Telefonieren zu Großkundenpreisen

Unübersichtliche Tarife und mangelndes Vertrauen halten viele Mittelständler davon ab, zu einem privaten TK-Anbieter zu wechseln. In diese Lücke stößt Netnet mit dem kostenlosen Angebot, einen Least-Cost-Router zu installieren, der bis zu 50 Prozent der Fernsprechausgaben einspart.

Von: Claudia E. Petrik

Vor über einem Jahr startete Netnet in Deutschland als netzunabhängiger Telefondienstleister mit dem ehrgeizigen Ziel, den mittelständischen Markt zu erobern. Eine anspruchsvolle Aufgabe, denn nach einer aktuellen Studie von Arthur D. Little und Capital sind Unternehmen mit unter 500 Mitarbeitern am wenigsten bereit, die Telekom zu verlassen. Dem Ziel ist der Anbieter in Zusammenarbeit mit Ericsson schon ein Stück näher gekommen. Bisher haben sich mehr als 2500 Firmen von dem Konzept überzeugen lassen.

Die Idee ist simpel: Netnet kauft zu Großkundenrabatten Netzkapazitäten von Vertragspartnern - derzeit Colt Telecom, Star Telecom, Deutsche Telekom, Kronos und Viag Interkom - und verkauft diese zu günstigen Preisen weiter. Damit der Kunde keinerlei Aufwand hat, installiert ein Ericsson-Techniker vor Ort einen Least-Cost-Router und paßt ihn softwaretechnisch an die TK-Anlage an. "Das machen wir kostenlos, ebenso wie die Wartung und den täglichen Remote-Update der Routing-Tabellen", erklärt Jürgen Pfitzner, Geschäftsführer von Netnet Deutschland. Einzige Bedingung: Der Kunde muß einen Telefonumsatz von 800 Mark pro Monat vorweisen und eine vierteljährliche Vertragslaufzeit akzeptieren.

Um Kunden flächendeckend beraten zu können, arbeitet Netnet bundesweit mit 220 TK-Anlagenfirmen und 200 Resellern zusammen. Dazu kommen 48 Ericsson-Techniker, die die Router bei den Anwendern installieren. Die Konfigurationsvorarbeit leisten weitere 26 Techniker in der Zentrale in München, die auch die Hotline betreuen. Damit keine Kapazitätsengpässe auftreten, ist der Router so programmiert, daß er anhand der gewählten Nummer automatisch den Carrier mit dem günstigsten Tarif nimmt. Ist dessen Leitung besetzt, wechselt er zum nächsten Anbieter.

Die Preise für Geschäftskunden sind nach Regionen unterteilt: Im Nahbereich kostet die Minute von 9.00 bis 18.00 Uhr 20 Pfennig und außerhalb dieser Zeit 14 Pfennig. Für Ferngespräche sind tagsüber 27 und abends 17 Pfennig je Minute zu bezahlen. Alle Telefonate unter 15 Sekunden sind kostenlos.

Ab Herbst wollen Netnet und Ericsson noch intensiver zusammenarbeiten. Dann verkaufen die Schweden die Telefondienstleistungen des Partners an die eigenen Kunden.