen Beeinflussung der Signale („Nebensprechen“) kommen. Um die maximal erreichbare Datenrate zu erhalten, muss gegengesteuert werden.

Die hohen Datenraten bei VDSL2 werden u. a. durch zwei Maßnahmen erreicht: Zum einen werden die Daten über eine kürzere Strecke im Telefonkabel transportiert. Die Verteilung der Signale wird dabei näher an die Haushalte, d.h. in die Kabelverzweigungs-Kästen am Straßenrand, verlagert. Zum anderen werden höhere Frequenzen genutzt.

Beide Maßnahmen bergen ein höheres Störpotenzial als bisherige DSL-Systeme. Bei der zusätzlichen Einspeisung von VDSL2-Signalen in Telefonkabel muss somit durch Simulationen, Verträglichkeits- und Performance-Tests sichergestellt werden, dass die Qualität der bisherigen DSL-Anschlüsse nicht vermindert wird. Dies erreiche man u. a. durch gezielte Reduzierung der Sendeleistung auf ein „netzverträgliches“ Maß (Power Backoff), so die Fraunhofer ESK.

Vor allem das Nebensprechen, unterteilt in Nah- und Fern-Nebensprechen (NEXT und FEXT), verringert die Qualität von DSL-Übertragungen. Da bei VDSL2 die Signale erst kurz vor dem Haushalt auf das Telefonkabel verteilt werden, nimmt die Bedeutung des FEXT signifikant zu. Wissenschaftler der Fraunhofer ESK untersuchen Methoden, um Nebensprechstörungen zu verringern und damit die Qualität der DSL-Übertragung zu steigern. Abb.: Fraunhofer ESK
Vor allem das Nebensprechen, unterteilt in Nah- und Fern-Nebensprechen (NEXT und FEXT), verringert die Qualität von DSL-Übertragungen. Da bei VDSL2 die Signale erst kurz vor dem Haushalt auf das Telefonkabel verteilt werden, nimmt die Bedeutung des FEXT signifikant zu. Wissenschaftler der Fraunhofer ESK untersuchen Methoden, um Nebensprechstörungen zu verringern und damit die Qualität der DSL-Übertragung zu steigern. Abb.: Fraunhofer ESK
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Die Testumgebung der ESK bildet das Zugangsnetz in Deutschland exemplarisch ab. Sie reicht vom Endgerät über Modems und reale Leitungen bis hin zum Dienste-Server (z. B. Web-Server). Das Testspektrum des Labors umfasst DSL-Funktionalitäts-Tests, Performance-Untersuchungen sowie Tests von Diensten und Anwendungen (Triple Play) einschließlich der Teilnehmer-Authentifizierung über das PPP-Protokoll.

Zusätzlich sind Untersuchungen der spektralen Verträglichkeit verschiedener Systeme in typischen Szenarien des Teilnehmeranschlussnetzes möglich. Die speziell für diesen Zweck entwickelte Software „MultiDSL“ unterstützt solche Untersuchungen.

Neben Selbstkonfigurations- und Selbstoptimierungsmechanismen liegt der Forschungsfokus der Fraunhofer ESK auf Dynamic Spectrum Management (DSM). Vorrangiges Ziel ist die Minimierung des Nebensprechens im Kabelbündel durch dynamische Einstellungen im Sender und Empfänger. Mit den Ergebnissen lassen sich Breitbandanschlüsse optimieren. Dadurch werde trotz steigender Anschlusszahlen und der notwendigen Erhöhung der Flächendeckung von DSL-Anschlüssen die Qualität neuer und bestehender Anschlüsse garantiert, so die ESK. (dsc)