Konkurrenz für Galileo?

Terrestrisches GPS bestimmt Position zentimetergenau

Das australische Unternehmen Locata hat ein neues Positionserfassungssystem vorgestellt. Die auf bodenbasierten Sender-Empfänger-Modulen (LocataLites) aufbauende Technik soll die Position kompatibler Geräte per WiFi auf wenige Zentimeter genau erfassen.

Herkömmliches Satelliten-GPS dagegen verfügt nur über eine Genauigkeit von einigen Metern. Die LocataLites messen über Zeitstempel die Laufzeit der Funksignale und können so die Entfernung untereinander und zu einem Empfänger bestimmen. Waren ähnliche Systeme in der Vergangenheit noch sehr kostspielig, da Atomuhren zum Abgleich eingesetzt wurden, verzichtet das Locata-System darauf, die Weltzeit mitzumessen, sondern stellt über wesentlich günstigere Zeitgeberchips nur die eigene Synchronisierung sicher. Das System von wird künftig auf der Raketenbasis in White Sands, New Mexico, erprobt und ist auch bereits in einer Goldmine in Boddington, Australien, im Einsatz.

Der Experte Stefan Kerbl, Leiter der Testabteilung des Österreichischen Automobil-, Motorrad- und Touringclubs (ÖAMTC),sieht nur wenige Vorteile in terrestrischen Systemen wie diesen, lediglich dort, wo man von GPS-Signalen abgeschottet ist, sei der praktische Mehrwert offensichtlich. Hierunter fällt etwa der Bereich der Indoor-Navigation. Eine Standortbestimmung mit Zentimetergenauigkeit sei im Alltag auch nicht erforderlich, so Kerbl gegenüber pressetext. "Das ist nur für spezielle Einsätze, etwa in der Landvermessung, relevant. Autonavigation funktioniert auch mit der Genauigkeit von GPS problemlos."

Zudem hängen Aufwand und Kosten der Errichtung stark von der Topographie des jeweiligen Gebietes ab. Während in Australien Flachland vorherrscht, bietet das Berg- und Hügelrelief in Europa ganz andere Bedingungen. "Schon die Errichtung von flächendeckenden Funknetzen hat sich für die Betreiber als sehr kompliziert gestaltet. Dieses Problem bestünde auch bei einem terrestrischen Ortungssystem", so Kerbl weiter. Zur Vereinfachung würde sich nur die Mitnutzung der existierenden Funk-Infrastruktur anbieten, da ansonsten die Errichtung zahlreicher, neuer Masten erforderlich wäre.

Kerbl rechnet angesichts des bevorstehenden Starts des europäischen Galileo-Systems ohnehin nicht mit einem breiten Siegeszug eines terrestrischen Systems. Denn auch mit Galileo soll Ortung mit Zentimeter-Genauigkeit gelingen. Derzeit läuft die dritte und letzte Phase des Endausbaus. Seit 2005 ist der erste kompatible Satellit im All, 2014 sollen erste Dienste verfügbar sein. Der Vollbetrieb mit 30 Satelliten soll schließlich 2020 aufgenommen werden. Der Experte erwartet, dass sich Galileo in Europa schnell als neuer Standard für Navigation etablieren wird. (pte/hal)